Andreas Ritter von Ettingshausen, o. Univ.-Prof. Dr. phil.

25.11.1796 – 25.5.1878
born in Heidelberg, Germany died in Wien, Austria

Schwager von Andreas von Baumgartner, Schwiegervater von Anton Schrötter von Kristelli

Honors

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Commemorative Plaque of Faculty 1893 Faculty of Philosophy

Die Ehrentafeln der Fakultäten in den Seitenaulen des Hauptgebäudes der Universität Wien wurden am 24. Mai 1893 enthüllt. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Ehrentafel der Philosophischen Fakultät eine Liste von 38 Namen von berühmten Schülern der Universität Wien, darunter jenen von Andreas von Ettingshausen. Die Liste war war für die Fakultät von Prof. Wilhelm Hartel bzw. im Auftrag des Senats von Universitätsarchivar Karl Schrauf zusammengestellt worden.

Functions

Dean Faculty of Philosophy 1858/59
Rector Faculty of Philosophy 1861/62

Andreas von Ettingshausen, Sohn des Offiziers Konstantin von Ettingshausen und dessen Ehefrau Anna Maria Franziska, geb. Walther, besuchte Schulen in Essek (Osijek, Kroatien), Zombor (Slowakei), Neusatz (Novi Sad, Serbien), Pest (Budapest, Ungarn) und Erlau (Eger, Ungarn), wo sein Vater stationiert war. Ab 1809 lebte die Familie in Wien, wo Andreas von Ettingshausen 1811 das Gymnasium in der Josefstadt (8. Bezirk) abschloss. Nach Absolvierung der philosophischen Jahrgänge studierte er ab 1814 mithilfe eines Stipendiums der Lilienburse Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Mit dem Ziel einer militärischen Laufbahn besuchte Ettingshausen parallel die Schule des österreichischen Bombardierkorps, wo er auch eine mathematische Ausbildung erhielt. Nach Unterzeichnung der Friedenbeschlüsse des Wiener Kongresses gab er seinen militärischen Berufswunsch auf und wurde 1817 Adjunkt an der Lehrkanzel für Mathematik und Physik an der Universität Wien. Hier supplierte er Lehrveranstaltungen des erkrankten Professors Ignaz Appeltauer im Fach Elementarmathematik.

Nach Ablegung seines ersten Rigorosums 1818 – und lange vor dem vollständigen Studienabschluss – wurde Ettingshausen 1819 Professor für Physik am Lyzeum in Innsbruck. Bereits 1821 kehrte er wieder an die Universität Wien zurück, wo er Lehrender für Höhere Mathematik sowie supplierender Professor für Physik und Angewandte Mathematik wurde. Seine „Vorlesungen über höhere Mathematik“ erschienen 1827 in zwei Bänden.

1824 heiratete Ettingshausen Antonie Skarnitzl. Auch sein Sohn Constantin von Ettingshausen wurde Naturwissenschafter und gilt als Mitbegründer der Paläobotanik in Österreich, seine Tochter Sophia Karoline heiratete den Kristallografen Joseph Grailich.

Als Nachfolger seines Schwagers Andreas von Baumgartner wurde Andreas von Ettingshausen 1835 zum ordentlichen Professor für Physik, Angewandte Mathematik und Mechanik an der Universität Wien berufen, obwohl er erst 1837 zum Dr. phil. promoviert wurde. Gleichzeitig übernahm er die Leitung des Physikalischen Cabinets.

Wissenschaftlich beschäftigte sich Andreas von Ettingshausen mit verschiedensten mathematischen und physikalischen Problemen. So verfasste er Beiträge über mathematische Analysis, Arithmetik, Algebra, Differentialgleichungen, Potenzreihen oder bestimmte Integrale. Im Bereich der Physik befasste er sich u.a. mit Strahlen- und Wellenoptik und Elektromagnetismus. 1837 erregte er Aufsehen, als er bei der Versammlung der deutschen Naturforscher und Ärzte in Prag eine von ihm konstruierte elektromagnetische Maschine vorstellte, die durch Induktion Strom erzeugte. 1839 nahm Ettingshausen an einer Vorstellung der Daguerreotypie in der Pariser Akademie der Wissenschaften teil und brachte das Wissen um die Technik nach Wien, wo er sie selbst anwandte und sie später weiterentwickelt wurde. Gemeinsam mit seinem Schwager Andreas von Baumgartner gab Ettingshausen 1826 bis 1832 die „Zeitschrift für Physik und Mathematik“ heraus und überarbeitete dessen Werk „Die Naturlehre nach ihrem gegenwärtigen Zustande mit Rücksicht auf mathematische Begründung“ (6. Auflage 1839, 7. Auflage 1842). Als Pionier der mathematischen Physik machte Ettingshausen sich vor allem mit seinem Hauptwerk, dem 1844 veröffentlichten Lehrbuch „Anfangsgründe der Physik“ einen Namen.

Bereits 1837 war Andreas von Ettingshausen Mitverfasser einer Denkschrift, die den Anstoß zur Gründung einer wissenschaftlichen Akademie in Wien nach dem Pariser Vorbild gab. Nach erfolgter Gründung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien 1847 wurde er wirkliches Mitglied und der erste Generalsekretär (bis 1850).

1848 wurde Ettingshausen zum Leiter der mathematischen Studien an der militärisch ausgerichteten Ingenieurakademie, die sich in der heutigen Stiftskaserne in Wien befand, ernannt. Als diese 1852 in eine rein militärische Genieschule umgewandelt und nach Znaim übersiedelt wurde, wechselte Ettingshausen an das Polytechnische Institut (heute Technische Universität Wien), wo er einen Kurs über höhere Ingenieurwissenschaften abhielt. Noch im selben Jahr kehrte er jedoch wieder an die Universität Wien zurück. Christian Doppler hatte hier 1850 die Leitung des neu gegründeten Physikalischen Instituts übernommen und im Folgejahr begonnen, dieses in neuen Räumlichkeiten in der Wiener Vorstadt Erdberg einzurichten. Aufgrund einer Erkrankung, die 1853 zu Dopplers Tod führte, übernahm Ettingshausen 1852 die Direktion des Instituts und die ordentliche Professur für Physik. Als Dopplers Nachfolger setzte er die Einrichtung des Instituts fort, etablierte einen dreisemestrigen Lehrplan für die praktische physikalische Ausbildung und erweiterte die Lehrsammlung mit neuen Instrumenten. Nach seiner Emeritierung folgte ihm 1866 Josef Stefan als Direktor nach.

An der Universität Wien fungierte Andreas von Ettingshausen im Studienjahr 1858/59 als Dekan der Philosophischen Fakultät und wurde zum Rektor des Studienjahres 1861/62 gewählt.

Ettingshausen wurde für seine Verdienste vielfach geehrt: Er war ab 1847 nicht nur Gründungsmitglied und erster Generalsekretär der Akademie der Wissenschaften in Wien, sondern gehörte auch der Deutsche Akademien der Naturforscher Leopoldina (seit 1862), der Akademie der Wissenschaften in Göttingen (seit 1864), der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte, der Gesellschaft der Ärzte in Wien sowie weiteren Gelehrtengesellschaften im Ausland an. Ettingshausen wurde 1844 zum Regierungsrat ernannt, erhielt 1856 das Ritterkreuz des Leopoldordens und wurde 1857 in den Ritterstand erhoben. Anlässlich seiner Emeritierung erfolgte 1866 seine Ernennung zum Hofrat und Freiherren sowie die Verleihung des Ordens der Eisernen Krone II. Klasse.

Andreas von Ettingshausen, der 1878 in Wien verstarb, wurde auf dem Zentralfriedhof bestattet. Seit 2008 befindet sich seine Grabstätte als ehrenhalber gewidmetes Grab in der Obhut der Stadt Wien.
Die Universität Wien ehrte Ettingshausen 1893 mit der Eintragung seines Namens auf der Ehrentafel der Philosophischen Fakultät. 1913 benannte die Stadt Wien die frühere Hohenwartgasse in Wien-Döbling (19. Bezirk) nach ihm (Ettingshausengasse). Der 1917 ebenfalls nach ihm benannte Ettingshausenplatz in Döbling wurde 1935 in Stefan-Esders-Platz umbenannt.

Werke (Auswahl)

Die combinatorische Analysis. Als Vorbereitungslehre zum Studium der theoretischen höheren Mathematik, 1826.
Vorlesungen über höhere Mathematik (2 Bände), 1827.
gemeinsam mit Andreas von Baumgartner: Die Naturlehre nach ihrem gegenwärtigen Zustande mit Rücksicht auf mathematische Begründung (7. Auflage 1842).
Anfangsgründe der Physik, 1844 (4. Auflage 1860).
Die Prinzipien der heutigen Physik, 1857. 

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 03/28/24

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