Leopold Schmetterer, o. Univ.-Prof. Dr., Dr. h.c.
Honors
Ehrung | Titel | Datierung | Fakultät | |
---|---|---|---|---|
Room Name | Leopold-Schmetterer-Seminarraum | 1999 | Faculty of Natural Sciences |
1999 wurde zu Ehren von em. Prof. Leopold Schmetterer der Seminarraum des Instituts für Statistik, Operations Research und Computer Science der Universität Wien (Wien 1., Universitätsstraße 5, 3.Stock) nach ihm benannt. |
Room Name | Leopold-Schmetterer Leseraum | 2005 (aufgehoben 2013) | Faculty of Mathematics |
Am 8. November 2005 wurde in der Fachbibliothek für Mathematik, Statistik und Informatik (Wien 9., Nordbergstraße 15) anlässlich einer Gedenkveranstaltung für den im Vorjahr verunglückten international renommierten Mathematikers der Leopold-Schmetterer-Lesesaal eingeweiht bzw. eröffnet. |
Functions
Dean | Faculty of Philosophy | 1969/70 |
Dean | Faculty of Economics and Social Sciences | 1985/86–1986/87 |
Dean | Faculty of Economics and Social Sciences | 1987/88–1988/89 |
- Mathematics
- Statistics
- Faculty of Philosophy
- Faculty of Economics and Social Sciences
- Faculty of Mathematics
Leopold Schmetterer wurde am 8. November 1919 in Wien als Sohn von Leopold Schmetterer und Gisela, geb. Busch, geboren. Er maturierte 1937 am Hamerling-Gymnasium, absolvierte eine Lehrerausbildung und erlangte 1938 die Lehrbefugnis als Volksschullehrer. Anschließend studierte er Mathematik, Physik und Meteorologie an der Universität Wien und war noch während des Studiums ab 1940 als wissenschaftliche Hilfskraft am Mathematischen Institut. Er promovierte am 14. Juli 1941 mit der 23seitigen Dissertation: „Approximation komplexer Zahlen durch Zahlen K (i[Wurzel aus]11)“ (Betreuer: Nikolaus Hofreiter) zum Doktor der Naturwissenschaften („Dr.rer.nat“), wurde jedoch schon zuvor zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Ab 1943 arbeitete er als angewandter Mathematiker in den Henschel-Flugzeugwerken in Berlin.
Nach Kriegsende wurde er einige Wochen von den Alliierten (USA) interniert. Ab Wintersemesters 1945/46 war er Assistent am Mathematischen Institut der Universität Wien bei Johannes Radon.
1947 heiratete Schmetterer die Mathematikstudentin Elisabeth Schaffer. Sie hatten später eine Tochter und drei Söhne.
1949 habilitierte sich Schmetterer mit der Arbeit „Zum Konvergenzverhalten gewisser trigonometrischer Reihen“ an der Universität Wien. Von 1950 bis 1955 war er daneben auch Diätdozent an der Technischen Hochschule Wien. 1955 erhielt er den Titel (aber nicht die Position) eines außerordentlichen Professors an der Universität Wien (tit.ao.Univ.-Prof.). 1956 wurde er als Ordinarius (o.Univ.-Prof.) an die Universität Hamburg berufen, wo er auch Direktor des Instituts für Mathematische Statistik wurde. Er wurde als Nachfolger Radons nach Wien zurückberufen und war ab 11. Jänner 1961 ordentlicher Professor für Mathematik mit besonderer Berücksichtigung der Wahrscheinlichkeitstheorie und Mathematischen Statistik an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien. Vom Juni 1971 bis zu seiner Emeritierung im September 1990 war er ordentlicher Professor für Statistik an der damaligen Rechtswissenschaftlichen Fakultät (später Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften), blieb aber als Honorarprofessor dem Mathematischen Institut weiter verbunden. Er nahm auch zahlreiche internationale Gastprofessuren wahr, etwa an der University of California, Berkeley/USA (1959/1960), an der Catholic University of America, Washington/USA (1962/63), am Technion, Haifa/Israel (1966/67), an der Université de Clermont-Ferrand. Frankreich (1967/68) sowie an der Bowling Green State University, Ohio/USA (1973).
Funktionen
Schmetterer war im Studienjahr 1969/70 Dekan der Philosophischen Fakultät, 1971 bis 1975 Leiter des Rechenzentrums der Universität Wien und des Instituts für Sozio-ökonomische Entwicklungsforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. In den Studienjahren 1985/86 bis 1986/87 sowie nach Wiederwahl 1987/88 bis 1988/89 fungierte er als Dekan der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien.
Leopold Schmetterers wissenschaftliches Werk ist vielfältig und reicht von Arbeiten zur Zahlentheorie, zu Trigonometrischen Reihen, Stochastischer Approximation über Wahrscheinlichkeitsrechnung bis hin zur Mathematischen Statistik (besonders mathematische Methoden der Entscheidungstheorie). Er gilt auch als Mitbegründer der Wahrscheinlichkeitstheorie auf nichtkommutativen Gruppen. Zu seinen Werken zählen u.a.
- Einführung in die Mathematische Statistik (1956, ²1966, engl. 1974, russ. 1976),
- Zum Konvergenzverhalten gewisser trigonometrischer Reihen, in: Monatshefte Mathematik 52 (1948), 162–178,
- Über nichtparametrische Methoden in der mathematischen Statistik, in: Jahresbericht der Deutsche Mathematiker-Vereinigung 61 (1959), 104–126,
- Über die Summe Markovscher Ketten auf Halbgruppen, in: Monatshefte für Mathematik 71 (1976), 223–260,
- Problems of group theory related to probability theory, in: Advances in Applied Probability 6 (1974), 188–259.
Er war einer der Gründer der Zeitschrift für Wahrscheinlichkeitstheorie und verwandte Gebiete (Probability Theory and Related Fields) sowie einer der Herausgeber der Selecta von Karl Menger (2002/03), der Gesammelten Werke von Johann Radon (1987) und von Hans Hahn (Springer 1995–1997).
Mitgliedschaften (Auswahl)
Schmetterer war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften wie etwa des Institute for Mathematical Statistics, USA (Fellow 1961), des Internationalen Statistischen Instituts in Den Haag (1967 Vizepräsident), der Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW 1970 korrespondierendes, 1971 wirkliches Mitglied, 1975–1983 Generalsekretär), der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (1970 Mitglied, 1981 Vorsitzender der Sektion Angewandte Mathematik), der Akademie der Wissenschaften zu Berlin (1977 Mitglied), der Sächsischen Akademie der Wissenschaften (1983 Mitglied) sowie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1984 Mitglied)
Ehrungen (Auswahl)
Leopold Schmetterer wurde mit zahlreichen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet, u.a. mit dem Förderungspreis der Stadt Wien (1952), dem Ehrendoktorat der Université de Clermont-Ferrand (1972), dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (1975), dem Goldenen Ehrenzeichen für die Verdienste um das Land Wien (1979), dem Ludwig Boltzmann-Preis (1981), dem Schrödinger-Preis der ÖAW (1982) und der Verdienstmedaille der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (1995).
1999 wurde in seinem Beisein der Seminarraum des Instituts für Statistik, Operations Research und Computer Science der Universität Wien ihm zu Ehren in Leopold-Schmetterer Seminarraum benannt (Wien 1., Universitätsstraße 5, 3. Stock) und eine entsprechende Tafel enthüllt. Posthum wurde am 8. November 2005 auch in der damaligen Fachbibliothek für Mathematik, Statistik und Informatik in Wien 9., Nordbergstraße 15, der Leopold Schmetterer-Leseraum feierlich nach ihm benannt. Letztere Raumbenennung wurde 2013, nach dem Umzug in das neue Gebäude am Oskar Morgenstern Platz, nicht in die neue Fachbereichsbibliothek Wirtschaftswissenschaften und Mathematik transferiert.
Leopold Schmetterer, zunehmend erblindet, starb 2004 bei einem Verkehrsunfall an einem unbeschrankten Bahnübergang im Burgenland und ist am Wiener Zentralfriedhof bestattet.
Seine Sammlung mathematischer Literatur ist in der Fachbereichsbibliothek Wirtschaftswissenschaften und Mathematik der Universität Wien der Öffentlichkeit zugänglich.
Links:
>>> Wikipedia
>>> MathsHistory
Archiv der Universität Wien: Nationale der Philosophoischen Fakultät 1937-1940; Rigorosenprotokoll und -akt PH RA; Promotionsprotokoll PHIL M34.6, Nr. 4101; Dekanealbum 112.316; Bildarchiv 106.I.4108; Personalstand der Universität Wien 1998.
Zuletzt aktualisiert am 03/31/25
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Dekan Leopold Schmetterer bei der Verleihung von Ehrentiteln an Ernst Hiesmayr, Alois Miksch, Heinrich Geuder und Friedrich Lenz
Dekan Leopold Schmetterer bei der Verleihung von Ehrentiteln an Ernst Hiesmayr , Alois Miksch , Heinrich Geuder und Friedrich Lenz