Hans Sperl, o. Univ.-Prof. Dr. jur.

13.11.1861 – 3.3.1959
born in Weyer, Oberösterreich, Austria died in Wien, Austria

Schriftsteller, Politiker

Honors

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Badge of Honor Ehrenz. 1951/52 Faculty of Law and State

Die Ehrung wird 2022/23  aufgrund von Hans Sperls Involvierung in den Nationalsozialismus als „diskussionswürdig“ eingestuft. Sperl war Mitglied im Deutschen Klub. Da er als „völkischer Hochschulprofessor“ galt und offenbar schon vor 1938 mit dem Nationalsozialismus sympathisierte, wurde er 1. Juni 1938 mit dem Status eines „Altparteigenossen“ in die NSDAP aufgenommen (Mitgliedsnummer 7.683.719). Nach Beendigung seiner Lehrtätigkeit an der Universität Wien wurde er 1940 mit der Medaille für Verdienste um den Nationalsozialismus in Österreich geehrt und 1942 als Ehrenmitglied der philosophischhistorischen Klasse der Akademie der Wissenschaften aufgenommen. 1944 wurde ihm auch die Ehrenmünze der Stadt Wien verliehen. Im Alter Autor mehrerer Romane und Erzählungen mit autobiografischen Zügen, veröffentlichte er 1942 das Kinderbuch „Waldgeschichten, Märchen und Fabeln“ mit einer Erzählung („Der kleine und der große Baumeister“), in der er Hitler als „größten Baumeister aller Zeiten“ verehrte.

Trotz seiner NSDAP‐Mitgliedschaft wurde Sperl nach Kriegsende 1945 nur als „Minderbelasteter“ eingestuft. Aufgrund seines hohen Alters von über 80 Jahren wurde er nicht mehr an der Universität Wien tätig, sondern blieb im Ruhestand.

Functions

Dean Faculty of Law and State 1903/04
Dean Faculty of Law and State 1923/24
Rector Faculty of Law and State 1924/25

Hans Sperl war der Sohn von Johann Sperl, Direktor des Stahlwerks in Weyer, später eines Bergwerks in Köflach. Nach Abschluss des Akademischen Gymnasiums in Graz nahm Hans Sperl 1879 ein Studium der Rechtswissenschaften an der dortigen Universität auf, das er 1884 mit der Promotion zum Dr. jur. abschloss. Anschließend war er als Advokaturskandidat in einer Grazer Rechtsanwaltskanzlei tätig, absolvierte nach dem Gerichtsjahr die Richteramtsausbildung und war als Richter in Eibiswald und in Graz tätig (1885 Rechtspraktikant, 1891 Gerichtsadjunkt, 1897 Gerichtssekretär). 1895 wurde er mit der Habilitationsschrift „Die Sukzession in den Prozeß“ an der Universität Graz für österreichisches zivilgerichtliches Verfahren habilitiert und 1899 ebendort zum außerordentlichen Professor ernannt.

Bereits wenige Monate später wurde er mit Februar 1900 als Nachfolger Anton Mengers als ordentlicher Professor für österreichisches zivilgerichtliches Verfahren an die Universität Wien berufen. Hier arbeitete er ab 1911 an der Gründung und Einrichtung des Instituts für angewandtes Recht, das er als Vorstand leitete und in dessen Rahmen er eine umfangreiche Materialiensammlung von verschiedensten Urkunden, Akten, Rechts- und Geschäftsunterlagen aus den Bereichen bürgerliches und kaufmännisches Recht für den praxisnahen Unterricht anlegte (heute am Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte). Parallel lehrte er 1902 bis 1922 auch als Professor für österreichisches und ungarisches Handels- und Wechselrecht und bürgerliches Gerichtsverfahren an der Konsularakademie in Wien.
An der Universität Wien wurde Sperl in den Studienjahren 1903/04, 1913/14 und 1923/24 zum Dekan der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät gewählt und 1924/25 zum Rektor. Er fungierte zudem als Vorsitzender der Disziplinarkommission für die Angehörigen des Lehrkörpers, als Mitglied der judiziellen und rechtshistorischen Staatsprüfungskommission sowie der Richteramtsprüfungskommission.

Hans Sperl beschäftigte sich in seinen wissenschaftlichen Arbeiten vor allem mit dem Zivilprozessrecht (3-teiliges „Lehrbuch der bürgerlichen Rechtspflege“ 1925–1930, Einführung der Blutprobe als Vaterschaftsnachweis), der Rechtsvergleichung sowie mit internationalem Recht. Seit 1910 befasste er sich mit Rechtsfragen der Luftfahrt und trat für ein einheitliches Luftverkehrsrecht ein. In seiner Inaugurationsrede als Rektor über „Nationalismus, Internationalismus und Rechtsordnung“ sprach er sich für einen internationalen Verfassungsgerichtshof aus. Er leistete Vorarbeit zu Rechtshilfe- und Luftfahrtabkommen und vertrat Österreich 1931 als „Conseilleur de gouvernement“ beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag, als dieser über die Zulässigkeit der geplanten Deutsch-österreichischen Zollunion beriet. Zwar wurde festgestellt, dass der Plan nicht dem „Anschlussverbot“ widersprach, da jedoch eine knappe Mehrheit der Richter eine „Gefährdung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit Österreichs“ erkannte, wurde dieser letztendlich abgelehnt.

Für seine Verdienste wurde Hans Sperl vielfach ausgezeichnet, so allein im Jahr 1916 zum Hofrat ernannt sowie mit der Zivil-Verdienstmedaille, dem Komturkreuz des Franz-Joseph-Ordens und der Mecidiye-Medaille für Kunst und Gewerbe geehrt. 1933 erhielt er das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich sowie 1936 den Ehrenring der Stadt Wien. Er gehörte zahlreichen internationalen Fachgesellschaften an, so der Akademie für internationales Recht in New York, der International Academy for political and social sciences in Washington und Philadelphia, der International law association in London, dem Institut de droit international, dem Institut für Internationales Recht in Kiel, der Associazione Italiana fragli Studiosi del Processo Civile, der deutschen Gesellschaft für Völkerrecht und dem internationalen Verband zum Schutz des Privatrechtes in Bern. Aufgrund seines Engagements für Musik und Kultur hatte er auch führende Positionen im Zentralrat des österreichischen Bundes der geistigen Arbeiter, dem Wiener Männergesangvereins, der Akademischen Sängerschaft Gothia zu Graz, der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien sowie der Genossenschaft bildender Künster (Künstlerhaus Wien) inne.

Hans Sperl wurde 1932 emeritiert, war jedoch nach Absolvierung eines zusätzlichen Ehrenjahres noch bis 1940 als Honorarprofessor für Rechtsvergleichung und ausländisches Recht an der Universität Wien tätig.
Sperl war Mitglied im Deutschen Klub. Da er als „völkischer Hochschulprofessor“ galt (nicht zuletzt wohl aufgrund seiner Mitwirkung an der geplanten deutsch-österreichischen Zollunion) und offenbar schon vor 1938 mit dem Nationalsozialismus sympathisierte, wurde er 1. Juni 1938 mit dem Status eines „Altparteigenossen“ in die NSDAP aufgenommen (Mitgliedsnummer 7.683.719). Nach Beendigung seiner Lehrtätigkeit an der Universität Wien wurde er 1940 mit der Medaille für Verdienste um den Nationalsozialismus in Österreich geehrt und 1942 als Ehrenmitglied der philosophisch-historischen Klasse der Akademie der Wissenschaften aufgenommen. 1944 wurde ihm auch die Ehrenmünze der Stadt Wien verliehen. Im Alter Autor mehrerer Romane und Erzählungen mit autobiographischen Zügen, veröffentlichte er 1942 das Kinderbuch „Waldgeschichten, Märchen und Fabeln“ mit einer Erzählung („Der kleine und der große Baumeister“), in der er Hitler als „größten Baumeister aller Zeiten“ verehrte.

Trotz seiner NSDAP-Mitgliedschaft wurde Sperl nach Kriegsende 1945 nur als „Minderbelasteter“ eingestuft. Aufgrund seines hohen Alters von über 80 Jahren wurde er nicht mehr an der Universität Wien tätig, sondern blieb im Ruhestand. Anlässlich seines 90. Geburtstags wurde ihm am 12. November 1951 das Goldene Ehrenzeichen der Universität Wien verliehen. 1956 wurde die Hans-Sperl-Straße in Salzburg nach ihm benannt. Drei Jahre später starb Sperl im Alter von 97 Jahren in Wien.

Werke (Auswahl)

Succession in den Process, 1895.
Die Urteile in Versäumungsfällen nach österreichischem Civilprocessrecht, 1898.
Gutachten über Verlust und Wiedererwerbung der Doktorswürde nach strafgerichtlicher Verurteilung, 1900.
Systematischer Grundriss der Rechtsquellen, Literatur und Praxis des österreichischen Zivilprocess- und Exekutionsrechtes, 1903.
Ein Institut für angewandtes Recht an der Universität Wien, 1912.
Die Zwangsvollstreckung in bürgerlichen Rechtssachen zwischen Österreich und Ungarn, 1915.
Der Einfluss des Krieges auf laufende Bauverträge, 1918.
mit Marga Lammasch (Hg.), Heinrich Lammasch. Seine Aufzeichnungen, sein Wirken und seine Politik, 1922.
Nationalismus, Internationalismus und Rechtsordnung (Inaugurationsrede), 1924.
Lehrbuch der bürgerlichen Rechtspflege (3 Teile), 1925–1930.
mit Michael Doeberl, Otto Scheel, Wilhelm Schlink, Eduard Spranger, Hans Bitter und Paul Frank (Hrsg.): Das Akademische Deutschland (4 Bände), 1931.

Belletristik:

Roland Zalus, 1947.
Jutta und Mira, 1948.
Graf Felsenstein und sein Nachbar, 1948.
Waldgeschichten, Märchen und Fabeln, 1942 (4. Aufl. 1948).

> Archiv der Universität Wien, R 34.4: Ehrenbuch 1921-1959; Senat S 228.3 (Goldenes Ehrenzeichen).
> Deutsche Biographie
​> Wikipedia
​> Austria-Forum

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 03/28/24

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