Charlotte Bühler (geb. Malachowski), tit. ao. Univ.-Prof. Dr. phil.
Entwicklungspsychologin, Begründerin der „Wiener Schule der Kleinkinder- und Jugendpsychologie“
„Beginnend mit dem Studium der Kinderpsychologie hat sich Charlotte Bühler nachfolgend der Jugendpsychologie auf der Grundlage von Tagebüchern gewidmet, um letztlich den gesamten Lebenslauf des Menschen zum Gegenstand der Entwicklungspsychologie werden zu lassen.“
Lieselotte Ahnert, Professorin für Entwicklungspsychologie an der Universität Wien
Honors
Ehrung | Titel | Datierung | Fakultät | |
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Gate of Remembrance | Bühler-Tor | 1998/99 |
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Monument in arcaded court | 2015/16 | Faculty of Psychology |
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- Psychology
- Aesthetics
- Adolescent Psychology
- Faculty of Philosophy
Charlotte Bühler entwickelte bereits in ihrer Jugend starkes Interesse an psychologischen Problemen. Sie begann ihre Universitätsstudien in Freiburg im Breisgau, wo sie Vorlesungen aus Psychologie, Philosophie und Medizin besuchte. Danach ging sie an die Universität Berlin, wo sie bei Carl Stumpf ihre psychologischen Studien intensivierte. Obwohl ihr die Universitätslaufbahn erstrebenswert erschien, entschloß sie sich zunächst Gymnasiallehrerin zu werden. Erst nach dem Lehrerexamen ging sie mit einer Empfehlung von Carl Stumpf nach München, wo sie bei Oswald Külpe an einer Dissertation über "Denkprozesse" zu arbeiten begann. In München lernte sie ihren späteren Ehemann Karl Bühler kennen, der zu dieser Zeit als Assistent Külpes tätig war. Charlotte und Karl Bühler heirateten 1916. Trotz Hausstandsgründung und Geburt einer Tochter konnte Charlotte Bühler im Jahr 1918 ihre Dissertation vollenden und das Doktorat der Philosophie erwerben. Noch im selben Jahr folgte sie ihrem Ehemann Karl Bühler an die Technische Hochschule Dresden, wo sie sich mit dem Werk "Entdeckung und Erfindung in Literatur und Kunst" 1920 habilitieren konnte.
Als Karl Bühler 1922 auf einen Lehrstuhl für Philosophie an die Universität Wien berufen wurde, übersiedelte die Familie nach Wien, wo Charlotte Bühler ab 1923 als Privatdozentin und von 1927 bis 1938 als außerordentliche Professorin für Psychologie (Ästhetik und Jugendpsychologie) tätig war. Sie arbeitete gemeinsam mit ihrem Mann am neugegründeten Psychologischen Institut und an der Pädagogischen Akademie der Stadt Wien, wo ihr ein psychologisch pädagogisches Laboratorium zur Verfügung stand. Ihre wissenschaftlichen Arbeiten betrafen hauptsächlich das Gebiet der Kinder- und Jugendpsychologie. 1932 entwickelte Charlotte Bühler die ersten Kleinkindertests | diesen folgten Schulreifetests sowie Schulreifeentwicklungshilfen. Die von ihr mit verschiedenen Mitarbeitern entwickelten Methoden der empirischen Forschung wirkten bahnbrechend, so z. B. die Methoden des Interviews bzw. der Lebenslaufforschung. 1938 wurden Charlotte und Karl Bühler von den Nationalsozialisten von der Universität vertrieben und zur Emigration gezwungen. Es folgten lange Jahre der Unsicherheit, bis das Ehepaar in Kalifornien ein neues Zuhause fand. In den sechziger Jahren gründete Charlotte Bühler u. a. mit Abraham Maslow, Kurt Goldstein und Carl Rogers die "American Association for Humanistic Psychology", in der sie selbst 1965/66 Präsidentin war. Zuletzt wirkte sie als Professorin für Erziehungspsychologie und klinische Psychologie an der University of Southern California in Los Angeles.
Sie wurde 1998 durch die Benennung eines der "Tore der Erinnerung" am Campus der Universität Wien nach ihr und ihrem Mann geehrt (Bühler-Tor, Spitalgasse nächst Alser Straße). Zehn Jahre später entschied der Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft der Stadt Wien, einen Weg in Wien-Hernals nach ihr zu benennen (Charlotte-Bühler-Weg). 2016 wurde ein Denkmal für Charlotte Bühler im Arkadenhof der Universität Wien enthüllt (Künstler: Thomas Baumann).
Im Jahr 2014 erwarb die Universität Wien den "Exil-Nachlass" des Ehepaares Charlotte und Karl Bühler, der sich seitdem im Archiv der Universität Wien befindet und der Forschung zugänglich ist.
Zuletzt aktualisiert am 02/12/24