Leopold Figl, Dipl.-Ing.
Politiker (ÖVP), Bundeskanzler, Nationalratspräsident, Außenminister, Landeshauptmann von Niederösterreich
Honors
Ehrung | Titel | Datierung | Fakultät | |
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Honorary Senator | sen.h.c. | 1964/65 |
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Leopold Figl, geboren 1902 als Bauernsohn im niederösterreichischen Rust im Tullnerfeld, absolvierte er das Gymnasiu, in St. Pölten, NÖ, und begann 1923 an der Hochschule für Bodenkultur in Wien Agrarwissenschaften zu studieren und wurde dort Mitglied der katholischen Studentenverbindung KaV Norica Wien (ÖCV), und schloß das Studium mit dem akademischen Grad „Dipl-Ing.“ ab.
Beruflicher Werdegang
Er wandte sich nach dem Studium der politischen Laufbahn zu, war ab 1927 Sekretär des Niederösterreichischen Bauernbundes, ab 1931 dessen stellvertretender Direktor und ab 1933 Direktor des Niederösterreichischen Bauernbundes. Seit 1930 war mit Hildegard Hemala (1906–1989) verheiratet mit der er zwei Kinder hatte.
Austrofaschismus
Nach der Zerstörung der Demokratie durch den austrofaschistischen Staatsstreich von Engelbert Dollfuß 1933/34 wurde Figl zu einem wichtige Funktionär der ständestaatlichen Kanzlerdiktatur unter Dollfuß und Schuschnigg: ab November 1934 war er Mitglied des Bundeswirtschaftsrats und niederösterreichischer Führer der paramilitärischen Ostmärkischen Sturmscharen, ab 1937 war er auch Direktor des österreichischen Reichsbauernbunds.
Nationalsozialismus
Als prominenter Funktionär des Ständestaates wurde er am Tag des Anschlusses am 12. März 1938 verhaftet und mit dem sogenannten Prominententransport vom 1. April 1938 in das KZ Dachau gebracht, wo er misshandelt und monatelang in Dunkelhaft gehalten wurde. Im September 1939 wurde er in das KZ Flossenbürg überstellt, im April 1940 wieder nach Dachau zurückverlegt und erst nach über fünf Jahren KZ-Aufenthalts am 8. Mai 1943 vorläufig entlassen.
Er arbeitete 1943 als Bauingenieur bei einer niederösterreichischen Baufirmaversuchte aber auch in Untergrund den NÖ Bauernbund zu reaktivieren. Im Oktober 1944 wurde er verhaftet und ins Konzentrationslager Mauthausen deportiert, von wo er im Jänner 1945 zu einem Volksgerichtsprozess wegen Hochverrats an das Landgericht Wien überstellt wurde. Der Zusammenbruch der NS-Herrschaft bewahrte ihn vor einer erwartbaren Todesstrafe.
2. Republik
Nach Ende des 2. Weltkriegs stieg Figl erneut in die Politik ein – nach den Erfahrungen der Lager vom Austrofaschisten zu einem Vertreter der Zusammenarbeit aller politischen Lager gewandelt, gründete am 14. April den Bauernbund neu, dessen Direktor er wurde und war drei Tage später auch Mitbegründer der ÖVP im Wiener Schottenstift, deren stellvertretender Obmann er wurde (bis 1951). Von April bis Oktober 1945 war er Landeshauptmann von Niederösterreich, ab Dezember 1945 Nationalratsabgeordneter und vom Dezember 1945 bis April 1953 der Erste Bundeskanzler der Zweiten Republik.
Er festigte die Koalition ÖVP-SPÖ, führte schwierige Verhandlungen mit den alliierten Besatzungsmächten und vertrat erfolgreich Österreichs Bemühungen um die Bewahrung der staatlichen Einheit, den politischen und wirtschaftlichen Wiederaufbau und die Wiedererlangung der staatlichen Souveränität. Als Außenminister (1953-1959) verhandelte und unterzeichnete er den Österreichischen Staatsvertrag am 15. Mai 1955. Er war 1959-1962 Präsident des Österreichschen Nationalrats, ab November 1959 Landesparteiobmann der ÖVP NÖ und ab 1962 wieder Landeshauptmann von NÖ
Ehrungen
Leopold Figl wurde vielfach geehrt, u.a. mit einem Ehrendoktorat der Technischen Hochschule Wien (Dr. h. c., 1946) sowie der Hochschule für Bodenkultur Wien (Dr. h.c., 1948), mit zahlreichen hohen in- und ausländischen Auszeichnungen wie dem Großen Goldenen Ehrenzeichen am Bande der Republik Österreich, mit Gedenktafeln an seinen Wohnorten (Wien 1, Schenkenstr. 2 [1928–32] und Wien 3., Kundmanngasse 24 [1937–46]), durch die Benennung des modernen Hochhauses, das Architekt Josef Vytiska 1963–68 anstelle des zerbombten Hotel Metropol (1938–1945 Gestapo-Hauptquartier) in Wien 1, Morzinplatz 4 errichtete nach ihm in Leopold-Figl-Hof, durch die Errichtung des Figl-Denkmals in Wien 1., Minoritenplatz (Bildhauer Franz Anton Coufal, Sepp Kais und Josef Obermoser, 1973), durch die Prägung einer 500-Schilling-Münze (1982), durch die Errichtung des Leopold-Figl-Museums in Rust im Tullnerfeld, NÖ (1984), die Umbenennung der Regierungsgasse in Wien 1 in Leopold-Figl-Gasse (1985).
Im November 1964 beantragte die Juridische Fakultät, im 600. Jubiläumsjahr der Universität die Landeshauptleute von Wien und Niederösterreich, Franz Jonas und Leopold Figl, zu Ehrensenatoren der Universität Wien zu ernennen was der Senat am 30. Jänner 1965 einstimmig beschloss, und so wurde festgelegt, Leopold Figl "in Anerkennung der besonderen Verdienste die er sich durch sein Wirken um die von der Universität Wien vertreten Ziele erworben hat" diese Ehrung zu verleihen. Unterrichtsminister Piffl-Percevic genehmigte die Verleihung am 24. März 1965 und auch Figl selbst nahm die Ehrung an. Das Diplom wurde gedruckt, er verstarb aber drei Tage vor der geplanten Verleihung in der Wiener Stadthalle am 12. Mai 1965 wo die Verleihung posthum proklamiert wurde. Dekan Breitenecker würdigte ihn bei der Verleihung der Ehrentitel posthum:
Landeshauptmann, Bundeskanzler a. D., Dr. Dr. Dr. h. c. Dipl.-Ing. Leopold FIGL hat in den Jahren der Not in unverbrüchlicher Treue und im Glauben an Gottes Hilfe schwerste persönliche Opfer gebracht, dem wiedererstandenen Vaterland in höchster Staatsfunktion den Weg der Unabhängigkeit gebahnt und dadurch dem Rechte die Sicherheit und der Wissenschaft die Freiheit wiedergegeben. Er hat sich als Landeshauptmann von Niederösterreich, in dessen Grenzen vor 600 Jahren die Wiege der Alma Mater Rudolphina stand, Ehre, Dank und Anerkennung in höchstem Maße erworben. Sein staatsmännisches Können und die Lauterkeit seiner Gesinnung werden stetes Vorbild für seine Nachfolger sein. Daß er diesen Tag nicht mehr erleben konnte, berührt uns alle überaus schmerzlich. (Die 600-Jahr-Feier der Universität Wien, 1965, 83)
Das Diplom wurde auf Wunsch der NÖ Landesregierung vom Rektor der Universität Wien Prof. Fellinger im November 1965 direkt dem Niederösterreichischen Landesarchiv übergeben.
Zuvor hatte sich Leopold Figl als Landeshauptmann von Niederösterreich dafür engagiert, dass der Universität Wien anlässlich des 600-jährigen Jubiläums 1965 vom Land Niederösterreich eine Sternwarte geschenkt werden soll, die als Außenstation der Wiener Universitäts-Sternwarte ab 1966 am Schöpfl (882m) realisiert und 1969 als Leopold-Figl-Observatorium für Astrophysik eröffnet wurde.
Leopold Figl starb am 9. Mai 1965 in seinem Wohnhaus in Wien 19., Peter-Jordan-Str. 62 und ist in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.
Archiv der Universität Wien, Rektorat GZ 210/4/44 ex 1961/62 (= S 199.03.44), Juridische Fakultät J Cur 393/a GZ 1704 ex 1964 und J Cur 256/4 GZ 766 ex 1965
Zuletzt aktualisiert am 01/12/24