Marie Jahoda, Dr. phil., Dr. phil. h.c.

26.1.1907 – 28.4.2001
born in Wien, Austria died in Keymer, United Kingdom

Honors

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Honorary Doctorate Dr. phil. h.c. 1998/99 Faculty of Integrative Studies
Gate of Remembrance Jahoda-Tor 1998/99 Faculty of Humanities
Monument in arcaded court 2015/16 Faculty of Social Sciences
Scholarships/Awards/Foundations Marie Jahoda-Stipendium 2019

Das Förderprogramm wurde als Back to Research Grant ursprünglich 2010 von der Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie entwickelt und erfolgreich umgesetzt. Im Jahr 2013 wurde es auf universitäre Ebene gehoben und im Jahr 2019 nun auf Marie Jahoda-Stipendienprogramm umbenannt.

Mit dem Marie Jahoda-Stipendium fördert die Universität Wien hochqualifizierte Wissenschafter*innen (Frauen, trans-/intergeschlechtliche und nicht-binäre Personen), die ihre wissenschaftliche Laufbahn aufgrund von Pflege- und/oder Betreuungsaufgaben im familiären bzw. nahen Umfeld unterbrochen oder reduziert haben.

The funding program was originally developed and successfully implemented as a Back to Research Grant by the Faculty of Earth Sciences, Geography and Astronomy in 2010. It was raised to university level in 2013 and renamed the Marie Jahoda Scholarship Program in 2019.

With the Marie Jahoda Scholarship, the University of Vienna supports highly qualified scientists (women, trans/intersex and non-binary persons) who have interrupted or reduced their academic careers due to care and/or caring responsibilities in the family or close environment.

Marie Jahoda wuchs in einer bürgerlichen Wiener Familie auf, in der man sich den Gedanken der Aufklärung und humanistischen Bildungsidealen verpflichtet fühlte. Ihr politisches Engagement begann schon während der Schulzeit, als sie der „Vereinigung sozialistischer Mittelschüler“ beitrat, zu deren Obfrau sie später auch gewählt wurde. 1926 begann sie an der Universität Wien das Studium der Psychologie und besuchte Lehrveranstaltungen an der Pädagogischen Akademie der Stadt Wien. Sie heiratete den Soziologen Paul Lazarsfeld und konzentrierte sich während ihres Studiums auf die Vorträge und Seminare des Forscherehepaares Karl Bühler und Charlotte Bühler, als deren Assistent Paul Lazarsfeld fungierte. Mit der Gründung des Vereins „Wirtschaftspsychologische Forschungsstelle“ (Präsident: Karl Bühler) wurde der jungen empirischen Sozialforschung eine institutionelle Plattform geschaffen, an welcher Paul Lazarsfeld als wissenschaftlicher Leiter (gemeinsam mit Hans Zeisel) und Marie Jahoda als Mitarbeiter tätig waren. Die bedeutendste Studie des neugegründeten Vereins war die von Radio Wien (RAVAG) in Auftrag gegebene erste Höreruntersuchung (1931). Marie Jahoda promovierte 1932 und erarbeitete im folgenden Jahr gemeinsam mit ihrem Ehemann und Hans Zeisel ihre heute bekannteste Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“, welche die Auswirkungen der Massenarbeitslosigkeit für den einzelnen und seine Gemeinschaft dokumentierte. Sowohl die neuartige sozial psychologische Untersuchungsmethode als auch das brisante Thema der Arbeitslosigkeit machten das Forscherteam international bekannt. Nachdem Paul Lazarsfeld aus politischen Gründen von einem USA-Aufenthalt nicht mehr zurückkehrte, übernahm Marie Jahoda die Leitung der „Wirtschaftspsychologischen Forschungsstelle“, arbeitete aber auch als Hilfslehrerin in mehreren Volks- und Hauptschulen (1933/34).

Wegen ihres politischen Engagements in der Illegalität wurde sie 1936 verhaftet und die Forschungsstelle geschlossen. Nach neun Monaten Haft musste sie Österreich verlassen und emigrierte nach England, wo sie auch weiterhin in der Sozialforschung tätig sein konnte. Von 1945 bis 1958 lebte sie in den USA, wo sie unter anderem auch an der New Yorker Universität Sozialpsychologie unterrichtete. Zu ihren Forschungsthemen dieser Zeit zählen Untersuchungen über die Entstehungsgründe von Antisemitismus und Rassismus; die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Arbeitsprozess bildete dennoch weiterhin den Schwerpunkt von Marie Jahodas Forschungen. 1958 kehrte sie nach England zurück und lehrte bis zu ihrer Emeritierung 1973 an der Brunel University sowie an der University of Sussex.

Sie wurde 1998 durch die Benennung eines der „Tore der Erinnerung“ am Campus der Universität Wien geehrt (Jahoda-Tor, Durchgang von Hof 1 zu Hof 2) sowie durch die Verleihung des Ehrendoktorates. 2016 wurde für sie ein Denkmal im Arkadenhof der Universität Wien errichtet (Künstlerin: Catrin Bolt).

Thomas Maisel

Zuletzt aktualisiert am 02/29/24

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