Anton Josef von Öttl, Dr. jur. utr.

1671 – 4.1.1723
born in Sindelburg, Niederösterreich, Austria died in Wien, Austria

(Antonius Josephus ab Oettl)

Functions

University syndic and notary 1695–1698/1700
Dean Juridical Faculty 1703/04
Rector 1707/08

Das Porträt Anton Josephs von Öttl ist Teil der barocken Rektorengalerie, einer Sammlung von 16 ganzfigurigen Darstellungen von Rektoren der Universität Wien. Die Sammlung entstand wohl nicht planmäßig durch die Universität, sondern auf Initiative der Porträtierten. Gemeinsam ist diesen Bildern, dass die Dargestellten sich als Personen von Rang und Einfluss inszenieren ließen. Auch Öttl ließ sich auf diese Weise abbilden: Bekleidet ist er mit dem Talar des Gelehrten und der Rektorsepomis (eine Art Umhang, die über dem Talar getragen wird), die Allongeperücke und eine Kette mit dem Porträt Kaiser Josephs I. verweisen auf sein höfisches Umfeld. In der lateinischen Titulatur im Bild wird er als Anton Joseph Freiherr von Öttl, kaiserlicher Hofkriegsrat und Rektor 1708, bezeichnet. Der Maler des Bildes ist ebenso unbekannt wie die genaue Entstehungszeit. Die Nennung des Freiherrenstandes deutet auf eine Entstehung nicht vor 1722 hin, da Öttl in diesem Jahr nobilitiert wurde. Demnach entstand das Bild deutlich nach seiner Amtszeit als Rektor.

Anton Joseph Öttl (manchmal auch Joseph Anton) wurde 1671 geboren, der Eintrag im Taufbuch der Pfarre Sindelburg vom 21. März 1671 weist ihn als Sohn des Andreas Öttl, Pfleger der Grafschaft Niederwallsee, und seiner Ehefrau Maria Scholastica, geb. Schrad (ca. 1640–1687), aus. Der Vater Andreas Öttl (ca. 1617–1706) stammte aus Tegernsee in Bayern, die Familie hatte bereits 1638 ein Wappen erhalten, 1704 erfolgte die Verleihung des Prädikats „von“.

1686 wurde Anton Joseph Öttl als Schüler der Logik (logicus) in die Matrikel der Universität Salzburg eingetragen; 1687 wurde er hier zum Bakkalar, 1688 zum Magister der artes promoviert. Ob er in Salzburg auch Rechtswissenschaften studierte, ist ebenso wenig bekannt wie das genaue Datum seiner Promotion. Laut dem von Johann Joseph Locher 1775 zusammengestellten Speculum Academicum Viennese, der unter anderem die Listen der in die Fakultäten aufgenommenen Doktoren enthält, wurde Öttl bereits 1691 in die Juridische Fakultät aufgenommen. Angesichts des Geburtsdatums, das durch den Sterbeeintrag im Bahrleihbuch von St. Stephan gestützt wird – hier wird das Sterbealter mit 53 Jahren angegeben – ist das von Locher angegebene Aufnahmejahr nicht wahrscheinlich. Nachweislich war Öttl erst seit 1693 Doktor der Rechtswissenschaften, da er in seinem in diesem Jahr unterzeichneten Heiratsvertrag als Doktor beider Rechte bezeichnet wird.

Im November 1694 wurde Anton Joseph Öttl, der zu dieser Zeit als Hof- und Gerichtsadvokat sowie Konsistorialrat des Bischofs von Passau fungierte, zum Prokurator der Österreichischen Nation gewählt. Er resignierte das Amt noch vor Ende seiner Funktionsperiode, da er als Nachfolger Martin Hockes zum Universitätssyndikus und –notar bestellt wurde. Dieses Amt übte Öttl nachweislich bis 1698, möglicherweise bis 1702, aus. Von 1708 bis 1723 war sein Bruder Anton Roman von Öttl Universitätssyndikus.

Im Studienjahr 1703/04 amtierte Öttl als Dekan der Juridischen Fakultät, 1707/08 als Rektor der Universität Wien. Während seines Rektorats ließ er seinen Bruder Johann Nikolaus Anton von Öttl als Studenten der Rechtswissenschaften sowie seine Neffen Georg Sigismund, Andreas Nikolaus, Joseph und Karl von Öttl als Studenten der Humaniora in die Matrikel eintragen. Weiters vertrat Öttl die Universität bei den Feierlichkeiten anlässlich zweier Hochzeiten im Herrscherhaus: Im April 1708 kam die mit Erzherzog Karl (später Karl VI.) verlobte Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel nach Wien, wo die Trauung per procuratorem (Eheschließung, bei der anstelle des nicht anwesenden Ehepartner ein Stellvertreter das Ehegelöbnis abgibt) stattfand. Rund drei Monate später fand die Ferntrauung von Erzherzogin Maria Anna mit Johann V. von Portugal statt, der Öttl namens der Universität eine Glückwunschrede widmete. Wie Öttl in seinem Testament festhielt, wurde er im Zuge dieser Hochzeiten von Joseph I. in Audienz empfangen und erhielt ein diamantbesetztes Porträt des Kaisers. Dieses Porträt – möglicherweise das Medaillon, das auf dem Rektorenbild zu sehen ist – hob Öttl in seinem Testament besonders hervor.

Neben seiner Tätigkeit an der Universität war Öttl Beamter beim Hofkriegsrat, wo er seit 1699 als Feld-Kriegs-Auditor und später als Generalauditor in der Militärgerichtsbarkeit wirkte. 1707 wurde er Hofkriegsrat und war ab 1710 Referendar für Zeugsamts- und Artilleriesachen sowie ab 1712 geheimer Referendar. Öttl war für die Ausrüstung der österreichischen Kriegsflotte auf der Donau verantwortlich – im Freiherrenbrief von 1722 wird diese Tätigkeit als einer der Gründe für seine Nobilitierung genannt. Öttl gehörte zu einer kleinen Gruppe von Beamten, die das besondere Vertrauen des Hofkriegsratspräsidenten Prinz Eugens genossen und von ihm teilweise auch für geheime Verhandlungen herangezogen wurden. Wesentlich beteiligt war Öttl an der Aushandlung des Friedens von Passarowitz 1718 sowie des Handelsvertrages zwischen der österreichischen Monarchie und dem Osmanischen Reich. In diesem Zusammenhang ersuchte er den Obersthofpostmeister Karl Joseph Graf von Paar um die Sicherstellung einer Postverbindung mit dem Osmanischen Reich. Eine Papierhandschrift aus dem Besitz Öttls, die sich heute in der Stiftbibliothek St. Florian befindet, hängt ebenfalls mit den Friedensverhandlungen zusammen: Es handelt sich um einen Briefumschlag, in dem das Angebot des Befehlshabers der Festung Belgrad an den Prinzen Eugen zur Aufnahme von Friedensverhandlungen übermittelt wurde; er enthält den Titel Eugens in osmanischer Sprache.

Nach dem Friedensschluss gehörte Öttl der sogenannten „Neoacquistischen Kommission“ an, die für die Verwaltung der an die Habsburger gefallenen Gebiete in Slawonien und dem Banat von Temesvar und Siebenbürgen zuständig war. Ab etwa 1720 wurden Vorwürfe gegen die Vertrauten Eugens im Hofkriegsrat und damit auch gegen Öttl laut: Eugen verlasse sich zu sehr auf wenige Personen, die ihre Sonderstellung zu Eigenmächtigkeiten nutzen würden und vielfach korrupt seien. Wie weit diese Vorwürfe zutrafen, kann heute nicht mehr festgestellt werden. Ungeachtet dessen erhielt Öttl 1722 den Freiherrentitel; 1715 war er in den Ritterstand erhoben worden.

Öttl war seit 1693 mit Anna Maria, geb. von Ehrental (um 1670 – 26. August 1737) verheiratet. Das Ehepaar hatte mehrere Töchter, die in Familien des niederen (Beamten)Adels einheirateten. Der Sohn, Karl Joseph Anton von Öttl (7. Jänner 1712 – 3. Jänner 1747) ist von 1732 bis 1742 als niederösterreichischer Regierungsrat nachweisbar; er war mit einer Tochter des Juristen Johann Georg Mannagetta verheiratet.

Anton Joseph Freiherr von Öttl starb am 4. Jänner 1723 in Wien und wurde in der Augustinerkirche beigesetzt.

Archiv der Universität Wien, Verlassenschaftsabhandlungen, CA VA Fasz. 34 Nr. 14 und Nr. 15.

Archiv der Universität Wien, Akten und Matrikel der Österreichischen Nation (1647-1753), NA 2.

Universitätsarchiv Salzburg, bA 150.65 bzw. bA 151.12.

Ulrike Denk

Zuletzt aktualisiert am 12/16/22

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    Courtesy: Archive of the University of Vienna, picture archive Originator: unbekannt Signatur: 105.P 197
    1708

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