Peter Czech von Pulkau, Mag. art., Bacc. formatus theol., Dr. sacre paginae
(Petrus Czaech de Pulka bzw. de Sancto Bernhardo alias dictus de Pulka)
Functions
Dean | Arts Faculty | 1396 |
Dean | Arts Faculty | 1400/01 |
Dean | Arts Faculty | 1405/06 |
Rector | 1407 | |
Dean | Faculty of Catholic Theology | 1410/11 |
Dean | Faculty of Catholic Theology | 1411 |
Rector | 1411/12 | |
Dean | Faculty of Catholic Theology | 1412/13 |
Dean | Faculty of Catholic Theology | 1413 |
Rector | 1421/22 |
- Roman Catholic Theology
- Systematic Theology
- Arts Faculty
- Faculty of Catholic Theology
Der um 1370 geborene Theologe Peter Czech von Pulkau wurde im Wintersemester 1387/88 in die Matrikel der Universität Wien eingetragen. Der genaue Wortlaut seiner Immatrikulation – Petrus Czaech de Sancto Bernhardo, alias de Pulka – lässt vermuten, dass Peter aus St. Bernhard bei Horn stammte und seine voruniversitäre Ausbildung in Pulkau erhalten hat. Seine finanziellen Verhältnisse waren bescheiden: Er wurde als pauper immatrikuliert, d.h. die Immatrikulationsgebühr wurde ihm erlassen. Auch die für die Graduierung zum Bakkalar anfallenden Gebühren sowie die Anschaffung des für Graduierte vorgeschriebenen schwarzen Mantels (cappa) wurden ihm gestundet. Die Immatrikulationsgebühr konnte er im Sommersemester 1396 nachreichen, während er für die Graduierungskosten nochmals um Fristerstreckung ersuchen musste und diese erst im November 1408 beglich. Das Bakkalaureat erlangte Peter 1389, zwei Jahre später, 1391, wurde er zum Magister artium promoviert.
Nach seiner Promotion hielt er bis 1409 Vorlesungen an der Artistenfakultät. Er war mehrfach Prüfer (examinator) oder Schatzmeister (thesaurarius) der Fakultät sowie als Fakultätsvertreter in diversen Universitätskommissionen tätig. Dreimal – im Sommersemester 1396 sowie in den Wintersemesters 1400/01 und 1405/06 – bekleidete er das Amt des Dekans. Eine vierte Wahl im Oktober 1408 lehnte er ab.
Der Grund der Ablehnung wird in den Akten nicht genannt, möglicherweise war der bevorstehende Abschluss seines Theologiestudiums dafür ausschlaggebend. Peter hatte wohl um 1396 mit dem Studium begonnen, in den Jahren 1402 und 1403 hielt er als cursor bzw. sententiarius Vorlesungen über das Lukasevangelium und die Sentenzen des Petrus Lombardus. Die Abhaltung dieser Vorlesungen war Voraussetzung für die Graduierung zum Bakkalar der Theologie. Im Sommer 1409 wurde Peter zum Lizenziaten, ein Jahr später zum Doktor der Theologie promoviert.
Nach seiner Graduierung wechselte er an die Theologische Fakultät, wo er bis zu seinem Tod wirkte. Neben der Lehrtätigkeit war er – wie zuvor an der Artistenfakultät – in die Administration der Fakultät eingebunden. In den Studienjahren 1410/11 und 1412/13 fungierte er als Dekan, und und vertrat als Kommissär die Belange seiner Fakultät: Beispielsweise sprachen Peter von Pulkau und Nikolaus von Dinkelsbühl knapp nach der Vernichtung der Wiener Judengemeinde („Wiener Geserah“) im Auftrag der Fakultät bei Herzog Albrecht V. vor und ersuchten um Überlassung hochwertiger hebräischer Handschriften an die Fakultät.
Weiters fungierte Peter von Pulkau im Sommersemester 1407 sowie in den Wintersemestern 1411/12 und 1421/22 als Rektor der Alma Mater Rudolphina. In den Jahren 1423 und 1424 war der ehemals arme Student Superintendent der Universität: In dieser Funktion verwaltete er jene Kapitalien, die der Landesfürst der Universität gewidmet hatte. 1423 kaufte er als Testamentsvollstrecker des Ulrich Grünwalder gemeinsam mit Dietrich von Hammelburg und Thomas Ebendorfer das sogenannte Wagendrüssel-Haus beim Dominikanerkloster, in dem in den folgenden Jahren die Rosenburse, eine der größten Studentenbursen Wiens, eingerichtet wurde.
Peter von Pulkau starb am 24. April 1425 und wurde im Apostelchor des Stephansdoms beigesetzt. Sein Epitaph wurde 1459 gemeinsam mit den Grabmälern anderer Professoren auf Kosten der Theologischen Fakultät erneuert. 1510 wurden die Professoren anlässlich der Errichtung des Hochgrabes für Friedrich III. umgebettet.
Als Theologe setzte sich Peter, der seit 1408 Kanoniker bei St. Stephan und seit etwa 1422 Pfarrer von Lassee in Niederösterreich war, selbstverständlich mit den bestimmenden Themen seiner Zeit auseinander. Mehrfach war er Akteur bei der Untersuchung häretischer Glaubenslehren: 1410 war er am Prozess gegen Hieronymus von Prag beteiligt. Im Folgejahr gehörte er der Universitätskommission an, die die Wiener Bürgerschaft zum Fall des als rückfälligen Ketzer inhaftierten Johannes Grießer beriet, was zu einer längerfristigen Auseinandersetzung mit dem Passauer Offizial (Leiter des bischöflichen Gerichts) führte. Im Zuge dieser Auseinandersetzung beschuldigte die Fakultät den Prediger Simon von Riegersburg, der dem Offizial nahestand, der Häresie. Peter von Pulkau, der zu dieser Zeit Dekan der Theologischen Fakultät war, führte die Untersuchungen durch. Bereits 1412 wurde ihm gemeinsam mit Lambert von Geldern und Kaspar Maiselstein die Verwaltung von Ablassgeldern anvertraut, die für einen Kreuzzug gegen die Hussiten verwendet werden sollten.
Auch war er 1408 als Vertreter der Universität an der Vorbereitung für das Konzil von Pisa beteiligt. Er nahm allerdings nicht – wie ursprünglich geplant – als Vertreter der Artistenfakultät am Konzil teil, da die Kosten dafür zu hoch waren. Fünf Jahre später, 1414, wurde er gemeinsam mit Kaspar Maiselstein als Vertreter der Universität Wien zum Konzil von Konstanz entsandt. In über 30 Briefen, die sich heute zum überwiegenden Teil in der Stiftbibliothek Göttweig befinden, berichtete Peter von den Konzilsgeschehnissen. 1415 verfasste er einen Traktat, in dem er sich gegen die von den Hussiten ausgesprochene Forderung der Laienkommunion unter beiderlei Gestalten aussprach. 1416 gehörte er einer Kommission an, die die Dokumente zur Kanonisierung der Bischöfe Nikolaus von Linköping und Brynolf von Skara prüfen sollten.
Unmittelbar nach seiner Rückkehr vom Konzil 1418 gehörte Peter der Reformkommission für die Benediktinerklöster in Österreich an („Melker Reform“). Gemeinsam mit Nikolaus von Dinkelsbühl und Kaspar Maiselstein bezeugte er die Wahl Nikolaus Seyringers zum neuen Abt von Melk, und nahm an weiteren Klostervisitationen teil.
Neben den Briefen vom Konstanzer Konzil sind Vorlesungen Peters über die Werke des Petrus Hispanus, die Sentenzen des Petrus Lombardus sowie über das Lukasevangelium und zum ersten Korintherbrief und zum Brief an die Römer erhalten. Ebenfalls aus seiner Tätigkeit an der Universität stammen diverse quaestiones, die in einer Handschrift in der Österreichischen Nationalbibliothek überliefert sind. Daneben sind rund zwanzig Predigten, der Traktat über den Laienkelch und ein in über fünfzig Handschriften überlieferter Traktat gegen vier Artikel der Hussiten (1420) erhalten.
Zuletzt aktualisiert am 10/28/21