Johannes Rogg, Dr. art., Dr. med.
(Iohannes (Joannes) Rock (Rokk, Rogge, Rogk))
Functions
Rector | 1416/17 |
- Medicine
Über den Mediziner Johannes Rogg – andere in den Quellen verwendete Namensformen sind Rock oder Rogge –, der im Wintersemester 1416/17 Rektor der Universität Wien war, ist nur wenig bekannt. Der aus Hamburg stammende Rogg studierte zunächst in Paris, wo er 1407 zum Magister artium promoviert wurde. Ein Jahr später erlangte er in Köln das Bakkalaureat der Medizin. Wo er das Doktorat erhielt, ist nicht bekannt, bei seiner Immatrikulation in Wien im Wintersemester 1415/16 war er bereits Doktor der Medizin. Außerdem war er Dekan und Pfarrer, vermutlich in Konz im Regierungsbezirk Trier (decanus Comtzensis et rector parrochialis ecclesie ibidem).
1416 wurde er in Wien in die Medizinische Fakultät aufgenommen und im März desselben Jahres als Fakultätsdeputierter zum Konzil nach Konstanz entsandt.
Roggs Verhältnis zur Fakultät war von verschiedenen Querelen geprägt. Im September 1416 verhängte die Fakultät wegen einer „unüblichen Bekanntmachung an den Türen der Kirchen und des Kollegiums“ eine Geldstrafe über ihn. Ob der Inhalt dieser Bekanntmachung Schmähungen gegen seine Kollegen enthielt, wurde nicht vermerkt. Im folgenden Jahr wurde ihm Verleumdung vorgeworfen: Er habe behauptet, in einem Jahr einen Scholaren mehr lehren zu können als alle anderen Doktoren zusammen. Auch während seines Rektorats stellte er sich im Streit zwischen Medizinern und Juristen um die inneruniversitäre Rangordnung gegen seine Fakultät.
Johannes Rogg starb um den 20. Mai 1418. Da er kein Testament verfasst hatte, fielen seine Bücher nach den Bestimmungen des Albertinischen Stiftbriefs an die Universität. Die Abwicklung der Verlassenschaft zog sich noch bis in den Sommer 1419 hin: Während seine sonstigen Besitztümer an seine Verwandten gingen, erhoben sowohl die Medizinische als auch die Theologische Fakultät Anspruch auf die Bücher. Diese wurden schließlich der Bibliothek des Collegium ducale einverleibt.
Rogg gilt als Verfasser eines deutschen Pesttraktats, der in zwei Sammelhandschriften in der Universitätsbibliothek Graz (Ms. 1609) und in der Staatbibliothek München (Cgm 720) erhalten ist. Neuere Forschungen ergaben, dass die Zuschreibung an Rogge vermutlich falsch ist. Textvergleiche weisen auf den auch in Wien tätigen Arzt Jakob Engelin von Ulm (gest. zwischen 1409 und 1427) hin. Ob die in der Grazer Handschrift ebenfalls Rogg zugeschriebenen Pestrezepte sowie eine Uroskopie (Harnschau) tatsächlich von ihm verfasst wurden, konnte bis jetzt nicht geklärt werden.
> Wolfgang Holanik, Deutschsprachige Pesttraktate – Volkssprachliche Ansätze zu Erklärung der Krankheit, Prophylaxe und Therapie, veröffentlicht am 5. Juli 2019 auf: Wissen aus dem Mittelalter.
Zuletzt aktualisiert am 07/26/21