Andreas Prudentius sen., Mag. art.
(Weyse)
gest. um 1615
Functions
Dean | Faculty of Philosophy | 1598 |
Rector | 1599 | |
Dean | Faculty of Philosophy | 1599/1600 |
Rector | 1603 | |
Dean | Faculty of Philosophy | 1603/04 |
Dean | Faculty of Philosophy | 1605 |
Dean | Faculty of Philosophy | 1608 |
Rector | 1609 | |
Dean | Faculty of Philosophy | 1609/10 |
Dean | Faculty of Philosophy | 1612 |
- Faculty of Philosophy
Der Jurist Johann Joseph Locher, der 1775 den dreibändigen Speculum Academicum Viennense mit Listen der Amtsträger, Doktoren und Professoren zusammenstellte, nennt Andreas Prudentius aus Schönbrunn in Schlesien als Rektor, Dekan der Philosophischen Fakultät, Prokurator der Ungarischen Nation, Magister artium, Doktor der Theologie sowie als Kanoniker des Wiener Domkapitels. Spätere Untersuchungen ergaben, dass Locher hier zwei Personen gleichen Namens zu einer Person zusammengefasst hat: Einerseits den Rektor, Dekan und Prokurator Andreas Prudentius, der sich 1609 auch als Andreas Prudentius senior bezeichnet, andererseits den Theologen und Domherrn gleichen Namens.
Andreas Prudentius senior wurde im Wintersemester 1565/66 in die Hauptmatrikel der Universität Wien eingetragen. Dieser Eintrag verrät, dass er nach Humanistensitte seinen Familiennamen latinisiert hat und ursprünglich „Weyse“ hieß: Andreas Prudentius alias Weyse dictus Schönbrunnensis Silesius. Ein Jahr später ließ er sich zusätzlich in die Matrikel der Ungarischen Nation eintragen. Nach seiner Promotion zum Magister der artes ließ sich Prudentius 1574 erneut bei der Nation immatrikulieren. Im November dieses Jahres hielt er die Rede zum Fest der Patronin der Philosophischen Fakultät, der Hl. Katharina.
Im Sommersemester 1599 wurde er erstmals zum Rektor der Universität gewählt, weitere Amtsperioden folgten in den Sommersemestern 1603 und 1609. In den Sommersemestern 1607 und 1611 bekleidete Prudentius das Amt des Prokurators der Ungarischen Nation. Außerdem ergänzte er die lückenhafte Aktenführung seiner Amtsvorgänger ab 1574 bzw. übertrug die nur auf losen Blättern vorhandenen Notizen in das Matrikelbuch.
1603 wurde Prudentius als Kandidat der Philosophischen Fakultät für die Stelle des kaiserlichen Historikers vorgeschlagen. 1615 wird er als Senior der Nation bezeichnet und dürfte bald danach gestorben sein (laut Locher noch im selben Jahr).
In seinen Aufzeichnungen als Rektor und als Prokurator der Ungarischen Nation gibt er Auskunft über seine familiären Verhältnisse: Während seines ersten Rektorats 1599 ließ er seine Söhne Johann Nikolaus, Kaspar Ludwig und Matthias Prudentius in die Matrikel eintragen. Im Sommersemester 1603 erfolgte der Eintrag seines Sohnes Jakob. Ob Jakob im Sommersemester 1609 nochmals immatrikuliert wurde oder ob es sich um einen weiteren Sohn dieses Namens handelt, geht aus dem Eintrag nicht hervor. In den Akten der Ungarischen Nation vermerkte Prudentius für 1607, dass sein Sohn, der Bakkalar Paul Prudentius, die Rede zum Patronatsfest des Hl. Ladislaus gehalten habe. Paul Prudentius war bereits am 12. Mai 1594 in die Hauptmatrikel eingetragen worden. Vermutlich ist auch der im Sommersemester 1592 immatrikulierte Andreas Prudentius aus Wien ein Sohn. Bei sämtlichen Einträgen wurde dem latinisierten Familiennamen die deutsche Version Weyse beigefügt.
Neben seiner Tätigkeit an der Universität scheint Andreas Prudentius senior zwischen 1596 und 1611 auch als niederösterreichischer Klosterrat auf.
Wahrscheinlich war der Domherr Andreas Prudentius, der ebenfalls aus Schönbrunn in Schlesien stammte, ein Verwandter des gleichnamigen Dekans und Rektors. Bei seiner Immatrikulation im Sommersemester 1594 findet sich mit dem Zusatz Weyse vulgariter dictus der Hinweis auf den ursprünglichen deutschen Namen. Im Jahr 1603 wurde Andreas Prudentius junior in die Matrikel der Ungarischen Nation eingetragen. Spätestens seit 1602 war der Student Prudentius Stipendiat der Rosenburse: In einem Visitationsbericht aus diesem Jahr ist er als Stipendiat genannt, ein Jahr später nennt ihn Prudentius senior ebenfalls als Stipendiaten.
Von 1608 bis 1611 war Andreas Prudentius Domherr bei St. Stephan. Nach seiner Resignation wirkte er bis 1622 als Pfarrer in Wels, wo er durch Schwierigkeiten mit der vorwiegend protestantischen Bevölkerung aktenkundig wurde. 1622 wurde er auf Vorschlag des Abtes von Kremsmünster zum Propst von Spital am Pyhrn ernannt. Andreas Prudentius junior, der den Titel eines päpstlichen Protonotars führte, starb am 13. April 1638.
Archiv der Universität Wien, Geschäftsbücher des Rektorats R 7 (Kopialbuch), fol. 34v.
Archiv der Universität Wien, Akten des Universitätskonsistoriums, CA 1.4.130.
Zuletzt aktualisiert am 02/28/24