Franz Ritschl, Dr. med.

14.7.1908 – 1.1.2000
born in St. Veit a.d. Triesting, NÖ, Austria died in Wien, Austria

Hofrat, Medizinalrat, Arzt und Verwaltungsbeamter, 1961-1974 Direktor des Wiener Allgemeinen Krankenhauses

Franz Ritschl wurde 1908 in St. Veit an der Triesting (Berndorf/NÖ) geboren als Sohn des Fleischhauers Franz Ritschl (1879-1943) und seiner Frau, der Fleischhauerstochter Maria Anna Ritschl, geb. Weinbacher (1880-1954). Er absolvierte das Stiftsgymnasium in Kremsmünster und studierte anschließend an der Universität Wien Medizin, wo er am 1. Februar 1935 auch zum Dr. med.univ." promovierte. Im Studium wurde er Mitglied der ÖCV-Studentenverbindung Norica.

Anschließend arbeitete er im Krankenhaus Lainz bis er im Februar 1940 zur Deutschen Wehrmacht eingezogen wurde, wo er als Stabsarzt und ärztlicher Leiter in der Sanitätsersatzabteilung 17 (Radetzky-Kaserne) seinen Militärdienst bis Kriegsende absolvierte. Er versuchte dort, möglichst viele dem erneuten Kriegseinsatz möglichst lange zu entziehen und sagte von sich selbst, er "... habe als Truppenarzt in der Radetzky Kaserne von Mitte 1940 - Kriegsende in tausenden Fällen antinazistisch eingestellte Soldaten vom Kriegsdienst befreit, darunter Mitglieder sämtlicher Widerstandsgruppen." Er geriet in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er bereits im Juli 1945 wieder entlassen wurde.

Lois Weinberger, Vizebürgermeister und amtsführender Wiener Gesundheitsstadtrat machte ihn am 1. April 1946 zu seinem Sekretär und im November 1948 zum Referenten für medizinische und ärztliche Spitalangelegenheiten der Magistratsabteilung (MA) 17 der Wiener Stadtverwaltung. Er war praktischer Arzt und Oberphysikatsrat und wohnte in Wien 18., Haizingergasse 13.
Am 6. April 1961 wurde er als Nachfolger von Prof. Leopold Schönbauer zum Direktor des Allgemeinen Krankenhauses ernannt. Nachdem sein Vorgänger die AKH-Direktion neben seiner Klinikleitung, Professur und einem Nationalratsmandat nebenbei ausübte, wurde er nun wieder als hauptamtlicher Direktor des Krankenhauses AKH bestellt - er war der 20. seit der Gründung 1784.

In seine Amtszeit fiel die Sanierung der gröbsten Mängel des "Alten" josephinischen Allgemeinen Krankenhauses (AKH) aber auch die Weiterführung, Konkretisierung und Umsetzung der Planungen für den Neubau des AKH zwischen Gürtel, Lazarettgasse und Spitalgasse, der nach dem Ende des Ersten Weltkrieges nach etwa einem Drittel steckengeblieben war. Der Plan wurde unter seinem Vorgänger wieder aufgegriffen: die Republik und die Stadt Wien einigten sich auf ein Raum- und Funktionsprogramm von 38 Kliniken und Instituten mit insgesamt 51 Klinischen Abteilungen.
Franz Ritschl administrierte den laufenden Betrieb und parallel die ersten Bauphasen des Neubaus: Im 1. Bauabschnitt (1964-1967/68) wurden zwei Personalwohnhäuser und die Krankenpflegeschule mit Internat umgesetzt, im 2. Bauabschnitt (1968-1974/75) folgten die Univ.-Kinderklinik, die Psychiatrische Univ.-Klinik, die Univ.-Klinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters sowie das Institut für Tiefenpsychologie und Psychotherapie.
Parallel wurde im 3. Bauabschnitt (1970-1974) die 3-geschossige Tiefgarage umgesetzt.
Während des 4. Bauabschnittes (1972-1991), die Errichtung des neuen Hauptgebäudes, ging er 1974 in Pension und sein bisheriger Stellvertreter Heinrich Rode folgte ihm nach.

Die Stadt Wien zeichnete Ritschl 1974 mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien aus.

Fritz Ritschl starb 92jährig am 1. Jänner 2000 in Wien 18., Haizingergasse 13/9.

 

Herbert Posch

Zuletzt aktualisiert am 07/02/24

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