Johanna Bechmann

13.1.1895 – 10.1981
born in Wien, Austria died in Wien, Austria

Honors

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Monument for Historians 2022 Faculty of Historical and Cultural Studies

Johanna BECHMANN, geb. am 13. Jänner 1895 in Wien/Österreich-Ungarn (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Tochter von Dipl.-Ing. Karl Viktor Bechmann (1864–1943, Oberbaurat) und Regina Elisabeth, geb. Grünhut (1864–1920), wohnte mit ihren Eltern in Wien 13., Hackingerstraße 44. Sie hatte bis 1917 das humanistische Mädchen-Gymnasium VI (Wien 6., Rahlgasse 4) besucht, musste krankheitshalber vor der Reifeprüfung (Matura) unterbrechen und legte diese erst zwölf Jahre später 1929 als Externistin am Bundesgymnasium Klosterneuburg, Niederösterreich, ab. Diese Zeit nutze sie allerdings, um ab dem Winterse-mester 1923/24 an der erst kurz zuvor (1921) an der Universität Wien neu errichteten Evangelisch-Theologischen Fakultät zu inskribieren. In den kommenden 12 Semestern studierte sie als außerordentliche Hörerin Evangelische Theologie, nach Ablegung der Reifeprüfung (Matura) 1929 ab dem Wintersemester 1929/30 weitere 14 Semester als ordentliche Hörerin, belegte dabei aber zunehmend mehr Lehrveranstaltungen an der Philosophischen Fakultät, primär in Geschichte. Im Wintersemester 1936/37 wechselte sie auch formal an die Philosophische Fakultät und war im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im offiziell erst 4. Studiensemester ihres Geschichtsstudiums inskribiert und belegte Vorlesungen in Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte.

Sie galt – obwohl evangelisch AB – aufgrund ihres jüdischen Großvaters Ludwig Grünhut (1840–1917) als sogenannter "Mischling 1. Grades" und konnte ihr Studium nur ausnahmsweise – bei jederzeitigem Widerruf – vorläufig bis zum Sommersemester 1939 fortsetzen.

Am 30. April 1940 wurde ihr das Absolutorium ausgestellt, und sie legte ihre Dissertation im Fach Geschichte mit dem Titel "Die deutschen Briefe Luthers" zur Approbation vor. Ab dem 1. Trimester 1940 mussten "Mischlinge" vor der Zulassung an der Universität ein Gesuch an das Reichserziehungsministerium (REM) Berlin um Zulassung zum Abschluss eines Studiums stellen. Johanna Bechmann stellte am 7. Juli 1941 dieses Ansuchen an das REM um Zulassung zu den Abschlussprüfungen und zur Promotion. Da darin auch die Loyalität zum Nationalsozialismus von sich selbst, den Geschwistern und Eltern und Großeltern glaubhaft dargelegt werden musste und Berufspläne kundgetan werden mussten, kündigte sie in ihrem Ansuchen an, kein Lehramt im Gymnasium anzustreben – was ihr als "Mischling" untersagt gewesen wäre –, sondern den Doktorgrad "nur für private Betätigung erwerben" wolle. Bei der erforderlichen Beschreibung der Familie betonte sie, dass ihr Vater Bauingenieur, Gerichtsgutachter und vielfacher Ehrenbürger in niederösterreichischen Gemeinden sei, ferner der Gründer der nationalen Studentenverbindung "Hilaritas". Das Reicherziehungsministerium lehnte den Antrag am 26. August 1941 (WF 3642) trotzdem ohne weitere Begründung ab, und sie konnte ihr Studium im Nationalsozialismus nicht mehr abschließen und musste die Universität Wien verlassen.

Erst nach dem Ende des Nationalsozialismus konnte sie 1945 ihre Dissertation aus 1940 einreichen und zu den Abschlussrigorosen antreten und so wurde sie erst am 17. Mai 1946 zur "Dr. phil." der Universität Wien promoviert. 1950 erhielt sie eine Konzession zum Betrieb einer Leihbücherei an ihrer Wohnadresse in Wien 13, Hackingerstraße 44.
Über ihr weiteres Leben ist wenig bekannt.

Dr. Johanna Bechmann starb 86-jährig im Oktober 1981 und ist am Zentralfriedhof in Wien bestattet

Ehrungen

Seit 2009 wird an sie im "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" erinnert (online).

Seit 2022 findet sich ihr Name auch auf dem "Wenn Namen leuchten | Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien", im ersten Stock des Hauptgebäudes der Universität.

Archiv der Universität Wien/Nationale EVANG 1923-1936, PHIL 1936-1940, Promotionsprotokoll PHIL VII (1941-1956) Nr. 553, PHIL GZ 58 ex 1940/41 ONr. 14; ; Anzeiger des Österreichischen Buch-, Kunst- und Musikalienhandels 1950, Nr. 1; Verstorbenensuche Friedhöfe Wien

Herbert Posch

Zuletzt aktualisiert am 01/22/24

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