Jakob Mörsel
Honors
Ehrung | Titel | Datierung | Fakultät | |
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Monument for Historians | 2022 | Faculty of Historical and Cultural Studies |
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- History
- Faculty of Philosophy
Jakob MÖRSEL, geboren am 3. August 1915 in Buczacz, Galizien/Österreich-Ungarn [später: Polen, heute: Butschatsch|Бучач/Ukraine] (heimatberechtigt in Lomna/Polen, Staatsbürgerschaft 1938: Polen), Sohn von Chaim Mörsel (Privatangestellter, 1890–?) und Chane Mörsel (1889–?), wohnte in Wien 20., Wallensteinstraße 42/17. Er hatte am 11. Juni 1934 am Bundesrealgymnasium XX (Wien 20., Unterberggasse 1) die Reifeprüfung (Matura) abgelegt und war von Wintersemester 1934/35 bis Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät – zuletzt im 8. Studiensemester – inskribiert und belegte Vorlesungen in Geschichte und Romanistik.
Er hatte sich bereits am 10. Jänner 1938 zu den Abschlussprüfungen (Rigorosen) angemeldet und das einstündige Rigorosum am 31. Jänner bestanden.
Nach dem „Anschluss“ im März 1938 war er aus »rassischen« Gründen gezwungen, das Prüfungsverfahren abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.
Erst nach monatelangem Warten wurde seine Dissertation: „Die Staatsauffassung Friedrich Julius Stahls“ im Fach Geschichte von den beiden gutachtenden Historikern Prof. Wilhelm Bauer (1877–1953) und Prof. Hans Hirsch (1878–1940) am 29. Oktober 1938 doch noch approbiert; zwei Tage darauf bestand er das abschließende zweistündige Rigorosum und konnte am selben Tag, am 31. Oktober 1938 – wenn auch nur unter zahlreichen symbolischen Diskriminierungen – im Rahmen einer „Nichtarierpromotion“ promovieren, bei gleichzeitig aus gesprochenem Berufsverbot im gesamten Deutschen Reich.
Dr. Jakob Mörsel hatte in der Zwischenzeit einen Kurs für Schokolade- und Bonbon-Erzeugung absolviert um bessere Verdienstchancen in der Emigration zu haben, denn er musste aus Wien fliehen. Es gelang ihm, für seinen jüngeren Bruder Rudolf (1923–2003) und seine mittellosen Eltern Chaim und Chane Mörsel mit Hilfe der Auswanderungsstelle der Israelitischen Kultusgemeinde am 6. Februar 1939 in Wien U. S.-Visa und Staatenlosenpässe zu erhalten. So konnten sie am 3. März 1939 mit der SS Ilsenstein von Flushing/Niederlande in die USA ausreisen, wo sie am 17. März 1939 in New York City, NY, ankamen. Seine Mutter starb bald darauf; er lebte mit Vater und Bruder in 519 Neptune Ave., Brooklyn, NY, und gab bei der Volkszählung 1940 als Beruf an, „arbeitslos/College Teacher“ zu sein (sein Vater: „arbeitslos/Rabbi“).
Am 29. Jänner 1945 wurde er als „Jacob Moersel“ U. S.-Staatsbürger und heiratete am 12. August 1947 in Brooklyn, NY, Julia Jagermann (1920–1995), die in St. Pölten, Niederösterreich, geborene Schwester seines ebenfalls vertriebenen Studienkollegen Max Moses Jägermann (1915–2012), die aus Österreich erst nach London, England/Großbritannien geflohen war und von Liverpool aus 1940 nach New York City, NY, in die USA emigriert und am 28. August U. S.-Staatsbürgerin geworden war.
Über seinen weiteren Lebensweg ist bislang wenig bekannt.
Ehrung
Seit 2009 wird an ihn im „Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938“ erinnert (online).
Seit 2022 findet sich sein Name auch auf dem „Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien | Wenn Namen leuchten“, im ersten Stock des Hauptgebäudes der Universität.
Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1934-1938, Rigorosenprotokoll und -akt PHIL 14100, Promotionsprotokoll PHIL 1931-1941 Nr. 2871, PHIL GZ 8 ex 1937/38 ONr. 98; www.ancestry.de.
Zuletzt aktualisiert am 02/13/24