Alfred Carl Toepfer, Senator DDr. h.c.

13.7.1894 – 8.10.1993
geb. in Altona bei Hamburg, Deutschland gest. in Hamburg, Deutschland

Deutscher Unternehmer und Stifter der Alfred Toepfer Stiftung F. V. S.

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Ehrensenator*in sen.h.c. 1973/74 Philosophische Fakultät

Der Unternehmer, Kunst-, Natur- & Wissenschaftsmäzen Alfred Carl Toepfer (1894–1993) wurde am 26. Juni 1974 zum Ehrensenator der Universität Wien ernannt, als Mensch „… QUI PRAEMIO QUOD DICITUR GODOFREDI DE HERDER INSTITUENDO UNIVERSITATIS VINDOBONENSIS DIGNITATEM AUXIT EAQUE RE ALIISQUE REBUS SUA SPONTE INDUCENDIS EXEMPLUM PRODIDIT OPES OECONOMICAS LEGI SUI CUPIDIDATIS OBNOXIAS ESSE NON DEBERE, SED LIBERO EX ARBITRIO LEGI OBSEQUI POSSE QUAE DOCET TOTUM ESSE OBSER­VANDUM HUMANAMQUE FORTUNAM IN VITA SPIRITUALI SUUM HABERE FINEM“ (Wortlaut Diplom), „wegen seiner internationalen Beziehungen und seines erklärten Widerstandes gegen das Naziregime wurde Toepfer 1937–1938 ein Jahr in Einzelhaft gesperrt. In den Jahren 1945–1947 wurde er dagegen von den Engländern in Haft genommen. Das gesamte Vermögen einschließlich der damals schon bestehenden Stiftungen wurde während dieser Zeit gesperrt. … Alfred Toepfer läßt die Erträgnisse seines beruflichen Lebenswerkes zum größten Teil Stiftungen zugute kommen. … Die Hauptstiftung Toepfers, die Stiftung F. V. S. in Hamburg, wurde 1931 gegründet und verfügt über ein Vermögen, das vermutlich über 16 Mio. DM beträgt. Sie verwaltet heute eine Zahl bedeutender Preise, die auf internationaler Basis durch europäische Universitäten und wissenschaftliche Gremien verliehen werden. Der bedeutendste dieser Preise, der Herder-Preis, wird jährlich von der Universität Wien vergeben.“ (Bericht in: Das Studienjahr 1973/74)

 

Die Ehrung wird 2022/23 aufgrund von Alfred Toepfers Involvierung in den Nationalsozialismus als „diskussionswürdig“ eingestuft. In den 1990er-Jahren wurde die Rolle Toepfers und die Kulturarbeit seiner Stiftung in der Zeit des Nationalsozialismus kritisch beleuchtet (Michael Fahlbusch), die „Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.“ beauftragte deshalb 1997–2000 eine unabhängige Historikerkommission (Georg Kreis, Gerd Krumeich, Hans Mommsen und Arnold Sywottek) mit der Aufarbeitung, mit dem Ergebnis, dass Toepfer ein nationalistischer und völkischer Verfechter kultureller „Grenzlandarbeit“ war, der Kontakte zu hochrangigen Nationalsozialisten unterhielt, selbst aber kein Nationalsozialist und kein Antisemit war und sich nicht an jüdischem Eigentum bereichert habe. Dass er nach dem Krieg in den Holocaust und Kriegsverbrechen aktiv involvierte Nationalsozialisten beschäftigte, wurde einhellig kritisiert – die Diskussion um Toepfers Rolle in der NS-Zeit hält weiter an

Alfred C. Toepfer, der Gründer der gleichnamigen Firma Toepfer International mit Hauptsitz in Hamburg für weltweiten Handel mit landwirtschaftlichen Produkten, insbesondere Getreide und Futtermitteln, wurde bereits in der Zeit des Bationalsozialismus von der Universität Wien ehrungswürdig befunden worden: am 18. Dezember 1943 beantragten der damalige Rektor Eduard Pernkopf und der Dekan der Philosophischen Fakultät Viktor Christian beim Berliner Reichserziehungsministerium (REM) ein Ehrendoktorat für ihn:

"die Verdienste des Herrn Toepfer durch die Schaffung der zahlreichen Kulturpreise, die in seiner Stiftung ruhen, so große sind, daß eine solche Ehrung zu vertreten wäre".

Bevor von dort eine Entscheidung kam, schrieb Rektor Pernkopf am 6. Mai 1944 erneut an das REM

"Auf Grund eines Aktes der geheimen Staatspolizei Hamburg vom 17. April 1944 … nehme ich im Einvernehmen mit dem Dekan der Phil. Fakultät … den Antrag, dem Schöpfer der Johann-Wolfgang-Goethe-Stiftung eines Ehrendoktors der Philosophie zu verleihen, in aller Form zurück."

Alfred Toepfer gründete 1931 die Stiftung F. V. S., die später als Alfred Toepfer Stiftung F. V. S. jährlich zahlreiche Preise und Stipendien zur Förderung der europäischen Einheit vergab.
Toepfer war auch ein Pionier des Landschafts- und Naturschutzes und zwischen 1954 und 1985 Vorsitzender des überregionalen Vereins Naturschutzparke (Erhaltung der Lüneburger Heide, Schaffung von Naturparks).

1974 wurde ihm vn der Universität Wien die Ehrensenatorenwürde verliehen. Im Bericht des Studienjahres 1973/74 wurd dazu ausgeführt:

"wegen seiner internationalen Beziehungen und seines erklärten Widerstandes gegen das Naziregime wurde Toepfer 1937–1938 ein Jahr in Einzelhaft gesperrt. In den Jahren 1945–1947 wurde er dagegen von den Engländern in Haft genommen. Das gesamte Vermögen einschließlich der damals schon bestehenden Stiftungen wurde während dieser Zeit gesperrt. … Alfred Toepfer läßt die Erträgnisse seines beruflichen Lebenswerkes zum größten Teil Stiftungen zugute kommen. … Die Hauptstiftung Toepfers, die Stiftung F. V. S. in Hamburg, wurde 1931 gegründet und verfügt über ein Vermögen, das vermutlich über 16 Mio. DM beträgt. Sie verwaltet heute eine Zahl bedeutender Preise, die auf internationaler Basis durch europäische Universitäten und wissenschaftliche Gremien verliehen werden. Der bedeutendste dieser Preise, der Herder-Preis, wird jährlich von der Universität Wien vergeben."

In den 1990ern wurde die Rolle Toepfers und die Kulturarbeit seiner Stiftung in der Zeit des Nationalsozialismus kritisch beleuchtet (Michael Fahlbusch), die "Alfred Toepfer Stiftung F.V.S." beauftragte deshalb eine unabhängige Historikerkommission (Georg Kreis, Gerd Krumeich, Hans Mommsen und Arnold Sywottek) mit der Ausfarbeitung (1997-2000) mit dem Ergebnis, daß Toepfer ein nationalistischer und völkischer Verfechter kultureller "Grenzlandarbeit" war, der Kontakte zu hochrangigen Nationalsozialisten unterhielt, selbst aber kein Nationalsozialist und kein Antisemit war und sich nicht an jüdischem Eigentum bereichert habe. Dass er nach dem Krieg in den Holocaust und Kriegsverbrechen aktiv involvierter Nationalsozialisten beschäftigte, wurde einhellig einhellig kritisiert - die Diskussion um Toepfers Rolle in der NS-Zeit hält weiter an.

Archiv der Universität Wien S 229.3.1 (=RA GZ 71/1 ex 1973/74)
Werner Welzig, in: Universität Wien, Das Studienjahr 1973/74, Wien 1974, 14–16.

Herbert Posch

Zuletzt aktualisiert am 25.07.2023 - 19:36

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