Alfred Francis Přibram, o. Univ.-Prof. Dr. phil.

1.9.1859 – 7.5.1942
geb. in London, Vereinigtes Königreich gest. in London, Vereinigtes Königreich

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Denkmal „Vertriebene Historiker*innen“ 2022 Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät

Ihm wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen seine venia legendi entzogen und er war gezwungen, Österreich zu verlassen und zu emigrieren.

Alfred Francis Přibram, geb. am 1. September 1859 in London als Sohn von Heinrich Přibram (Kaufmann) und Sophie, geb. Wehle. Er studierte an der Universität Wien 1878-1882 Geschichte und Philosophie und absolvierte ab 1881 auch den Ausbildungskurs am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Er promovierte 1882 in Geschichte zum "Dr.phil.". 1887 habilitierte er sich und wurde Privatdozent für allgemeine neuere Geschichte an der Universität Wien, 1894 ao. Professor, 1900 tit. o. Prof. und 1913 o. Prof. für mittlere und neuere Geschichte.
1919 wurde er korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Zwischen 1921 und 1924 unternahm Přibram Vortragsreisen nach England und übernahm Gastprofessuren an der Stanford University (1926) und (1927/28) an der Harvard University in den USA.

Forschungsschwerpunkt war u. a. die österreichische Geschichte in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, die Persönlichkeit, Politik und Zeit Kaiser Leopolds I. der er einige kritische Quellenuntersuchungen und Monografien widmete, z.B. Franz Paul Freiherr von Lisola 1613–1674 und die Politik seiner Zeit (1894). Im Zuge der Edition und Bearbeitung der politischen Geheimverträge Österr.-Ungarns zwischen 1879 und 1914 Beschäftigte er sich auch mit den tieferen Ursachen für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges womit er internationale Anerkennung fand mit Werke wie: Österreichische Staatsverträge (1907–1913), Urkunden und Akten zur Geschichte der Juden in Wien 1526–1847 (1918), Die politischen Geheimverträge Österreich-Ungarns 1879–1914 (1920), Austrian Foreign Policy 1908–18 (1923). Přibram war Österreich-Repräsentant der Rockefeller Foundation und zwischen 1924 bis 1928 allein für die Auswahl der österreichischen Stipendiaten zuständig. Seit 1930 war er Mitglied der English Historical Society.

1930 emeritierte Přibram an der Universität Wien. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde Přibram durch Erlass des Bundesministeriums für Unterricht vom 22. April 1938 von der Universität Wien die Lehrberechtigung entzogen. Im Dezember 1938 erklärte Přibram seinen Austritt aus der Akademie der Wissenschaften, um einem Ausschluss zuvorzukommen.

Anfang 1939 konnte er nach Großbritannien zu seinen dort lebenden Söhnen emigrieren und war 1939-1942 noch als Professor an der Londoner School of Economics tätig.

Alfred Francis Přibram starb am 7. Mai 1942 in London.

Ehrungen

Seit 2009 wird an ihn im "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" erinnert (online).

Seit 2022 findet sich sein Name auch auf dem "Wenn Namen leuchten | Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien", im ersten Stock des Hauptgebäudes der Universität.

Herbert Posch

Zuletzt aktualisiert am 13.02.2024 - 21:16

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