Ellen Louise von Platen

9.11.1869 – 2.7.1955
geb. in Stockholm, Schweden gest. in Stockholm, Schweden

schwedische Frauenrechtlerin, Sozialpolitikerin, Schriftstellerin

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Ehrenmedaille Ehrenmedaille gold 1925

Ellen Louise von Platen wurde als Tochter des Barons Ludvig von Platen und dessen Ehefrau Hélène Erskine in Stockholm geboren. Sie erhielt ihre Schulbildung in Stockholm und in der Schweiz. Bald nach deren Beendigung begann sie sich für soziale Fragen zu engagieren, besonders innerhalb der neugegründeten, auf Armenfürsorge fokussierten Föreningen för Välgörenhetens Ordnande (FVO, Vereinigung zur Organisation wohltätiger Zwecke), für die sie 1893–1895 als stellvertretende Sekretärin und 1897 bis 1901 als Berichterstatterin arbeitete. Im Auftrag des Vereins lebte Platen zwischen 1895 und 1897 in London, um die dortige Organisation der Sozialfürsorge in den Armenvierteln kennenzulernen, und bereiste später auch die Vereinigten Staaten, Indien, China und Japan.

Ellen von Platen fungierte von 1898 bis 1914 als Vertreterin im Schwedischen Nationalen Frauenverband (Svenska Kvinnors Nationalförbund) und nahm als Vertreterin Schwedens an den International Congress of Women der internationalen Frauenbewegung teil, unter anderem 1911 in London und 1914 in Rom. 1910 war sie Abgeordnete der liberal-konservativen Partei Allmänna valmansförbundet.

Nach Beginn des Ersten Weltkrieges besuchte Platen Krankenhäuser und Kriegsgefangenenlager in Ostpreußen, Österreich, Ungarn, Bulgarien und der Türkei und initiierte 1915 die Gründung des „Schwedenfonds für Ostpreussenhilfe“. Ihre Erfahrungen im Bereich der Fürsorge zu Kriegszeiten beschrieb sie 1916 in ihrem Buch „Härjat och bärgat. Minnen från de masuriska sjöarnas land“ (Zerstört und gerettet. Erinnerungen aus dem Land der Masurischen Seen). Nach dem Ersten Weltkrieg engagierte sie sich im Rahmen von Hilfsaktionen für Bedürftige in Wien und Berlin. 1923 besuchte sie das Ruhrgebiet während der französischen Besatzung.

Ehrung durch die Universität Wien 1925

Am 24. Juni 1925 richteten die Professoren Arnold Durig und Josef Schaffer die Anregung an den Dekan der Medizinischen Fakultät, Richard Wasicky, das Ehrenzeichen der Universität Wien an Fröken Ellen von Platen zu verleihen. Den Anlass boten die Hilfeleistungen, die die Universität Wien sowie ihre Studierenden und Lehrenden nach dem Ersten Weltkrieg erhielten, um die Notsituation der Nachkriegsjahre zu lindern:

„Fröken von Platen ist die Nichte des verstorbenen schwedischen Histologen Prof. Dr. Retzius und entstammt einem alten schwedischen Adelsgeschlechte in dessen Ahnenreihe auch der Dichter Platen von der Hallermünde gelebt hat. Fröken von Platen ist eine in Europa bekannte Philanthropin, die während des Krieges ein ausserordentlich segensreiches Wirken entfaltete und auch in letzter Zeit sich durch persönliches Einsetzen der deutschen Gefangenen in den französischen Behörden im Rheinland für die deutsche Bevölkerung in erfolgreichster Weise wirkte. Unsere Fakultät verdankt Fröken von Platen grosse Geldspenden für die Fürsorge, die den Anstoss zur Schaffung der Fakultätsfürsorge und damit zu der der Universität überhaupt gegeben haben. In allerletzter Zeit hat Fröken von Platen der Fakultät neuerlich eine Spende von 1000 schwedischen Kronen zugewendet, die der Beteiligung mittelloser tüchtiger Studierender mit einem Betrage von 50 Sch zur Promotion dienen soll.“
(Archiv der Universität Wien, Akademischer Senat, Gz. 1030 ex 1924/25)

Der Dekan schloss sich dem Antrag an und übermittelte ihn an den Rektor. Der Rektor legte den Vorschlag wiederum  den Mitgliedern der für die Verleihung des Ehrenzeichens zuständigen Kommission zur Beratung vor. Am 8. Juli 1925 traf die Ehrenzeichenkommission zu einer Sitzung zusammen. Die anwesenden Mitglieder (Vorsitzender Prof. Konstantin Hohenlohe-Schillingsfürst sowie Prof. Anton Eiselsberg, Prof. Ernst Schwind, Prof. Richard Hoffmann) befanden für Frau von Platen „die Auszeichnung mit der goldenen Medaille für ausreichend […], da bisher mit dem grossen Ehrenzeichen der Universität nur ganz hervorragende Persönlichkeiten auszeichnet wurden. Im Hinblicke darauf, dass die Kommission die Gesamtsumme der von der genannten Dame gemachten Spenden für die Fürsorgezwecke der medizinischen Fakultät nicht kennt, würde sie sich, wenn die medizinische Fakultät besonderen Wert auf die Verleihung des Ehrenzeichens legt, auch diesem Vorschlage anschliessen.

Der Akademische Senat beschloss schließlich am 16. Juli 1925, Ellen Louise von Platen mit der goldenen Ehrenmedaille der Universität Wien zu ehren.

Über die Schwedische Gesandtschaft in Wien übermittelte Rektor Karl Luick am 22. September 1925 die Ehrenmedaille sowie das dazugehörige Ehrendiplom an Ellen von Platen „in dankbarer Würdigung Ihrer Verdienste um die Wiener Universität“. Platen bedankte sich am 14. Oktober 1925 in einer schriftlichen Notiz an den Rektor: „Ich bin tief gerührt und sehr geehrt über diese hohe Auszeichnung stets hoch in Ehren zu halten“ (sic).

Weiteres Engagement

Platen gehörte seit 1916 dem schwedischen Kulturverein für Frauen Nya Idun an und war Mitglied des Stockholmer Lyceum-Clubs (1918–1920 Schatzmeisterin, 1933–1944 Vizepräsidentin), an dessen internationalen Kongressen sie ebenso teilnahm. 1931 bis 1933 war sie Vizepräsidentin des Svenska Kvinnors Nationalförbund (Schwedischer Nationaler Frauenverein).

Ellen von Platen wurde 1934 mit dem königlichen Seraphinenorden, dem höchsten Orden des Königreiches Schweden ausgezeichnet. Ihre Memoiren veröffentlichte sie 1939 unter dem Titel „Ensam genom livet“ (Alleine durchs Leben).

Archiv der Universität Wien, Akademischer Senat, Gz. 1030 ex 1924/25.
Archiv der Universität Wien, R 34.4: Ehrenbuch 1921-1959.
> Fembio: Frauen-Biographieforschung
> Wikipedia (Schwedisch)

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 28.03.2024 - 21:10

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