Gustav Riehl jun., Univ.-Prof. Dr. med.

18.6.1894 – 8.6.1981
geb. in Wien, Österreich gest. in Wien, Österreich

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Ehrensenator*in sen.h.c. 1979/80

Die Ehrung wird 2022/23 aufgrund von Gustav Riehls Verhältnis zum Nationalsozialismus als „diskussionswürdig“ eingestuft. Gustav Riehl jun. war bereits vor dem „Anschluss“ Mitglied des antisemitisch ausgerichteten Vereins deutscher Ärzte in Österreich. Seit April 1938 war Riehl jun. förderndes Mitglied der SS, seit Mai 1938 Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und ab Mai 1940 Mitglied des NS‐Ärztebundes. Des Weiteren war Riehl jun. Mitglied der NS‐Jägerschaft. Des Weiteren war Gustav Riehl jun. mit Walter Riehl (1881–1955) verwandt, welcher der erste Vorsitzende der NSDAP in Österreich (1919–1923) war.

Gustav Riehl der Jüngere kam als Sohn des Dermatologen Gustav Riehl am 18. Juni 1894 in Wien auf die Welt. Er studierte Medizin und Kunstgeschichte in Wien, wo er 1921 seine Promotion in Medizin abschließen konnte. Nach seinem Studium war am Pathologischanatomischen Institut der Universität Wien bei Rudolf Maresch und der I. Chirurgischen Universität‐KIinik im Allgemeinen Krankenhaus bei Anton Freiherr von Eiselsberg tätig. Das Studienjahr 1923/1924 verbrachte er am Pathologischen Institut der Johns‐Hopkins‐University in Baltimore. 1924 trat er schließlich unter seinem Vater in die Klinik für Dermatologie und Syphilis („I. Hautklinik“) im Allgemeinen Krankenhaus ein. Er habilitierte sich dort unter Leopold Arzt. Ab 1932 war er Abteilungsvorstand der Hautabteilung der Wiener Allgemeinen Poliklinik (bis 1939). Im Zweiten Weltkrieg ab November 1939 Abteilungsarzt im Rang eines Oberfeldarztes eines Feldlazaretts im Wehrkreis XVII. Riehl kehrte im November 1945 aus der US‐Kriegsgefangenschaft zurück. 1946 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. Im selben Jahr übernahm er die Leitung der Lupusheilstätte. 1951 erfolgte die Vereinigung der Lupusheilstätte mit dem Wilhelminenspital, wo Riehl als tit. o. Prof. bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1960 wirkte. Riehl fungierte als Vertrauensarzt der Fachärzte und Vizepräsident der österreichischen dermatologischen Gesellschaft. Riehl führte als erster die Bluttransfusion in die Therapie von Hauttuberkulose und Verbrennungen ein.

Antisemitismus und Nationalsozialismus

Gustav Riehl jun. war bereits vor dem „Anschluss“ Mitglied des antisemitisch ausgerichteten Vereins deutscher Ärzte in Österreich. Seit April 1938 war Riehl jun. förderndes Mitglied der SS. Dies bedeutete, dass er die SS finanziell unterstützte, aber nicht aktiv im Dienst der SS stand, was als ein Indiz individueller NS‐Überzeugungen gedeutet werden kann.

Seit Mai 1938 ist er Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und ab Mai 1940 Mitglied des NS‐Ärztebundes. Des Weiteren war Riehl jun. Mitglied der NS‐Jägerschaft.

Am 21. November 1938 wurde Gustav Riehl folgendermaßen politisch beurteilt: „Dr. Riehl wird eine nationale Einstellung nachgesagt, doch ist derselbe politisch nicht hervorgetreten und hat sich gegenüber der nationalsozialistischen Bewegung vollkommen indifferent verhalten.“ (Gaupersonalamt z. b. V. an die Gauleitung des Gaues Wien der NSDAP, 21.11.1938. In OeStA/AdR/ZNsZ/GA, Gauakt Gustav Riehl jun.) In der Beurteilung des örtlichen Dozentenführers der Universität Wien hieß es, dass an Riehls „nationaler Grundeinstellung […] keinen Augenblick gezweifelt werden“ könne. (Der örtliche Dozentenführer der Universität Wien an die Reichsleitung des NSD‐Dozentenbundes. 15.11.1938) Im politischen Fragebogen vom 12. Oktober 1938 wurde sein Verhalten zum NS‐Staat und der Partei als „gut und einwandfrei“ beschrieben (Emil Gangl an die Kreisleitung. Fragebogen, 12.10.1938).

Im politischen Fragebogen der Wiener Ärztekammer behauptete Riehl im Unterpunkt „Haben Sie durch den Nationalsozialismus Schäden erlitten“, durch den Nationalsozialismus den Verlust seines Primariats an der Wiener allgemeinen Poliklinik wegen Auflassung der Dermatologie erlitten zu haben. (WStLA, Akt Ärztekammer. Politischer Fragebogen 1.10.1946).

Sein Vater Gustav Riehl. sen. vertrat eine antisemitische Einstellung und war in den Nationalsozialismus involviert. Des Weiteren war Gustav Riehl sen. mit Walter Riehl (1881–1955) – dem ersten Vorsitzenden der NSDAP in Österreich (1919–1923) – verwandt.

Österreichisches Staatsarchiv (OeStA)/Archiv der Republik (AdR), Zivilakten der NS‐Zeit (ZNsZ), Gauakten (GA), Gauakt. Gustav Riehl jun.: Gaupersonalamt z. b. V. An die Gauleitung der NSDAP, 21.11.1938. |Der örtliche Dozentenführer der Universität Wien an die Reichsleitung des NSD‐Dozentenbundes, 15.11.1938. | Emil Gangl an die Kreisleitung. Fragebogen, 12.10.1938.

Wiener Stadt‐ und Landesarchiv (WStLA), 2.10.2.A1: Ärztekammer Wien, Personalakten Ärztinnen und Ärzte: Gustav Riehl jun.

Josef Hlade

Zuletzt aktualisiert am 25.08.2023 - 13:51

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