Johannes Siwart, Mag. art., Dr. theol.

14. Jhdt. – 15. Jhdt.

(Johannes Sibart bzw. Sywart de Septemcastris)

Funktionen

Dekan*in Artistenfakultät 1412

Der aus Siebenbürgen stammende Theologe Johannes Siwart wurde entweder im Wintersemester 1392/93 oder im Wintersemester 1393/94 als Johannes de Septemcastris an der Universität Wien immatrikuliert. Da er in den Universitätsquellen erst ab etwa 1408 mit seinem Familiennamen aufscheint, um ihn von einem weiteren Studenten gleichen Namens sowie von dem Theologen Johannes Wittich zu unterscheiden, gibt es vor allem zu seinem Studium an der Artistenfakultät kaum gesicherte Daten.

Wahrscheinlich 1394 erlangte Siwart das Bakkalaureat der artes und wurde 1398 zum Lizenziaten sowie zum Magister artium promoviert. In den folgenden Jahren war er vermutlich nicht in Wien, möglicherweise hielt er sich wegen der Erlangung einer Pfründe in Siebenbürgen auf. Im Dezember 1402 ist er wieder an der Universität nachweisbar. In den folgenden Jahren unterrichtete er als Lehrer, vor allem der Logik und Metaphysik, an der Artistenfakultät; weiters war er als Prüfer (examinator) und Berater des Dekans (consiliarius) tätig. Im Sommersemester 1412 wurde er zum Dekan gewählt. Während seiner Amtszeit bemühte er sich vergeblich um die Verbesserung der Raumsituation im Collegium ducale. Der erhöhte Platzbedarf der Artisten konnte erst durch den Bau der 1425 fertiggestellten Nova Structura behoben werden.

Daneben studierte er an der Theologischen Fakultät, wo er vermutlich 1407 im Rahmen seines Bakkalarstudiums als cursor biblicus über das Buch Jeremias und 1408 über den Brief des Apostels Paulus an die Hebräer sowie als sententiarius über Petrus Lombardus vortrug. 1410 beauftragte die Fakultät Mag. Johannes von Siebenbürgen mit der Predigt zum Fest Mariä Himmelfahrt. Gesichert ist, dass Siwart 1412 zum Lizenziaten, ein Jahr später zum Doktor der Theologie promoviert wurde.

Während seiner Amtszeit als Dekan der Artistenfakultät nahm Siwart in den Fakultätsakten erstmals Stellung zu den Lehren des Johannes Hus: Den Vorwurf des Passauer Dompropstes und päpstlichen Gesandten Wenzel Thiem, die Universität Wien vertrete häretisches Gedankengut, da sie den Aufruf des Papstes zum Kreuzzug gegen den König von Neapel nicht engagiert genug unterstützte, kommentierte Siwart damit, dass die Anschuldigung der Häresie eher an die Universität Prag zu richten sei, wo die Lehren John Wycliffs gelehrt würden.

Im folgenden Jahr 1413 stand Siwart im Zentrum einer emotional geführten Auseinandersetzung mit der Universität Prag, nachdem er dem Bischof von Zagreb vorgeworfen hatte, dass Kleriker seiner Diözese die Lehren Wycliffs in Wien predigten. Schon bald griff die Universität Prag, der der beschuldigte Magister angehörte, in die Kontroverse ein. Auch Jan Hus wandte sich direkt an Siwart und beschuldigte ihn der Verbreitung von Unwahrheiten. Die Wiener Universität verteidigte Siwart gegen diese Anschuldigungen. Der Briefwechsel ist in einer theologischen Sammelhandschrift der Österreichischen Nationalbibliothek (Cod. 4299) überliefert.

In den folgenden zwei Jahren wird Siwart nicht in den universitären Quellen erwähnt, erst 1416 tritt er wieder in Erscheinung. Möglicherweise zog er sich in die Kartause Mauerbach zurück, nachdem die Kontroverse mit Prag zu großes Aufsehen erregt hatte. 1417 verfasste er gemeinsam mit dem Prokurator und zwei weiteren Nationsmitglieder Ergänzungen zu den Statuten der Ungarischen Nation. Nach 1418 scheint er nicht mehr an der Universität auf. Die in der Literatur mehrfach aufgestellte Behauptung, Siwart sei seit 1419 Pfarrer von Großscheuern/Șura Mare in Siebenbürgen und Kanoniker von Hermannstadt/Sibiu gewesen, wurden von der Historikerin Katherine Walsh widerlegt: Die Pfarre Großscheuern hat Siwart laut einer Urkunde König Sigismund aus dem Jahr 1406 bereits vor diesem Zeitpunkt erhalten, möglicherweise diente die Pfründe zur Finanzierung seiner Studien. Auch war Siwart kein Kanoniker, sondern seine Ernennung zum Pfarrer wurde durch eine Kapitelversammlung in Hermannstadt bestätigt. Das Todesdatum Johannes Siwarts ist nicht bekannt, er starb vor 1423, da in diesem Jahr bereits ein anderer Pfarrer von Großscheuern genannt wird.

Außer dem Schriftwechsel von 1413 ist von Siward ein Traktat De nativitate Mariae erhalten, der in einer Handschrift des Stiftes Klosterneuburg (Cod. 569) erhalten ist.

Ulrike Denk

Zuletzt aktualisiert am 02.09.2022 - 15:30