Josef Meisels, Dr. phil.

1.8.1911 – 1.5.2001
geb. in Tarnopil|Тернопіль, Ukraine gest. in Newton, MA, Vereinigte Staaten

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Denkmal „Vertriebene Historiker*innen“ 2022 Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät

Josef MEISELS, geb. am 1. August 1911 in Tarnopol, Galizien/Österreich-Ungarn [später Polen, heute: Tarnopil|Тернопіль/Ukraine] (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft: Österreich), Sohn von Etka Meisels (Altersrentnerin), wohnte in Wien 2, Schiffamtsgasse 6, war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Philosophischen Fakultät im 6. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Geschichte, Germanistik und Anglistik.

Nach dem "Anschluss" im März 1938 versuchte er im Sommersemester 1938 vorerst zumindest noch zwei Monate im Rahmen des 2%-numerus clausus für jüdische Studierende weiterstudieren, wurde aber abgelehnt und wurde aus rassistischen Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.

Er musste aus Wien fliehen, heiratete aber noch vor der Ausreise am 22. November 1938 Dr. Magdalena Weingeist (1914–1985), die am 31. Oktober 1938 noch an der Universität Wien ihr Germanistikstudium, allerdings nur im Rahmen einer entwürdigenden "Nichtarierpromotion", immerhin noch abschließen konnte. Sie konnte nach der Heirat zu Verwandten nach Stockholm/Schweden flüchten, während Josef Meisels noch rechtzeitig in die USA emigrieren konnte.
Er kam mit der SS Volendam am 22. Februar 1940 in New York, NY, an und suchte am 14. Mai 1940 um die US-Staatsbürgerschaft an – damals gab als Beruf an "none (teacher)" – die er fünf Jahre später auch erhielt. Später kam auch seine Frau aus Stockholm in die USA zu ihm nach Lincoln, Nebraska, und sie hatten zwei Töchter – Linda Brion-Meisels (1945) und Ellen Meisels (1948).
Joseph F. Meisels konnte in den USA wieder studieren, verlegte seinen Studienschwerpunkt auf Sozialarbeit. Er studierte in Nebraska, Pittsburgh und Minnesota, promovierte zum "Ph.D." in Social Work und arbeitete später als Sozialarbeiter und Administrator in der Jewish Federation in Kansas City. 1969 wurde er Dekan an der Boston University School of Social Work was er bis zu seiner Pensionierung 1976 blieb.
Er war Vorstandsmitglied des Board of directors of Boston Children's Services und der National Association of Social Workers und nach ihm wurde der Dean Joseph F. Meisels Prize an der Boston University School of Social Work benannt.

Joseph F. Meisels starb am 1. Mai 2011 in Newton MA/USA und ist am Sharon Memorial Park, Sharon, MA/USA beigesetzt.

Ehrung

Seit 2009 wird an ihn im "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" erinnert (online).

Seit 2022 findet sich sein Name auch auf dem "Wenn Namen leuchten | Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien", im ersten Stock des Hauptgebäudes der Universität.

 

Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937-1938; Nachruf im Boston Globe vom 5. Mai 2001; www.ancestry.de.

Herbert Posch

Zuletzt aktualisiert am 12.02.2024 - 21:14

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