Josef Scheiner, o. Univ.-Prof. Dr. theol.

13.3.1798 – 12.8.1867
geb. in Böhmisch-Leipa, Böhmen | Česká Lípa, Tschechische Republik gest. in Wien, Österreich

Funktionen

Dekan*in Katholisch-Theologische Fakultät 1832/33
Dekan*in Katholisch-Theologische Fakultät 1852/53
Rektor 1854/55

Josef (Joseph) Scheiner, Sohn eines Zinngießers, absolvierte die obligatorischen philosophischen Studien von 1815 bis 1817 an der Universität Prag und trat anschließend in das Priesterseminar in Leitmeritz (Litoměřice) ein, wo er 1821 zum Priester geweiht wurde. Danach besuchte er die höhere theologische Bildungsanstalt für Weltpriester zu St. Augustin in Wien („Frinteaneum“), wo er sich vor allem dem Studium der hebräischen Sprache widmete. 1824 wurde Scheiner an der Universität Wien zum Doktor der Theologie promoviert und noch im selben Jahr zum Professor für das alttestamentliche Bibelstudium und orientalische Sprachen an die Diözesanlehranstalt Leitmeritz berufen. Bereits 1827 kehrte er wieder nach Wien zurück, wo er k. k. Hofkaplan und Studiendirektor am Frintaneum wurde.

Als Nachfolger des verstorbenen Leopold Ackermann wurde Josef Scheiner 1832 zum außerordentlichen Professor für Alttestamentliches Bibelstudium und semitische Sprachen an der Universität Wien ernannt. 1833 erfolgte seine Ernennung zum Ordinarius. Bereits in seinem ersten Jahr an der Universität wurde er im Studienjahr 1832/33 erstmals zum Dekan der Theologischen Fakultät gewählt.

Scheiner, der von 1836 bis 1848 auch als k. k. Zensor für theologische Bücher fungierte, wirkte im Revolutionsjahr 1848 als Berater des Unterrichtsministers Franz von Sommaruga. In dessen Auftrag erarbeitete er Vorschläge zur Reform des theologischen Studiums, die unter dem Titel „Die Religionsvorträge an den Gymnasien“ veröffentlicht und in weiterer Folge teilweise umgesetzt wurden.
Daneben publizierte Scheiner kaum eigene Schriften, war jedoch in der Redaktion theologischer Fachzeitschriften sehr aktiv. So war er Redakteur und Autor für die von Josef Pletz herausgegebene „Neue theologische Zeitschrift“, gründete 1850 gemeinsam mit Johann Michael Häusle die „Zeitschrift für die gesammte katholische Theologie“ und war Mitarbeiter der ab 1862 erscheinenden „Oesterreichischen Vierteljahrschrift für katholische Theologie“.

An der Universität Wien amtierte Josef Scheiner im Studienjahr 1852/53 nochmals als Dekan der Theologischen Fakultät sowie 1854/55 als Rektor. Zudem war er Prüfungskommissär und Examinator bei den Prüfungen zur Erlangung der theologischen Doktorswürde.

Noch während seiner Amtszeit als Rektor wurde Josef Scheiner 1855 zum Universitätskanoniker und Mitglied des Domkapitels von St. Stephan sowie zum fürsterzbischöflichen Konsistorial- und Ehegerichtsrat ernannt. Gleichzeitig übernahm er die Funktion eines Kommissärs für die theologischen Lehranstalten der Stifte Heiligenkreuz und Klosterneuburg. Ab 1864 Mitglied des Unterrichtsrates in theologischen Fragen, fungierte er auch als Kommissär der Wiener Gymnasien und Realschulen. 1866 erfolgte seine Ernennung zum Domkantor von St. Stephan.

Josef Scheiner wurde für seine Leistungen vielfach ausgezeichnet. Unter anderem war er bischöflicher Konsistorialrat in Leitmeritz und wurde 1848 zum Ehrendoktor (Dr. theol. h.c.) der Universität Prag ernannt.

Seine etwa 4000 Bände umfassende Bibliothek hinterließ Scheiner der Universitätsbibliothek Wien. Zudem stiftete er ein Stipendium für einen Theologiestudenten.

Werke (Auswahl)

Die Insignien des Priesterthums. Predigt zur Primizfeier, 1845.
Die Religionsvorträge an den Gymnasien, oder Reform des österreichischen Unterrichts, 1848. 
Bilder aus dem Leben des heiligen Severin, 1863.
Predigten (hg. von Theodor Wiedemann), 1869.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 28.03.2024 - 21:47

Druckversion