Leopold Breitenecker, o. Univ.-Prof. Dr. med.

14.4.1902 – 22.11.1981
geb. in Perchtoldsdorf, Österreich gest. in Wien, Österreich

Funktionen

Dekan*in Medizinische Fakultät 1964/65
Dekan*in Medizinische Fakultät 1965/66

Leopold Breitenecker studierte an der Universität Wien Medizin und arbeitete bereits während seines Studiums in der Prosektur der Wiener Allgemeinen Poliklinik unter Leitung des Pathologen Carl Sternberg. Er promovierte 1928 zum Dr. med. univ. und studierte danach ein halbes Jahr Knochenpathologie in Innsbruck. Ab 1930 arbeitete er als Assistent am Institut für gerichtliche Medizin (und Kriminalistik) der Universität Wien unter Albin Haberda.

Involvierung in den Nationalsozialismus

Leopold Breitecker trat bereits 1933 der NSDAP bei und wurde auch Mitglied des NS-Dozentenbundes und des NS-Ärztebundes. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 wurde er Arzt des HJ-Gebiets Wien und der Gauamtsleitung der NSV-Niederdonau.
An der Universität Wien wurde er 1939 zum Privatdozenten habilitiert und 1944 zum tit. ao. Prof. ernannt. Das gerichtsmedizinische Institut der Universität Wien arbeitete eng mit der Gestapo zusammen und übernahm ab 1944 auch offiziell die kriminaltechnischen und -medizinischen Aufgaben für die Kriminal- und Sicherheitspolizei.
Als bekennender Nationalsozialist war Breitenecker zudem zwischen 1941 und 1945 sehr aktiv als ärztlicher Beisitzer am Erbgesundheitsgericht Wien. Wie zahlreiche weitere Ärzte stellte er sich damit in den Dienst der nationalsozlistischen „Erbpflege“ und entschied über Zwangssterilisationen.

Nachkriegszeit

Leopold Breitecker wurde 1945 aufgrund seiner NSDAP-Mitgliedschaft suspendiert. Da er seine NSDAP-Mitgliedschaft ab 1933 („Verbotszeit“) aber leugnete, wurde er nur als „minderbelastet“ eingestuft und konnte seine Karriere rasch wieder aufnehmen.1946 bis 1953 leitete er die Prosektur des AKH Wr. Neustadt und arbeitete dort als Gerichtsmediziner. 1957 übernahm er als Sektionschef die Leitung des österreichischen Volksgesundheitsamts im Sozialministerium.

Auch an der Universität Wien konnte er wieder Fuß fassen: Er wurde 1953 zum Privatdozenten ernannt, 1956 zum ao. Professur und schließlich 1959 zum Ordinarius und Vorstand des Instituts für gerichtliche Medizin der Universität Wien (bis 1972). Er initiierte den Institutsneubau und war 1964/65 Dekan der medizinischen Fakultät.
Er publizierte zur Pathologie des plötzlichen bzw. gewaltsamen Todes, zu Kohlenoxyd- u. Alkoholintoxikation und zu ärztlichen Kunstfehlern, beschäftigte sich jedoch auch am gerichtsmedizinischen Institut wieder intensiv mit erbbiologischen Fragen. 1967 sagte er als Gutachter im Frankfurter Euthanasieprozess über die Tötung in Gaskammern: „Es ist sicherlich eine der humansten Tötungsarten überhaupt.“

Zugleich war Leopold Breitecker in der Nachkriegszeit Mitglied diverser Ethikkommissionen und bekleidete hohe Ämter: Er war Mitglied des Obersten Sanitätsrats, Präsident des Wiener Landessanitätsrats, Gründer und Ehrenpräsident der Österreichischen Gesellschaft für gerichtliche Medizin, Mitglied der Internationalen Akademie für gerichtliche und soziale Medizin und der Österreichischen Studiengesellschaft für Atomenergie, Sektionschef, Ehrenritter des Johanniterordens, Ehrenmitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und Mitglied sowie Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin. Für seine Tätigkeit als Gerichtsmediziner erhielt Breitenecker zahlreiche Auszeichnungen, u.a. 1973 das große goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 11.05.2023 - 19:08

  • Leopold Breitenecker

    Leopold Breitenecker, Dekan dre Medizinischen Fakultät der Universität Wien bei der 600-Jahr Feier der Universität Krakau, 13. Mai 1964 in Krakau

    1964

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  • Akademischer Senat der Universität Wien, Studienjahr 1964/65

    in Bildmitte Rektor Karl Fellinger , neben ihm Prorektor Albin Lesky die anderen Mitglieder des Senats: Walter Kornfeld , Gottfried Fitzer ,...

    BestandgeberIn: Archiv der Universität Wien, Bildarchiv UrheberIn: Foto Schikola, Wien VII. Signatur: 106.I.2099