Karl Werner, o. Univ.-Prof. Dr. theol.

8.3.1821 – 4.4.1888
geb. in Hafnerbach, Niederösterreich, Österreich gest. in Wien, Österreich

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Denkmal Arkadenhof 1897 Katholisch-Theologische Fakultät

Funktionen

Dekan*in Katholisch-Theologische Fakultät 1873/74
Rektor 1877/78
Senator Katholisch-Theologische Fakultät 1879/80
Senator Katholisch-Theologische Fakultät 1880/81

Karl (Carl) Werner, Sohn des Landschullehrers Joseph Werner, absolvierte bis 1836 das Stiftsgymnasium in Melk und ab 1837 die philosophischen Studien am Lyzeum Kremsmünster. Im Folgejahr trat er in das Priesterseminar in St. Pölten ein, studierte hier bis 1842 und wurde 1843 zum Priester geweiht. 1842 zog er nach Wien, um am höheren Priesterbildungsinstitut zum heiligen Augustin („Frinteaneum“) in Wien sowie an der Theologischen Fakultät der Universität Wien zu studieren. 1845 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert und war anschließend als Hilfspriester in der Wallfahrtskirche Maria Taferl in Niederösterreich tätig. 1847 begann er als Professor für Moraltheologie am bischöflichen Priesterbildungsinstitut in St. Pölten zu lehren. Ab 1850 unterrichtete er hier zusätzlich die Fächer Metaphysik und Moralphilosophie – er veröffentlichte 1859 auch einen „Grundriß einer Geschichte der Moralphilosophie als Leitfaden für Vorlesungen“ – sowie ab 1856 Patrologie. Karl Werner wurde 1860 im Domkapitel St. Pölten zum Konsistorialrat ernannt und 1862 zum Canonicus Theologus. 1865 wechselte er zum Lehrfach Neues Testament und wurde im Jahr darauf Prodirektor der Lehranstalt.

Karl Werners äußerst zahlreiche Publikationen befassten sich vor allem mit der theologischen Literaturgeschichte, der christlichen Philosophie des Mittelalters sowie mit Fragen der Anthropologie und Ethik. Besonders in seinen frühen literarischen Arbeiten („System der christlichen Ethik“, 1850–1852, „Die Grundlinien der Philosophie“, 1855) zeigte sich Karl Werner noch stark beeinflusst von den Anschauungen seines religionsphilosophischen („dualistischen“) Lehrers Anton Günther, den er nach dessen Indizierung 1857 kritischer behandelte. An der intensiven Beschäftigung mit Thomas von Aquin und Franz Suarez manifestierte sich bald sein wachsendes Interesse an Philosophiegeschichte und mittelalterlicher Scholastik. Im Rahmen seiner unermüdlichen Publikationstätigkeit veröffentlichte er zwischen 1861 und 1867 unter anderem seine fünfbändige „Geschichte der apologetischen und polemischen Literatur der Theologie“, die in Fachkreisen besondere Anerkennung fand. 

1870 folgte Karl Werner dem Ruf als ordentlicher Professor für Neutestamentarisches Bibelstudium an die Universität Wien. Mit seiner Berufung und der Schwerpunktsetzung auf mittelalterliche Theologie und Philosophiegeschichte sollte an der Theologischen Fakultät eine gemäßigte Linie zwischen deutsch-reformerischer und römisch-konservativer Theologie etabliert werden. Auch nach 1870 widmete er sich daher in seinen literarischen Studien vor allem der theologischen, philosophischen und psychologischen Literaturgeschichte, besonders verschiedenen Scholastikern des Mittelalters. So veröffentlichte er die beiden fünfbändigen Werke über „Die Scholastik des späten Mittelalters“ (1881–1887) und „Die italienische Philosophie des 19. Jahrhunderts“ (1884–1886).

Werner fungierte im Studienjahr 1873/74 als Dekan der Theologischen Fakultät und wurde 1877/78 zum Rektor der Universität Wien gewählt. In den folgenden Jahren war er zudem Senator für die Theologische Fakultät und gehörte der rechtshistorischen Staatsprüfungskommission an.
Innerhalb seiner Fakultät war er eine der tonangebenden Persönlichkeiten. So übernahm er etwa die Gestaltung des Figurenschmucks der Fakultät für das 1884 eröffnete Hauptgebäude der Universität. Ihm stand innerhalb der Fakultät eine starke Opposition unter Führung von Franz Laurin gegenüber. Gegen den Widerstand des Professorenkollegiums, doch mit Unterstützung des Erzbischofs Johann Kutschker konnte Werner 1880 die Einführung von Vorlesungen zur christlichen Philosophie durch seinen Schüler Laurenz Müllner durchsetzen. Nachdem Karl Werner 1881 als Ministerialrat in das Ministerium für Cultus und Unterricht eingetreten war, wurde Müllner 1883 wurde zum außerordentlichen Professor, 1887 zum Ordinarius der christlichen Philosophie ernannt. Auch nach seinem Wechsel ins Ministerium setzte seine Vorlesungstätigkeit über Religionsphilosophie an der Universität Wien fort.

Für seine Verdienste wurde Karl Werner vielfach geehrt. So wurde er 1872 zum korrespondierenden, 1876 – als erster Theologe – zum wirklichen Mitglied der philosophisch-historischen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien gewählt. Bereits 1871 wurde er zum Ehrendomherrn von St. Pölten sowie 1885 zum Titularpropst von Stift Zwettl ernannt. 1875 wurde er mit dem Orden der Eisernen Krone III. Klasse ausgezeichnet.
Neun Jahre nach seinem Tod 1888 wurde 1897 eine Büste von Karl Werner, gestaltet von Franz Koch, finanziert durch das Ministerium für Kultus und Unterricht, im Arkadenhof der Universität Wien enthüllt. 

Werke (Auswahl)

Die augustinische Theologie nach ihren Grundsätzen gegenüber der pelagianischen Häresie entwickelt (Dissertation), 1845.
System der christlichen Ethik (3 Bände), 1850–1852 (2. Auflage 1888, Nachdruck 1970).
Grundlinien der Philosophie, 1855.
Der heilige Thomas von Aquin (3 Bände), 1858–1859 (2. Auflage 1889, Nachdruck 1962).
Franz Suarez und die Scholastik der letzten Jahrhunderte (2 Bände), 1861.
Geschichte der apologetischen und polemischen Literatur der christlichen Theologie (5 Bände), 1861–1867 (Nachdruck 1966).
Ueber Wesen und Begriff der Menschenseele, eine philosophisch-kritische Abhandlung, 1868.
Religionen und Culte des vorchristlichen Heidentums, 1871.
Über den Wert und die Bedeutung des ästhetisch gebildeten Denkens und Empfindens für das geistige Erkenntnisleben und für die Funktionen des wissenschaftlichen Denkens und Begreifens (Inaugurationsrede), 1877.
Die Scholastik des späteren Mittelalters (5 Bände), 1881–1887 (Nachdruck 1971).
Die italienische Philosophie des 19. Jahrhunderts (5 Bände), 1884–1886.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 02.04.2024 - 22:01

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