Eduard Suess, o. Univ.-Prof. Dr. phil.
Begründer der modernen Geologie in Österreich
Honors
Ehrung | Titel | Datierung | Fakultät | |
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Commemorative Plaque of Faculty | 1950 | Faculty of Philosophy |
Rektor Richard Meister regte im Oktober 1949 an, wieder Namen von berühmten Mitgliedern des Lehrkörpers in die Ehrentafeln der Fakultäten im Hauptgebäude der Universität Wien einzutragen. Zu diesem Zweck ersuchte er die Dekane, diese Frage in einer Fakultätssitzung zu besprechen und dem Senat Vorschläge zu unterbreiten. Der Dekan der Philosophischen Fakultät Hans Leitmeier schlug am 25. Februar 1950 entsprechend eines Beschlusses des Professorenkollegiums vor, Ludwig Boltzmann, Julius Hann, Richard Heinzel, Josef Loschmidt, Ernst Mach, Franz Miklosich, Leo Reinisch, Theodor Sickel, Josef Stefan und Eduard Suess für die Eintragung auf der Ehrentafel vorzuschlagen. Die Vorschläge der Dekanate wurden in der Sitzung des Akademischen Senats vom 4. März 1950 vorgelegt und einstimmig angenommen. Am 25. März 1950 wurde der Auftrag zur Eingravierung und Vergoldung von 21 Namen auf die vier Ehrentafeln der Fakultäten erteilt und im Mai 1950 umgesetzt. In October 1949, Rector Richard Meister suggested that the names of famous members of the teaching staff should once again be inscribed on the honorary plaques of the faculties in the main building of the University of Vienna. To this end, he asked the deans to discuss this issue at a faculty meeting and submit proposals to the Senate. On February 25, 1950, the Dean of the Faculty of Philosophy, Hans Leitmeier, proposed Ludwig Boltzmann, Julius Hann, Richard Heinzel, Josef Loschmidt, Ernst Mach, Franz Miklosich, Leo Reinisch, Theodor Sickel, Josef Stefan and Eduard Suess for inscription on the roll of honor in accordance with a resolution passed by the College of Professors. The deans' proposals were presented at the meeting of the Academic Senate on March 4, 1950 and unanimously accepted. On March 25, 1950, the order to engrave and gild 21 names on the four honorary plaques of the faculties was placed and implemented in May 1950. |
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Gate of Remembrance | Suess-Tor | 1998/99 |
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Room Name | Eduard-Suess-Saal (UZA II) | 2016 | Faculty of Earth Sciences, Geography and Astronomy |
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Functions
Dean | Faculty of Philosophy | 1873/74 |
Rector | Faculty of Philosophy | 1888/89 |
- Geology
- Paleontology
- Faculty of Philosophy
Eduard Suess gilt als Begründer der modernen Geologie in Österreich.
Er wurde am 20. August 1831 als Sohn des Adolph Sueß, der seit 1828 in London ein Wollgeschäft führte, und dessen Gemahlin Eleonore, geb. Zdekauer, einer Bankierstochter aus Prag, in der englischen Hauptstadt geboren. Bereits 1834 übersiedelte die Familie, wo Suess fünf Jahre lang das Clementinum besuchte, um mit seiner Familie nach Wien zu übersiedeln. 1846 schloss er seine Gymnasialausbildung am Akademischen Gymnasium ab und begann ein Studium am Wiener Polytechnischen Institut (heute Technische Universität). Als die revolutionären Ereignisse des Jahres 1848 über die Habsburgermonarchie und ihre Hauptstadt hereinbrachen, schloss sich der 16-jährige den Revolutionären an und trat der Akademischen Legion bei.
Im Oktober 1848 verließ Suess das unruhige Wien und begab sich nach Prag, um am dortigen Polytechnikum sein Studium fortzusetzen. Häufige Besuche des Prager Nationalmuseums und Exkursionen in das fossilreiche Umland der Stadt weckten in Suess das Interesse für die Paläontologie, eine Neigung, die ihn bis ins hohe Alter nicht mehr loslassen sollte. 1849 nach Wien zurückgekehrt, widmete sich Suess einer Studie über die Graptolithen des böhmischen Silur, die 1851 als seine erste wissenschaftliche Arbeit erschien.
1852 wurde Suess Assistent am k.k. Hofmineralienkabinett (heute Teil des Naturhistorischen Museums in Wien), wo er sich als erster österreichischer Forscher der Klassifikation fossiler Säugetiere zuwandte.
Durch seine Forschungen in wenigen Jahren zu Berühmtheit gelangt, suchte Suess 1857 um die Venia legendi für Paläontologie an der Universität Wien an. Die Philosophische Fakultät wies den Antrag allerdings wegen des fehlenden Doktorats zurück. Eine Immediateingabe bei Kultusminister Graf Leo von Thun-Hohenstein verlief erfolgreich. Thun ernannte Suess zum außerordentlichen, unbesoldeten Professor für Paläontologie. Damit war 1857 de facto die erste Lehrkanzel für dieses Fach an einer österreichischen Universität geschaffen worden.
1862 verließ Suess das Hofmineralienklabinett und ging als außerordentlicher Professor für Geologie an die Universität, wo er, 1867 zum Ordnarius ernannt, bis zu seiner Emeritierung 1901 wissenschaftlich tätig war.
In den 1860er Jahren arbeitete Suess an der Erforschung der geologischen Verhältnisse Wiens. Sein Hauptaugenmerk lenkte er auf die damals virulente Frage der Wasserversorgung der Großstadt. Um die katastrophalen hygienischen Verhältnisse zu verbessern, bildete die Stadt Wien eine zwölfköpfige Wasserversorgungskommission, der ab 1863 auch Eduard Suess angehörte. Trotz zahlreicher Widerstände konnte 1870 mit dem Bau der Ersten Wiener Hochquellenwasserleitung begonnen werden, die das Wasser aus den Kalkalpen im niederösterreichisch-steirischen Grenzgebiet bezog. Am 24. Oktober 1873 fand die feierliche Eröffnung beim Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz statt.
Als zweites Großprojekt der praktischen Geologie betrieb Suess die Regulierung der Donau. Nach langwierigen Verhandlungen entschied man sich für die Schaffung eines neuen Strombetts, das nach fünfjähriger Bauzeit am 19. April 1875 in Betrieb ging.
Nach seiner Tätigkeit für die Stadt Wien wandte sich Suess vermehrt globalgeologischen Forschungen zu. 1875 legte er „Die Entstehung der Alpen“ vor. In dieser Studie hat Suess seine für die damalige Zeit revolutionäre Sicht der Entstehung der Kettengebirge dargelegt und somit wesentliche Elemente der Deckenlehre erarbeitet.
In seinem vierbändigen Werk „Das Antlitz der Erde“ (1883-1909) hat Suess die Gesetzmäßigkeiten, die er in den europäischen Kettengebirgen entdeckt hatte, erweitert und auf das Werden und die Bildungsweise unseres gesamten Planeten ausgedehnt: Suess gibt eine Gesamtschau über die altersmäßige Gliederung der Kettengebirge, die Abgrenzung der Kontinentalschollen, die großen Ausbreitungen und Rückzüge der Meere, die Bewegungen der Erdkruste im Allgemeinen und schließlich über die regionale Geologie der Erde überhaupt. Das Interesse an diesem monumentalen Werk war so groß, dass es in französischer (1897-1918) und englischer (1904-1924) Sprache veröffentlicht wurde.
Generell hat Suess’ Wirken die methodische Sichtweise in den Wiener Erdwissenschaften gleichsam revolutioniert: Aus der auf purer Klassifikation des Beobachteten fußenden Geognosie wurde die mit kritisch-rationaler Denkweise operierende und die historische Dimension der Erdentwicklung berücksichtigende moderne Geologie. Im Bereich der Methodik ist die von Suess begründete Wiener Schule der Geologie und Paläontologie durch die Kombination von sorgsamer Detailstudie und vergleichender globaler Betrachtungsweise zu höchstem internationalen Ansehen gelangt.
Neben Suess’ wissenschaftlicher Tätigkeit verdient auch sein politisches Wirken als liberaler Volksvertreter, der in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Akzente zu setzen wusste, Beachtung. So fungierte er als Abgeordneter der Liberalen im Wiener Gemeinderat (1863-1873), im niederösterreichischen Landtag (1869-1873) und im österreichischen Reichsrat (1873-1897).
Aufgrund jüdischer Vorfahren seiner Mutter Eleonore war Suess seit Beginn der 1880er Jahre schon als politischer Mandatar antisemitischen Anwürfen ausgesetzt gewesen. Als er am 21. September 1888 zum Rektor der Wiener Universität gewählt worden war, vermochte Suess den permanenten Attacken antisemitischer Deutscher Burschenschaften, die bereits seine Inauguration boykottiert hatten, auf Dauer nicht standzuhalten. Er legte nur wenige Monate nach Amtsantritt das Rektorat im März 1889 nieder.
Aufgrund seiner herausragenden wissenschaftlichen Leistungen war Eduard Suess Mitglied zahlreicher in- und ausländischer Wissenschaftsinstitutionen. Hervorgehoben sei seine Tätigkeit für die kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien. 1860 wurde Suess korrespondierendes, 1867 wirkliches Mitglied. Seit 1885 war er Sekretär der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse, seit 1893 Vizepräsident und von 1898 bis 1911 oblag ihm als Präsident die Leitung der Akademie.
Das Grabmal von Eduard Suess befindet sich am Friedhof von Marz im Burgenland.
Er wurde 1998 durch die Benennung eines der „Tore der Erinnerung“ am Campus der Universität Wien geehrt (Suess-Tor, Durchgang von Hof 1 zu Hof 7). Ihm zu Ehren wurde am 14. April 2016 im Rahmen eines Symposiums der Hörsaal II am UZA II (Althanstraße 14) der Universität Wien in "Eduard Suess-Saal" umbenannt.
Archiv der Universität Wien, Akademischer Senat, GZ 6 ex 1949/50 (Ehrentafel); Philosophische Fakultät GZ 240 ex 1949/50 (Ehrentafel).
Zuletzt aktualisiert am 11/16/23