Hermann Zschokke, o. Univ.-Prof. Dr. theol., Dr. h.c.
Honors
Ehrung | Titel | Datierung | Fakultät | |
---|---|---|---|---|
Commemorative Plaque of Faculty | 1950 | Faculty of Catholic Theology |
Rektor Richard Meister regte im Oktober 1949 an, wieder Namen von berühmten Mitgliedern des Lehrkörpers in die Ehrentafeln der Fakultäten im Hauptgebäude der Universität Wien einzutragen. Zu diesem Zweck ersuchte er die Dekane, diese Frage in einer Fakultätssitzung zu besprechen und dem Senat Vorschläge zu unterbreiten. Der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät Johannes Kosnetter schlug am 24. Februar 1950 entsprechend eines Beschlusses des Professorenkollegiums vor, die Professoren Hermann Zschokke, Rudolf Ritter von Scherer und Franz Xaver Pölzl für die Eintragung auf der Ehrentafel vorzuschlagen:
Die Vorschläge der Dekanate wurden in der Sitzung des Akademischen Senats vom 4. März 1950 vorgelegt und einstimmig angenommen. Am 25. März 1950 wurde der Auftrag zur Eingravierung und Vergoldung von 21 Namen auf die vier Ehrentafeln der Fakultäten erteilt und im Mai 1950 umgesetzt. |
Functions
Dean | Faculty of Catholic Theology | 1872/73 |
Dean | Faculty of Catholic Theology | 1878/79 |
Dean | Faculty of Catholic Theology | 1883/84 |
Rector | Faculty of Catholic Theology | 1884/85 |
Dean | Faculty of Catholic Theology | 1887/88 |
- Roman Catholic Theology
- Biblical Science Old Testament
- Faculty of Catholic Theology
Hermann Zschokke, Sohn eines Kürschners, absolvierte das Gymnasium in seiner Heimatstadt Böhmisch-Leipa und nahm 1857 ein Theologiestudium an der Universität Wien auf. 1861 wurde er zum Priester geweiht und betätigte sich anschließend als Seelsorger in der Pfarre Staatz und ab 1862 in der Pfarre am Hof in Wien. Daneben setzte er sein Studium fort und promovierte 1863 an der Universität Wien zum Doktor der Theologie. Auf Wunsch des Kardinals Johann Othmar Rauscher wurde Zschokke im Februar 1864 Rektor des kurz zuvor gegründeten österreichisch-ungarischen Pilgerhauses (heute: Österreichisches Hospiz zur Heiligen Familie) in Jerusalem. Unter seiner Leitung wurden erste Zubauten und Modernisierungen des Gebäudes vorgenommen. Daneben studierte Zschokke biblische Sprachen, unternahm Studienreisen durch Palästina, Syrien und Ägypten und publizierte sprachwissenschaftliche (arabische und aramäischen Grammatik) sowie geografisch-archäologische Studien, darunter einen „Führer durchs Heilige Land“.
1867 kehrte Hermann Zschokke nach Wien zurück und wurde bald zum k. k. Hofkaplan in Wien ernannt. Ab 1868 supplierte er semitische Dialekte und höhere Exegese des Alten Testaments an der Theologischen Fakultät der Universität Wien, wurde 1868 zum außerordentlichen Professor und 1870 zum Ordinarius für Alttestamentliche Bibelwissenschaften berufen.
Zschokke fungierte insgesamt viermal als Dekan der Theologischen Fakultät (1872/73, 1878/79, 1883/84 und 1887/88) und wurde für das Studienjahr 1884/85 zum Rektor der Universität Wien gewählt. Während seiner Amtszeit als Rektor – konkreter: einen Tag vor seiner Inauguration – wurde am 11. Oktober 1884 das neue Hauptgebäude der Universität Wien an der Ringstraße eingeweiht. Aufgrund des relativ kurzfristig angekündigten Besuches von Kaiser Franz Joseph bei der Eröffnung, wurde binnen weniger Tage ein großer Festakt geplant. Drohende Auseinandersetzungen zwischen Coleurstudenten und akademischen Vereinen konnte Zschokke – auch aufgrund seines guten Verhältnisses zu den katholischen Studentenverbindungen – im Vorfeld schlichten. Nach einer Kranzniederlegung am Grab des Architekten Heinrich von Ferstel begrüßte Rektor Zschokke den Kaiser sowie Ehrengäste aus der kaiserlichen Familie und der Regierung wie den Ministerpräsidenten Ludwig Patrick Graf von Taaffe. Unter Anwesenheit der Professorenschaft fand die große Einweihungsfeier im großen Festsaal des Hauptgebäudes statt, wo Hermann Zschokke in seiner Festrede an die Gründung der Theologischen Fakultät unter Albrecht III. vor 500 Jahren erinnerte. Nach der Unterzeichnung der Bauurkunde durch den Kaiser endete der kaiserliche Besuch in einem Rundgang durch das neue Gebäude.
In seinen Studien befasste Hermann Zschokke sich vor allem mit Fragen der Alttestamentarischen Bibelwissenschaft. Als eines seiner wichtigsten Werke gilt „Historia sacra Antiqui Testamenti“ (1872), das zahlreiche Neuauflagen erfuhr. Nachdem er 1877 eine „Theologie der Propheten des Alten Bundes“ veröffentlicht hatte, beschäftigte er sich in zwei Publikationen mit der Rolle der Frau im Alten Testament. Neben seinen bibelwissenschaftlichen Arbeiten verfasste Zschokke in den 1870er- und 1880er-Jahren zahlreiche Reiseberichte über seine ausgedehnten Studienreisen nach Großbritannien, Irland, Skandinavien, Russland, Spanien, Italien, Frankreich, die Schweiz sowie Nordamerika und Kanada. Ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert trat er zudem als Historiker katholischer Institutionen in Österreich hervor, besonders mit intensiven Archivstudien über das Metropolitankapitel sowie den Reliquienschatz von St. Stephan.
Neben seiner universitären Tätigkeit wurde Zschokke 1888 als Nachfolger Karl Werners Beirat des Ministeriums für Cultus und Unterricht. 1905 wurde er dort zum Sektionschef für Beziehungen von Kirche und Staat sowie zum Mitglied des Kunstrats ernannt. Seit 1901 gehörte er zudem dem Herrenhaus des österreichischen Reichsrats an.
Nach seiner Emeritierung an der Universität im Jahr 1892 wurde er in das Wiener Domkapitel berufen, wo er zunächst Domherr der Rudolfinischen Stiftung, später Dom-Archivar, dann Prälat des Metropolitankapitels, 1900 Domkustos und 1911 Dompropst wurde. 1910 erfolgte seine Ernennung zum Titularbischof von Caesarea Philippi und zum Weihbischof von Wien.
Für seine Verdienste wurde Hermann Zschokke vielfach geehrt: So wurde er u. a. 1881 zum Geistlichen Rat, 1883 zum Regierungsrat, 1884 zum fürsterzbischöflichen Konsistorialrat von Wien und Päpstlichen Hausprälaten, 1884 zum Hofrat und 1912 zum Geheimrat ernannt. Zudem wurde er mit dem Ritterkreuz vom Heiligen Grab zu Jerusalem, dem Ritterkreuz des Leopold-Ordens (1889), dem k. u. k. Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft (1894), dem Franz-Joseph-Orden (1897), dem Ehrendoktorat der Universität Krakau (1900) und dem Großkreuz des Franz-Joseph-Ordens (1918) ausgezeichnet. Zschokke, der seit 1892 dem Direktorium der Leo-Gesellschaft in Wien angehörte, folgte zudem 1911 Godfried Marschall als Großmeister-Procurator des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem in Österreich nach.
Die Universität Wien ehrte ihn 1950 mit der Eintragung auf der Ehrentafel der Theologischen Fakultät im Hauptgebäude der Universität.
Werke (Auswahl)
Theses ex universa theologiaquas in universitate Vindobonensi pro obtinendo doctoris in theologia gradu suscepit (Dissertation) 1863.
Das neutestamentliche Emmaus, 1865.
Beiträge zur Topographie der westlichen Jordans'au, 1866.
Führer durch das Heilige Land für Pilger, 1868.
(Hg.): Institutiones fundamentales linguae Arabicae, 1869.
(Hg.): Institutiones fundamentales linguae Aramaicae seu dialectorum Chaldaicae ac Syriacae, 1870.
(Hg.): Historia sacra Antiqui Testamenti, 1872 (7. Auflage 1920).
Religiöse, sociale und häusliche Verhältnisse des Orientes unter dem Einflusse des Islam, 1876.
Theologie der Propheten des Alten Testamentes, 1877.
Reisebilder aus dem skandinavischen Norden (2 Bände), 1877/78 (Band 2).
Reise-Erinnerungen aus Süd-Frankreich, 1879.
Reise-Erinnerungen aus Spanien (2 Bände), 1879.
Nach Nordamerika und Canada. Schilderungen von Land und Leuten, 1881.
Die Biblischen Frauen des Alten Testamentes, 1882.
Das Weib im Alten Testamente, 1883.
Über die Wichtigkeit der assyriologischen Forschungen insbesondere für das alttestamentliche Bibelstudium (Inaugurationsrede), 1884.
Konstantinopel. Eine Fahrt nach dem Goldenen Horn, 1884.
Der erste österreichische Pilgerzug nach Lourdes und Paray-le-Monial in Frankreich, 1886.
Der dogmatisch-ethische Lehrgehalt der alttestamentlischen Weisheitsbücher, 1889.
Die theologischen Studien und Anstalten der katholischen Kirche in Österreich, 1894.
Geschichte des Metropolitan-Capitels zum heiligen Stephan in Wien, 1895.
Archiv der Universität Wien, Akademischer Senat, GZ 6 ex 1949/50 (Ehrentafel); Katholisch-Theologische Fakultät GZ 54 ex 1949/50 (Ehrentafel).
> Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich
> Wikipedia
Zuletzt aktualisiert am 03/28/24