Nikolaus von Höbersdorf, Mag. art., Dr. med.

14th Cent. – 1419

(Nicolaus de Heberstorf)

Functions

Dean Faculty of Medicine 1403/04
Dean Faculty of Medicine 1404
Dean Faculty of Medicine 1406
Dean Faculty of Medicine 1407/08
Dean Faculty of Medicine 1409/10
Dean Faculty of Medicine 1411
Rector 1414/15
Dean Faculty of Medicine 1415/16
Dean Faculty of Medicine 1417/18

Der nach seiner Herkunft aus dem niederösterreichischen Höbersdorf bezeichnete Mediziner wurde im Sommersemester 1382 als Nicolaus de Hebersdorf avunculus rectoris in die Matrikel der Universität Wien eingetragen. Bei der Immatrikulation wurde hervorgehoben, dass er ein Onkel des amtierenden Rektors Petrus Engelhardi sei. Nikolaus wurde 1387 zum Bakkalar der artes promoviert. Er setzte seine Studien offenbar nicht in Wien fort, da er in den folgenden Jahren nicht in den Quellen aufscheint. 1402 wird Nikolaus, Sohn des Rudolph, in Padua als Scholar der Medizin genannt (Nicolaus quondam Rodulphi de Austria), im selben Jahr absolvierte er sein Examen in den artes und der Medizin. 1403 wurde Nicolaus Rudolphi de Hebersdorf de Austria zum Doktor der Medizin promoviert. Im selben Jahr erfolgte seine Aufnahme in die Wiener Medizinische Fakultät. Im Wintersemester 1403/04 wurde er erstmals zum Dekan der Fakultät gewählt – ein Amt, das er bis 1418 weitere sieben Mal innehaben sollte.

Während seines ersten Dekanats legte die Fakultät Verhaltensmaßregeln für das Verhältnis der Mediziner untereinander sowie Vorschriften für die Studenten fest. Außerdem wurde erstmals über die Anschaffung eines Fakultätssiegels beraten (die tatsächliche Erwerbung erfolgte erst einige Jahre später). Im Februar 1404 wurde eine öffentliche Sektion abgehalten. Auch während seiner letzten Amtsperiode im Wintersemester 1417/18 veranstaltete die Fakultät eine anatomische Übung im Heiligengeistspital. Die Schilderung in den Fakultätsakten, dass dabei neben den Doktoren und Scholaren auch Magistri der Artistenfakultät sowie Apotheker und Chirurgen anwesend waren, macht deutlich, dass Sektionen nicht nur der Ausbildung der Studenten, sondern auch und vor allem der Darstellung des gelehrten medizinischen Wissens nach außen dienten.

Nikolaus von Höbersdorf hatte gute Beziehungen zum Herzogshof, auch wenn er selbst kein herzoglicher Arzt war – er ist sicher nicht mit dem 1378 genannten Leibarzt Albrechts III. maister Niclas des herzogen pucharzt identisch (als Buchärzte wurden Mediziner bezeichnet, die eine Ausbildung an einer Universität absolviert hatten). 1410 wurde Nikolaus vom niederösterreichischen Landmarschall konsultiert, nachdem der minderjährige Albrecht V. wegen einer in Wien ausgebrochenen Seuche nach Wiener Neustadt gebracht worden war. Nikolaus schlug Melk oder Herzogenburg als geeignetere Aufenthaltsorte vor, da dort Luft und Wasser besser seien. Weiters beriet er den herzoglichen Leibarzt Berthold Starck bezüglich der Rückkehr Albrechts nach Wien. 1413 intervenierte er bei Starck wegen Maßnahmen zur Behebung der Raumnot der Fakultät, hatte aber keinen Erfolg.

1416 wird Nikolaus als Delegierter der Medizinischen Fakultät auf dem Konstanzer Konzil genannt. Er starb gegen Jahresende 1419 an einer in Wien grassierenden Seuche und wurde in der Kartause Mauerbach begraben. In seinem Testament vermachte er der Fakultät sein Haus in der Weihenburg, in dem das „Haus der Ärzte“ eingerichtet wurde, sowie seine Bibliothek. 1447 beschloss die Medizinische Fakultät die Abhaltung einer jährlichen Totenmesse für ihre verstorbenen Mitglieder, wobei Nikolaus besonders hervorgehoben wurde.

Zwei theologische Sammelhandschriften aus dem Besitz Nikolaus‘, die sich heute in der Österreichischen Nationalbibliothek befinden (Cod. 1423, Cod. 1536), waren später im Besitz der Theologen Peter von Pulkau und Thomas Ebendorfer. In einem Band der Deutschen Staatsbibliothek Berlin (Ms. Phill. 1827) befindet sich eine vermutlich eigenhändige Notiz Nikolaus‘ über seine Präsentation vor der Artistenfakultät im Jahr 1387 sowie ein Bericht über die theologische Promotion des Franz von Retz 1388. Weiters ist in Cod. 5225 der Österreichischen Nationalbibliothek sein Rezept Pulvis pro epithima cordis erhalten – möglicherweise ein feuchter Wickel oder ein Heilpflaster für die Behandlung von Herzkrankheiten.

Ulrike Denk

Zuletzt aktualisiert am 02/28/24

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