Alfred Ritter von Arneth, Dr. jur.

10.7.1819 – 18.7.1897
geb. in Wien, Österreich gest. in Wien, Österreich

Historiker und Politiker

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Ehrenmitglied Doktorenkollegium 1865 Philosophische Fakultät

Arneth wurde anlässlich des 500-jährigen Universitätsjubiläums am 3. August 1865 die Ehrenmitgliedschaft im Doktorenkollegium der Philosophischen Fakultät verliehen.

Alfred Ritter von Arneth war der Sohn des Archäologen und Numismatikers Joseph von Arneth und der Schauspielerin Antonie Adamberger. Gemeinsam mit seinem Bruder und späteren Mediziner Franz Hektor besuchte er zunächst das Schottengymnasium, dann das Stiftsgymnasiums in Kremsmünster, dem sein Onkel Michael Arneth CanReg als Abt vorstand.

Da die philosophischen Studien in den 1830ern noch nicht in den Rang eines Vollstudiums erhoben worden waren und das Medizin- bzw. Theologiestudium für Arneth nicht in Frage kamen, studierte er vom Wintersemester 1836 bis zum Sommersemester 1840 an der Juridischen Fakultät der Universität Wien, um im Anschluss daran in den Staatsdienst eintreten zu können ­­– weder die Rechtswissenschaften noch die Diplomatie sagten ihm für seinen weiteren Lebensweg zu. Nach der im Juli 1840 erfolgten Promotion begann er im Folgemonat seinen Dienst in der Cameralgefällenverwaltung, der späteren Finanzlandesdirektion. Ab 1841 war er als Praktikant im Haus-, Hof-, und Staatsarchiv und ab Oktober 1841 als Offizial in der Staatskanzlei tätig. Nachdem er sich beruflich etabliert hatte, stand der Heirat mit Nina von Schäfer am 30. Mai 1844 nichts mehr im Wege. Am 6. März 1845 kam seine Tochter Auguste auf die Welt, sein Sohn verstarb im Säuglingsalter.

Während seiner gesamten politischen Laufbahn vertrat Arneth deutsch-liberale Ansichten, an der Märzrevolution des Jahres 1848 nahm er allerdings nicht teil. Am 24. August 1848 erfolgte seine Wahl zum Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung für den Bezirk Neunkirchen. Im Folgemonat traf er in Frankfurt ein und war in der Paulskirche der Großdeutschen Partei zugehörig. Seinem Wunsch nach sollte die „Großdeutsche Lösung“ unter österreichischer Krone realisiert werden. Nachdem die „Oktroyierten Verfassung“ vom 4. März 1849 diesen Wunsch zunichtemachte, legte Arneth sein Mandat bei der Frankfurter Nationalversammlung nieder. Er übersiedelte noch vor der Rückberufung der österreichischen Abgeordneten zurück nach Wien. Als liberaler Abgeordneter war Arneth 1861 bis 1870 im Niederösterreichischen Landtag bzw. Niederösterreichischen Landesausschuss vertreten. Ab 1869 bis zu seinem Tod saß er als Mitglied der gemäßigt liberalen Verfassungspartei im  Herrenhaus.

1853 erschien Arneths über 800 Seiten umfassende Biografie des Grafen Guido Starhemberg. Sein geschichtswissenschaftliches Erstlingswerk war, wie dies „so häufig geschieht, etwas weitläufig geworden“ und sollte die intensive Forschungstätigkeit und den Umfang seiner weiteren wissenschaftlichen Quellen- und Editionsarbeit vorwegnehmen. Neben seiner Autobiografie, aus der das zuvor verwendete Zitat stammt, verfasste er u.a. eine Biografie von Prinz Eugen und eine zehnbändige Geschichte Maria Theresias. In diesen Werken tritt seine Treue zum Kaiserhaus klar hervor, ebenso wie das Verständnis von einer Geschichtsschreibung im Namen der Dynastie.

Dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv stand Arneth ab 1860 als Vizedirektor, ab 1868 bis zu seinem Tod als Direktor vor. Er trat für die Öffnung von Archiven für die Geschichtsforschung ein, welche bis zu diesem Zeitpunkt, wie in vielen anderen europäischen Ländern auch, sehr restriktiv gehandhabt worden war. Diese „Öffnung“ erreichte Arneth in erster Linie dadurch, dass unter seiner Leitung die Benützeranträge direkt vom Archiv und nicht, wie zuvor, vom Ministerium bewilligt wurden. Die 1885 erfolgte Ernennung zum „öffentlichen wissenschaftlichen Institut“ soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass bis 1918 nichts publiziert werden durfte, was gegen das Kaiserhaus gerichtet war.

Von 1869 bis 1879 war Arneth Vizepräsident, und danach bis zu seinem Tod Präsident der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Darüber hinaus erhielt er Mitgliedschaften zahlreicher anderer europäischer wissenschaftlicher Akademien. 1896 wurde er zum Präsidenten der historischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Zahllose Ehrungen wurden ihm zuteil, darunter die Ehrendoktorwürde der Universität Breslau. An der Universität Wien wurde er im Universitätsjubiläumsjahr 1865 zum Ehrenmitglied des philosophischen Doktorenkollegs, jedoch nicht zum Ehrendoktor ernannt. Dies hinderte ihn nicht daran, sich in seiner Autobiografie dennoch als Ehrendoktor zu bezeichnen.

Nina Knieling

Zuletzt aktualisiert am 01.07.2022 - 08:44

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