Anton Bruckner
Komponist, Organist, Lektor für Harmonielehre und Kontrapunkt
Ehrungen
Ehrung | Titel | Datierung | Fakultät | |
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Ehrendoktorat | Dr. phil. h.c. | 1891/92 | Philosophische Fakultät |
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Denkmal Arkadenhof | 1912 | Philosophische Fakultät |
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- Musik
- Philosophische Fakultät
Zu Leben und Werk Anton Bruckners, eines der bedeutendsten Komponisten seiner Zeit, gibt es zahlreiche Publikationen. Im Kontext der Universität Wien soll deshalb der Schwerpunkt der Darstellung auf dem Bemühen Bruckners um akademische Anerkennung und der Erlangung einer Anstellung an der Universität liegen.
Anton Bruckner war der älteste Sohn des Lehrers Anton Bruckner und seiner Ehefrau Theresia, geb. Helm. Seine Ausbildung erhielt er als Sängerknabe in St. Florian und am Lehrerseminar in Linz. Nach kurzer Tätigkeit als Lehrer war er ab 1848 Organist in St. Florian, wo er auch mit ersten Kompositionen reüssierte. Von 1855 bis 1868 war er Domorganist in Linz. 1868 übersiedelte er nach Wien, wo er bis zu seinem Tod lebte.
Lektor für Harmonielehre und Kontrapunkt an der Universität Wien
In Wien wurde Bruckner als Nachfolger seines Lehrers Simon Sechter Professor für Harmonielehre, Kontrapunkt und Orgelspiel am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde. Seine Hoffnungen auf eine besoldete Anstellung im Umfeld des Kaiserhofes sollten sich nicht erfüllen, er war zwar „expektierender“ Hoforganist mit dem Titel eines k.k. Hof-Organisten, aber ohne damit verbundene Einkünfte. Er erlangte durch mehrere Konzertreisen internationale Anerkennung als Organist, während sein kompositorisches Schaffen zeit seines Lebens kontroversiell aufgenommen wurde.
Das Streben nach materieller Sicherstellung sowie nach gesellschaftlicher Anerkennung war wohl auch bestimmend für Bruckners Bemühungen um eine Anstellung an der Universität Wien. Bereits vor seiner Übersiedlung nach Wien ersuchte er 1867 Ottokar Lorenz, Dekan der Philosophischen Fakultät, um eine Anstellung als „Lehrer der musikalischen Composition“ mit Schwerpunkt auf Harmonielehre und Kontrapunkt. Das Gutachten von Eduard Hanslick empfahl die Ablehnung des Antrags, da diese Fächer eher an eine Fachschule gehörten. Das Professorenkollegium schloss sich dem Gutachten an.
1874 suchte Bruckner erneut um eine Stelle als Lehrer an der Universität an, diesmal wandte er sich direkt an das Unterrichtsministerium – wohl in der Hoffnung, dass Minister Karl von Stremayr direkt zu seinen Gunsten entscheiden würde. Das Ministerium leitete das Gesuch jedoch zur weiteren Bearbeitung an die Universität weiter, wo erneut Hanslick mit einem Gutachten beauftragt wurde. Dieser lehnte die Bewilligung wieder ab. Außer der bereits genannten fachlichen Unzuständigkeit der Universität bemängelte er Bruckners fehlende akademische Qualifikation. Hanslicks Gutachten wurde im Professorenkollegium hitzig diskutiert, im November 1874 wurde das Gesuch Bruckners erneut abgelehnt. Ein Jahr später suchte Bruckner ein drittes Mal um die Lektorenstelle für Harmonielehre und Kontrapunkt an. Das Ministerium forderte bei der Weiterleitung die „beschleunigte Äußerung“ der Angelegenheit. Offenbar wurde Druck auf Hanslick ausgeübt, seinen Widerstand aufzugeben. In seinem nicht überlieferten Gutachten (es ging angeblich bei der Rücksendung der Akten vom Ministerium in die Universität verloren) finden sich nun keine Gründe gegen die Bestellung Bruckners. Mit Dekret vom 8. November 1875 wurde Anton Bruckner zum unbesoldeten Lektor für Harmonielehre und Kontrapunkt ernannt.
Im Sommersemester 1876 begann der Komponist mit seiner Lehrtätigkeit, die er erst 1894 aus gesundheitlichen Gründen aufgab. Seine Vorlesungen gehörten nicht zum akademischen Curriculum, sondern fielen in die Kategorie „Fertigkeiten“, die Studenten aller Fakultäten offenstanden. Diese sahen in Bruckner weniger einen regulären Lehrer, sondern einen schrulligen „Star“ mit eigenwilligem und unterhaltsamem Vortragsstil.
Versuche Bruckners, doch noch eine besoldete akademische Lehrerstelle zu erhalten, scheiterten. Das Ministerium bewilligte ihm ab dem Studienjahr 1878/79 eine jährliche Remuneration.
Anton Bruckner, Dr. phil. h.c.
Neben der akademischen Tätigkeit strebte Bruckner auch nach fachlicher Anerkennung in Form eines Ehrendoktorats. Dabei ging er ähnlich hartnäckig wie im Falle seiner Lektorenstelle vor. 1882 wandte er sich mit einem Gesuch um Verleihung eines Ehrendoktorats an die Universität Cambridge. 1885 versuchte er sein Glück an der University of Pennsylvania sowie der University of Cincinnati.
1891 wirkte Bruckner an der Feier zum 100. Geburtstag von Franz Grillparzer mit, die vom Akademischen Gesangverein veranstaltet wurde. Bruckner – Ehrenmitglied des Gesangvereins – komponierte zu diesem Anlass das Chorstück „Träumen und Wachen“ (aus: Der Traum ein Leben), dessen Aufführung im Großen Festsaal der Universität er als Dirigent leitete. In weiterer Folge suchten wohlmeinende Experten bei der Philosophischen Fakultät um Verleihung eines Ehrendoktorats an Bruckner an. Das Gesuch wurde von der Fakultät und dem Senat befürwortet. Durch Allerhöchste Entschließung vom 29. September 1891 wurde mit Bruckner erstmals einem Komponisten das Ehrendoktorat der Philosophie für sein künstlerisches Schaffen verliehen. Als Dank widmete Bruckner der Universität die Wiener Fassung seiner Symphonie Nr. 1 c-Moll (WAB 101). Der Prunkband samt gedruckter Widmung wurde 1894 an die Universität übergeben. Während die akademische Feier des Ehrendoktorats eher bescheiden ausfiel, ehrte der Akademische Gesangverein Bruckner mit einem groß angelegten Kommers in den Wiener Sophiensälen und nutzte die Gelegenheit zu einer deklariert deutschnationalen Kundgebung für den „deutschen Meister“ Bruckner.
Posthume Ehrungen
Anton Bruckner starb am 11. Oktober 1896 in Wien. 1912 wurde ein vom Akademischen Gesangverein beauftragtes Reliefbild des Komponisten im Arkadenhof der Universität angebracht. Schöpfer des Denkmals war Josef Tautenhayn jun.
Der Akademische Gesangverein hatte bereits davor mehrere Gedenkfeiern für sein Ehrenmitglied veranstaltet und zeichnete auch für die Feiern zum 100. Geburtstag (1924) und zum 40. Todestag (1936) verantwortlich.
>>> Bruckner online
Archiv der Universität Wien, Akademischer Senat, Artistische Kommission S 93.12.
Zuletzt aktualisiert am 16.08.2024 - 13:37