Alois Hradil
Ehrungen
Ehrung | Titel | Datierung | Fakultät | |
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Denkmal „Vertriebene Historiker*innen“ | 2022 | Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät |
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- Geschichte
- Philosophische Fakultät
Alois Josef Richard HRADIL, geb. am 2. Februar 1915 in St. Pölten, Niederösterreich/Österreich-Ungarn (heimatberechtigt in Klosterneuburg, Niederösterreich, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Sohn von Regierungsrat Ing. Richard Hradil (1869–?, Postbeamter) und Hedwig Theresia Hradil, geb. Thill (1869–1936), römisch-katholisch, wohnte in Klosterneuburg bei Wien, Babenbergergasse 35. Nach seiner Reifeprüfung (Matura) am Stiftsgymnasium Klosterneuburg 1933 begann er im Wintersemester 1933/34 an der Universität Wien zu studieren, war im Sommersemester 1938 an der Philosophischen Fakultät im 10. und letzten Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Alter Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie.
Alois Hradil konnte nach dem "Anschluss" vorerst problemlos weiterstudieren. Er war aber schon seit 1932 Mitglied der katholischen Mittelschülerverbindung Arminia Klosterneuburg (MKV) und seit 1933 Mitglied der Studentenverbindung K.H.V. Welfia Klosterneuburg (Couleurname: Attila), die im Nationalsozialismus verboten wurden, und hatte in Klosterneuburg das Fähnlein St. Leonhard [St. Leopold] im ständestaatlichen Studenten-Freikorps (Bundesleiter: Helmuth Jörg, ebenfalls Geschichtestudent aus Klosterneuburg) gegründet, das stark austrofaschistisch, antikommunistisch und antinationalsozialistisch ausgerichtet war.
Sein Fähnlein schloss sich bald nach dem "Anschluss" bald der illegalen Widerstandgruppe Deutsche Freiheitsbewegung (bald umbenannt in: Österreichische Freiheitsbewegung) rund um den katholischen Priester und Klosterneuburger Augustiner-Chorherrn Roman Scholz (1912–1944) an, die aber bald darauf durch den Verrat eines Mitglieds, nämlich des Burgschauspielers Otto Hartmann (1904–1994), aufflog was zur Verhaftung alle Mitglieder führte. Alois Hradil, zu dieser Zeit in die Deutschen Wehrmacht eingezogen, wurde am 20. Oktober 1940 in Deutschland aus der Ausbildungskompanie heraus verhaftet.
Erst drei Jahre später wurde er wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" in der Hauptverhandlung des 2. Senats des Volksgerichts Wien vom 1./2. Dezember 1943 verurteilt, von 1938/39 bis 1940 als Mitglied der Österreichischen Freiheitsbewegung den Sturz des NS-Regimes und die Rückgängigmachung des "Anschlusses" Österreichs an Deutschland unterstützt zu haben. Dafür wurden im Verfahren gegen ihn und sechs Mitangeklagte ein Todesurteil und fünf mehrjährige Haftstrafen zwischen zwei und zehn Jahren ausgesprochen und exekutiert – Hradil wurde zu vier Jahren Zuchthaus und Ehrverlust verurteilt, worüber der Rektor und der zuständige Dekan der Universität Wien Anfang 1944 informiert wurden. Er wird in das Zuchthaus [Willich]-Anrath am Niederrhein überstellt, wo er nach knapp eineinhalb Jahren am 16. April 1945 von der U.S.-Army befreit wird.
Nach dem Ende des NS-Regimes nahm er sein Studium aber nicht wieder auf – es findet sich kein Nachweis einer Promotion in den Promotionsprotokollen der Universität Wien.
Er heiratete am 6. September 1950 in Klosterneuburg Julianna Margit Sturzeis und arbeitete 1970 bis 1980 als gehobener pragmatisierter Beamter (Amtsdirektor, Hofrat) im Bundeskanzleramt, Sektion II, und war für Personalangelegenheiten u. a. der Hochschullehrer*innen zuständig.
Alois Hradil starb am 9. Mai 1981 in Klosterneuburg, Niederösterreich.
Ehrung
Er wurde mit dem 1976 geschaffenen »Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs« ausgezeichnet.
Seit 2009 wird an ihn im "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" erinnert (online).
Seit 2022 findet sich sein Name auch auf dem "Wenn Namen leuchten | Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien", im ersten Stock des Hauptgebäudes der Universität.
Lit.: Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1933–1943, Promotionsprotokoll PHIL VII (1941–1956), Rektorat GZ 315 ex 1943/44; Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes/DÖW 6.813, 19.793/147; www.matricula.at (Taufbuch Pfarre St. Pölten Franziskaner 1914–1916, fol. 152, Sterbebuch Pfarre Klosterneuburg Stiftspfarre 1930–1937); ); Amtskalender der Republik Österreich, Bundeskanzleramt (Jg. 1970–1978); Walter GÖHRING, Junge Österreicher im Widerstand, in: Der Neue Mahnruf Jg. 24, Nr. 11, November 1971, 5; Ehrenzeichen an Widerstandskämpfer, in: Der Neue Mahnruf Jg. 31, Nr. 3, März 1978, 8; Alois HRADIL, 70 Jahre katholische Hochschulverbindung »Welfia« Klosterneuburg, in: Klosterneuburger Nachrichten 24/1980, 1, 3; Hubert JURASEK, Österreichs Studenten im Kampf gegen den Nationalsozialismus, in: Der Freiheitskämpfer, Jg. 43, Nr.2, Juni 1991, 4–6, Manfred Kuhl u.a., Hg., Farben Tragen, Farbe bekennen 1938–1945: Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung 2020, 136.
Zuletzt aktualisiert am 22.01.2024 - 23:09