August (von) Loehr, Hon.-Prof., Dr. jur., Dr. phil.
Ehrungen
Ehrung | Titel | Datierung | Fakultät | |
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Denkmal „Vertriebene Historiker*innen“ | 2022 | Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät |
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- Geschichte
- Numismatik
- Museologie
- Philosophische Fakultät
August von LOEHR, geb. am 31. März 1882 in Wien/Österreich-Ungarn, gest. am 11. September 1965 in Wien/Österreich, war 1938 Honorar-Professor für Numismatik (Münzkunde und Geldgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit) an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien.
Er wurde im Nationalsozialismus aus rassistischen Gründen verfolgt, 1938 seines Amtes enthoben und von der Universität Wien vertrieben.
Er kehrte 1946 an die Universität Wien zurück.
August (Ritter von) Loehr wurde als Sohn des gleichnamigen k. k. Regierungsrats und Direktors der Nordbahn in Wien geboren und besuchte das Gymnasium des Benediktinerstiftes Seitenstetten in Niederösterreich. Nach der Reifeprüfung inskribierte er im Wintersemester 1900/01 an der Universität
Wien, studierte im Folgenden aber auch in Heidelberg und Grenoble. 1905 promovierte er in Wien "sub auspiciis Imperatoris" zum Dr. phil., seine Dissertation trug den Titel "Die Schiffahrt im Donaugebiet bis zum Ende des 14. Jahrhunderts. Es folgte das Studium der Rechtswissenschaft, das er im
Jahr 1911 mit der Promotion zum Dr. iur. abschloss. Bereits während seiner historischen Studien, von 1903 bis 1905, hatte er die Ausbildung am Institut für Österreichische Geschichtsforschung absolviert; 1905/06 war er ordentliches Mitglied am Österreichischen Institut in Rom. 1906 ging er an das Münzkabinett im damaligen k. k. Kunsthistorischen
Hofmuseum, wo er ab dem Folgejahr als Assistent und ab 1913 bzw. nach dem Tod Karl Domanigs Leiter der Abteilung für Mittelalter und Neuzeit wurde. Ab 1926 war er Direktor des Münzkabinetts. Im Personalverzeichnis der Universität Wien scheint Loehr erstmals im Studienjahr 1930/31 auf. Mit 31. Dezember 1929 war er zum Honorarprofessur für Numismatik und Geldgeschichte ernannt worden.
Seine beruflichen Tätigkeiten als Direktor des Münzkabinetts und als Honorar-Professor an der Universität Wien endeten mit dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich. Einer seiner Mitarbeiter am Münzkabinett soll herausgefunden haben, dass Loehr eine jüdische Großmutter hatte, was seine Pensionierung zur Folge hatte.
Am 23. April 1938 teilte ihm der Dekan der Philosophischen Fakultät Viktor Christian (1885–1963) mit, er habe ihn "zu bitten, auf die Ausübung der […] Honorarprofessur zu verzichten". Dieser Aufforderung kam Loehr wenige Tage später, am 27. April, nach. Auch seine Mitgliedschaft in der Akademie der Wissenschaften in Wien blieb von den politischen Entwicklungen nicht unberührt: Loehr, der seit 1933 korrespondierendes Mitglied war, legte in der Sitzung der philosophisch-historischen Klasse am 19. April 1939 seine Mitgliedschaft zurück. 1943 wurde er – allerdings nur im Rahmen eines Arbeitseinsatzes – wieder dem Münzkabinett zugeteilt.
Nach Kriegsende wurde Loehr Erster Direktor des Kunsthistorischen Museums und war wesentlich an der Gründung des Museums Österreichischer Kultur beteiligt. Auch seine Rückkehr an die Universität Wien erfolgte plangemäß, und das Ministerium verlieh ihm 1945 wieder die Lehrbefugnis, die 1946 über Initiative Loehrs auf Allgemeine Museumskunde erweitert wurde. Im Zuge des Wiederaufbaus und der Suspendierung von Leo Santifaller (1890–1974) hatte Loehr auch die provisorische Leitung des Historischen Seminars und des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung inne. 1949 erhielt er die neugeschaffene Stelle eines Generaldirektors der kulturhistorischen Sammlungen. Eine weitere bedeutende Funktion, die er in den Anfangsjahren der Zweiten Republik ausübte, war jene als Referent für Numismatik, Musealwesen und schutzwürdige wirtschaftsgeschichtliche Denkmäler im Denkmalschutz. 1949 war er wesentlich an der Gründung des Verbandes österreichischer Geschichtsvereine beteiligt, der ihm 1956 die Ehrenmitgliedschaft erteilte und ihn 1961 zum Ehrenpräsidenten ernannte.
Loehr war auch Initiator des "Mitteilungs-Blattes der Museen Österreichs", Mitglied der Numismatischen Gesellschaft (ab 1934 auch alleiniger Redakteur der Zeitschrift der Gesellschaft) und ab 1950 Präsident der Internationalen Numismatischen Kommission.
1945 kehrte er – nun als wirkliches Mitglied – an die Österreichische Akademie der Wissenschaften zurück. Loehr war Obmann von vier und Mitglied von 26 Kommissionen.
Seine Lehrtätigkeit an der Universität Wien sollte er bis zur Vollendung seines 75. Lebensjahres 1957 fortsetzen.
Loehr konnte während seiner Amtszeit am Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums dessen Bestand verdoppeln und verfolgte vor allem auch das Ziel, das Kabinett zu einem geldwissenschaftlichen Museum auszubauen. So konzentrierte er sich in der Sammlungstätigkeit nicht nur auf Münzen
und bezog auch andere Geldformen mit ein. Zu seinen bekanntesten Werken zählen Beiträge zur Geschichte des mittelalterlichen Donauhandels« (1916), Österreichische Münzprägungen 1519 bis 1918 (1920, eine zweite Auflage für den Zeitraum bis 1937 erschien 1948) sowie Österreichische Geldgeschichte (1946).
Ehrung
Loehr war Ehren- bzw. korrespondierendes Mitglied mehrerer ausländischer Akademien. Hinzu kamen Ehrenauszeichnungen wie Ritter des Franz-Joseph-Ordens, Commendatore des Ordens der Italienischen Krone sowie die Ehrenmedaille (1952) und das Große Ehrenzeichen des Burgenlandes.
Seit 2009 wird an ihn im "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" erinnert (online).
Seit 2022 findet sich sein Name auch auf dem "Wenn Namen leuchten | Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien", im ersten Stock des Hauptgebäudes der Universität.
Archiv der Universität Wien/PH PA 2492, PHIL GZ 659-1937/38; Gernot Heiß, Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; Gerhart B. LADNER, Erinnerungen, hgg. von Herwig Wolfram und Walter Pohl (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Sitzungsberichte 617), Wien 1994
Zuletzt aktualisiert am 12.02.2024 - 21:58