Erwin Schrödinger, Univ.-Prof. Dr. phil.

12.8.1887 – 4.1.1961
geb. in Wien, Österreich gest. in Wien, Österreich

Physiker, Begründer der Wellenmechanik ("Schrödinger-Gleichung")

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Denkmal Arkadenhof 1984 Formal- und Naturwissenschaftliche Fakultät
Denkmal „Nobelpreis und Universität Wien“ 2005/06
Raumbenennung Erwin-Schrödinger-Hörsaal 2009 Fakultät für Physik

Schrödinger, Sohn eines Textilfabrikanten und Freizeitbotanikers, besuchte das Gymnasium in Wien und studierte anschließend Mathematik und Physik an der Universität Wien. Zu seinen Lehrern zählten Wilhelm Wirtinger und Franz Exner, insbesondere aber der theoretische Physiker Fritz Hasenöhrl. Bei ihm promovierte Schrödinger 1910 mit der Arbeit "Über die Leitung der Elektrizität auf der Oberfläche von Isolatoren an feuchter Luft". Daraufhin war er als Assistent Exners am 2. Physikalischen Institut tätig, um sich 1914 mit "Studien über Kinetik der Dielektrika, den Schmelzpunkt. Pyro- und Piezoelektrizität" zu habilitieren. Als Offizier (Oberleutnant der Reserve) der Festungsartillerie nahm er von 1914 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil.

Schrödinger war daraufhin in Jena tätig, wurde 1920 Extraordinarius an der Technischen Hochschule Stuttgart und ein Jahr später Ordinarius an der Universität Breslau. Noch im gleichen Jahr übernahm er den Lehrstuhl für Physik an der Universität Zürich, den zuvor Albert Einstein und Max von Laue innegehabt hatten. Während seiner Zeit in Zürich formulierte er auch die nach ihm benannte "Schrödinger-Gleichung". Sechs Jahre später übernahm er als Nachfolger Max Plancks das Ordinariat für Theoretische Physik an der Universität Berlin. Dieses hatte er bis zur "Machtergreifung" durch die Nationalsozialisten 1933 inne, da er seine Professur aus Protest niederlegte und nach England emigrierte, wo er am Magdalen College Oxford tätig war. Im gleichen Jahr wurde ihm gemeinsam mit Paul Dirac von der University of Cambridge für die Entdeckung der Wellenmechanik der Nobelpreis verliehen.

1936 sollte er wieder nach Österreich zurückkehren und eine Professur an der Universität Graz annehmen. Zugleich ging er als Honorarprofessor an die Universität Wien und hielt Vorlesungen über theoretische Physik, bis ihn 1938 der "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich zur erneuten Flucht zwang. Das Unterrichtsministerium entzog ihm per 22. April 1938 seine Honorarprofessur an der Universität Wien, während die Reichsstatthalterei Ende August die Entlassung als Ordinarius in Graz verfügte. Kurz zuvor, am 31. März, war eine – möglicherweise erzwungene – Erklärung Schrödingers in der Grazer "Tagespost" erschienen, in der er sich zu jenen Personen zählte, die "den wahren Willen und die wahre Bestimmung meiner Heimat bis zuletzt verkannt hatten". Im Hinblick auf die "Volksabstimmung" heißt es darin, dass "jedes Nein in der Wahlurne dem völkischen Selbstmord gleichkäme".

Schrödinger flüchtete im September 1938 nach Belgien und nahm eine Gastprofessur an der Universität Gent auf. 1939 wurde er vom damaligen Premierminister Irlands, Éamon de Valera, an das neugegründete Institute for Advanced Studies in Dublin berufen, wo er bis auf weiteres tätig war.

Nach Kriegsende signalisierte Schrödinger zwar seine grundsätzliche Bereitschaft, an die Universität Wien zurückzukehren. Diese kam allerdings nicht zustande – was nicht zuletzt darauf zurückzuführen war, dass er befürchtete, als prominenter Naturwissenschaftler von den Sowjets verschleppt zu werden. Schrödinger verblieb bis zu seiner Emeritierung 1956 in Dublin, wiewohl er 1950/51 als Gastprofessor an der Universität Innsbruck lehrte.1956 kehrte er schließlich dauerhaft nach Österreich bzw. an die Universität Wien zurück, wobei er nun als Extraordinarius für Physik an der Universität Wien lehrte – ein Status, der per 1. Jänner 1956 für ihn geschaffen wurde.

Schrödinger widmete sich am Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn radioaktiven Erscheinungen wie auch verschiedenen Aspekten der kinetischen Theorie der Materie, aber auch der Farbenlehre. Er führte u. a. eine exakte Farbenmetrik ein und entwickelte eine Theorie des Tageslicht-Farbensehens, die Physiologen/-innen 1925 aufgriffen. Während seines Ordinariats in Zürich forschte er insbesondere zur statistischen Wärmetheorie, wobei er Beiträge u. a. zur kinetischen Gastheorie und Reaktionskinetik und zur Thermodynamik der Gitterschwingungen verfasste. Zum zweiten maßgeblichen Forschungsgebiet Schrödingers avancierte die Relativitätstheorie. Weltweite Bekanntheit erlangte er durch seine Ausarbeitung der Wellenmechanik (1925/26), die maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Quantentheorie hatte. Seine neue Theorie publizierte er in Form von vier Artikeln 1926, wobei im ersten die sog. Schrödinger-Gleichung erschien. Zur Wellenmechanik wie auch ihrer Anwendung und statistischen Interpretation publizierte er auch während seiner Zeit in der Emigration. Er arbeitete v. a. zur relativistischen Auffassung von Wellenfeldern und versuchte die Gravitationstheorie zu einer einheitlichen Feldtheorie auszubauen. Weiters publizierte Schrödinger auch zu kosmologischen Fragen, aber auch zu Grundlagen der Physik und ihren philosophischen Auswirkungen, wobei hier v. a. seine beiden Bücher "Meine Weltansicht" (1961) und "What is Life" (1961) hervorzuheben sind.

Er war Mitglied der Akademie der Wissenschaften Berlin, Dublin, Leningrad, Madrid, Vatican, Wien (in der NS-Zeit für ungültig erklärt), Ehrenmitglied des Österreichischen P.E.N.-Zentrums sowie Inhaber zahlreicher Ehrendoktorate, u. a. der Universität Edinburgh. Er erhielt u. a. den Haitinger-Preis der Wiener Akademie der Wissenschaften (1920), die Matteuci Medal der Accademia del Quaranta, Rom (1930), die Max-Planck-Medaille (1937), den Würdigungspreis für Naturwissenschaft der Stadt Wien (1956), den nach ihm benannten Erwin-Schrödinger-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (1956), die Pour le mérite für Wissenschaft und Künste (1957), das Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1957) und den Paracelsus-Ring der Stadt Villach (1960). Ab 1983 fand sich sein Porträt auf der 1000-Schilling-Banknote. In Wien sind der Schrödingerhof (Favoriten) und der Schrödingerplatz (Donaustadt) nach ihm benannt.

Im Hauptgebäude der Universität Wien wird Erwin Schrödinger seit 2006 im Rahmen der Installation "Nobelpreis und Universität Wien - ein Gruppenbild mit Fragezeichen" geehrt.

Der Nachlass von Erwin Schrödinger befindet sich in der Zentralbibliothek für Physik und Chemie der Universität Wien. Teile davon sind im Digital Asset Management System der Universität Wien PHAIDRA abrufbar: http://phaidra.univie.ac.at/o:143722

> Webausstellung der ZB Physik zu Erwin Schrödinger

Archiv der Universität Wien, Philosophische Fakultät, Personalakt 3376.
Österreichisches Staatsarchiv/Archiv der Republik, Bundeskanzleramt, Bestand „Berufsbeamtenverordnung“ (BBV).
Österreichisches Staatsarchiv/Allgemeines Verwaltungsarchiv, Bestand Unterricht, Personalakt Schrödinger.

Andreas Huber

Zuletzt aktualisiert am 22.12.2023 - 22:01

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