Franz Nord, Dr. med.

18. Jhdt. – 19. Jhdt.

1805-1811 Direktor des Wiener Allgemeinen Krankenhauses

Franz Nord war Sekundararzt, ab 1796 Primararzt der Krankenabteilung für Geisteskranke und Sieche im Lazarett und im Narrenturm im Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH).

Nach dem Rücktritt von dessen Direktors Peter Frank aufgrund zu hoher Kosten des Spitals und Rivalitäten mit dem Leibarzt des Kaisers, wünschte sich die Regierung wieder eine internationale Koriphäe als Nachfolger, Der Chef des gesamten Medizinalwesens und Direktor der medizinischen Fakultät, kaiserlicher Leibarzt Andreas Josef Freiherr von Stifft setzte aber durch, seinen Protegé und bisherigen Primararzt Franz Nord 1805 zum Direktor zu ernennen.

Dieser hob die zuvor eingeführte kaufmännische Direktion wieder auf, war in Verwaltungsangelegenheiten aber an die Beschlüsse einer Kommission gebunden, die aus mehreren Ärzten und Beamten der Anstalt bestand, an deren Beratungen auch Stifft teilnahm.

Auch andere Reformen seines Vorgängers (u.a. pathologisch-anatomische Museum, Spitalsbibliothek) stellte Nord als Direktor wieder ein und führte bei der Krankenverpflegung wieder die Verpachtung der Küche ein, die unter dem Vorgänger mit Erfolg auf Eigenregie umgestellt worden war, was zur Verschlechterung und Vertreuerung der Verpflegung der Kranken führte. Die finanziellen Schwierigkeiten des Krankenhauses nahmen weiter zu und die Kosten pro Patient*in mussten erhöht werden und der Bürgerspitalsfonds zu einer hohen jährlichen Beitragsleistung verpflichtet werden.

Franz Nord besaß wenig Autorität und führte das Krankenhaus nachlässig: Es kam zu Veruntreuungen unter den Mitarbeiter*innen des Findelhauses, Beschwerden der Patient*innen über Verpflegung und Behandlung, zu mehreren aufsehenerregende Unfällen in der "Irrenabteilung". Nach scharfen Verweisen seitens der Regierung wurde er 1811 ohne Pensionsanspruch entlassen.

Er lebte und arbeitete danach als praktischer Arzt in Wien.

Herbert Posch

Zuletzt aktualisiert am 03.07.2024 - 22:02

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