Franz Seraph Freiherr von Sommaruga, Dr. jur.

18.4.1780 – 2.10.1860
geb. in Wien, Österreich gest. in Heiligenstadt (Wien), Österreich

(Franciscus Nob. de Sommaruga)

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Ehrentafel-Fakultät 1893 Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät

Die Ehrentafeln der Fakultäten in den Seitenaulen des Hauptgebäudes der Universität Wien wurden am 24. Mai 1893 enthüllt. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Ehrentafel der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät eine Liste von 37 Namen von berühmten Schülern der Universität Wien, darunter jenen von Franz von Sommaruga. Die Liste war für die Fakultät von Prof. Leopold Pfaff bzw. im Auftrag des Senats von Universitätsarchivar Karl Schrauf zusammengestellt worden.

Funktionen

Rektor 1831/32

Franz Seraph Vincenz Emanuel von Sommaruga, Sohn des k. k. Universal-Cameral-Zahlmeisters Emanuel von Sommaruga und dessen Ehefrau Maria Anna (geb. Zech), studierte ab 1798 an der Juridischen Fakultät der Universität Wien und promovierte 1803 zum Dr. jur. Anschließend arbeitete er als Konzipient in der Anwaltskanzlei des Hof- und Gerichtsadvokaten Joseph von Neubauer.

Auf Anregung von Franz von Zeiller betrieb der humanistisch hoch gebildete Sommaruga neben seiner beruflichen Tätigkeit intensive Studien in den Bereichen des bürgerlichen und kanonischen Rechts. Als Joseph von Petzek, Ordinarius für Kirchenrecht an der Universität Wien, erkrankte, übernahm Sommaruga als Supplent für ein Jahr dessen Lehraufgaben. Seine Berufung als Lehrer der Rechte im zunächst noch österreichisch beherrschten Padua scheiterte Ende 1805 kurzfristig am Anschluss Paduas an das von Napoleon Bonaparte gegründete Königreich Italien. 1806 folgte er dem Ruf als Professor für Kirchenrecht an das Lyzeum in Lemberg.

1807 ernannte Kaiser Franz I. Sommaruga auf Empfehlung Heinrich Josef Watteroths, Professor für Politische Wissenschaften, zum Erzieher von Erzherzog Franz Karl. Als Lehrer begleitete Sommaruga seinen Zögling über mehrere Jahre auf zahlreichen Reisen durch das Habsburgerreich und selbst Jahre nach der Beendigung seines Dienstes bei Hof folgte er ihm 1824 auf dessen Brautreise nach München.

1818 mit dem Titel eines kaiserlichen Regierungsrats ausgezeichnet, schied Sommaruga aus dem Hofdienst aus, um sich wieder dem Justizdienst zu widmen. 1824 wurde er zum Rat des k. k. Appellationsgerichtes in Wien ernannt. Sommaruga war ab 1828 als Aushilfsreferent am Obersten Gerichtshof tätig, wo er 1831 zum wirklichen Hofrat befördert wurde. Nach kurzer Tätigkeit im Staatsrat erfolgte zudem im selben Jahr seine Berufung zum Beisitzer der Hofkommission für Justizgesetzsachen. Gleichzeitig fungierte er als Beisitzer der Kommission zur Liquidierung der österreichischen Privatforderungen an Frankreich sowie als Berater in verschiedenen Gesetzgebungsfragen wie Reformen der Zollordnung und des Postgesetzes.

Im Studienjahr 1831/32 amtierte Franz von Sommaruga als Rektor der Universität Wien. Von 1834 bis 1849 fungierte er zudem als Stellvertreter des Kurators des Theresianums, Ludwig von Taaffe, an dessen Reformen im Bereich der Studien und der Verwaltung er sich aktiv beteiligte, ab 1837 als Vorstand des Wiener Witwen- und Waisen-Pensions-Institutes sowie als Protektors-Stellvertreter des Schutzvereines für entlassene Sträflinge.

1838 in den Freiherrenstand erhoben, übernahm Sommaruga im selben Jahr die Leitung des Referats bei der Justizsektion des Staatsrates. In dieser Funktion war er im folgenden Jahrzehnt an den wichtigsten Reformen und Reformversuchen der Gesetzgebung der Monarchie beteiligt. Sommaruga engagierte sich intensiv für die schließlich 1841 erfolgte Gründung des Juridisch-politischen Lesevereins, dem er bis März 1848 als Präsident vorstand.
1847 trat Sommaruga von seiner Tätigkeit im Staatsrat zurück und wurde zum zweiten Präsidenten des niederösterreichischen Appellationsgerichtes ernannt.

Die Studentenpetition vom 12. März 1848, die den Beginn der Revolution markierte, gab den Anstoß zu einer längst fälligen Reform des Unterrichtswesens in Österreich. Franz von Sommaruga, der am 20. März 1848 zum ersten österreichischen Unterrichtsminister in der neugebildeten Regierung unter Franz Anton von Kolowrat-Liebsteinsky ernannt wurde, proklamierte am 30. März 1848 in der Aula der Universität Wien die von den Studenten geforderte Lehr- und Lernfreiheit und kündigte eine umfassende Bildungs- und Universitätsreform an. Als Berater berief Sommaruga zahlreiche namhafte Gelehrte in das neugebildete Ministerium, darunter den Philosophen Franz Seraphin Exner, den Juristen Anton Hye sowie den Theologen Josef Scheiner. Nachdem Justizminister Ludwig von Taaffe im April 1848 das Amt zurückgelegt hatte, übernahm Sommaruga mit 22. April zusätzlich dessen Ressort. In dieser Funktion war er für die Abschaffung von Pranger und Brandmarkung im Strafvollzug verantwortlich. Bereits im Mai 1848 beantragte Sommaruga seinen Rücktritt von beiden Ministerposten, der jedoch erst im Juli nach dem Zusammentreten des Reichstages offiziell bestätigt wurde.

Franz von Sommaruga kehrte anschließend in seine ursprüngliche Position als zweiter Präsident beim Appellationsgerichts zurück, das er aufgrund einer Erkrankung des ersten Präsidenten für mehrere Monate leitete. Nachdem dieser in den Ruhestand getreten war, wurde Sommaruga im Dezember 1848 zum ersten Präsidenten des Appellationsgerichtes in Wien und zum wirklichen Geheimen Rat ernannt. 1857 erfolgte seine Berufung zum zweiten Präsidenten des Obersten Gerichtshofes. Im Alter von 80 Jahren trat er im Jahr 1860 schließlich den Ruhestand an.

Franz von Sommaruga erhielt für seine vielfältigen Verdienste zahlreiche Ehrungen: So wurde ihm 1824 der königlich ungarische Stephans-Orden verliehen. Der Ernennung zum Hofrat 1831 folgte 1838 die Erhebung in den Freiherrenstand und 1848 die Verleihung des Titels Geheimer Rat. Anlässlich seines 50-jährigen Dienstjubiläums erhielt er 1856 den Orden der eisernen Krone 1. Klasse und wurde 1860 anlässlich seines Übertritts in den Ruhestand zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt.
Die Universität Wien ehrte ihn posthum 1893 mit der Eintragung auf der Ehrentafel der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät. 1894 wurde die Sommarugagasse in Wien-Währing (18. Bezirk) nach ihm benannt.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 26.03.2024 - 22:00

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