Henriette Singer (Guenther)

18.3.1916 – 9.9.1996
geb. in Wien, Österreich gest. in Edwardsville, Madison, IL, Vereinigte Staaten

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Denkmal „Vertriebene Historiker*innen“ 2022 Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät

Henriette SINGER, verh. GUENTHER, geb. am 18. März 1916 in Wien/Österreich-Ungarn (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), Tochter von Josef (Jossel) Singer (1885–1939, Schriftsetzer) und Rebekka Singer, geb. Tobias, wohnte in Wien 20., Rauscherstraße 19/21. Sie war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Philosophischen Fakultät im 3. Studiensemester inskribiert und belegte Vorlesungen in Germanistik, Kunstgeschichte und Geschichte.

Sie wurde im Nationalsozialismus aus "rassischen" Gründen gezwungen, das Studium abzubrechen und die Universität Wien zu verlassen.

Sie musste aus Wien fliehen und konnte noch rechtzeitig im Dezember 1938 Wien verlassen, flüchtete in die Niederlande und lebte vorerst in Amsterdam. Ihre Mutter starb im Februar 1939 in Wien; ihr Vater wurde am 20. Oktober 1939 nach Nisko/Polen deportiert und ermordet.
Henriette Singer konnte am 17. Juli 1939 in Rotterdam ihr U. S.-Visum erhalten und emigrierte von Rotterdam aus mit dem Schiff SS Veendam am 26. August 1939 in die USA zu ihrem Onkel I. Schumer, der in Brooklyn, New York City, NY, lebte, und kam am 6. September 1939 in New York City, NY/USA, an.

Am 15. Mai 1941 heiratete sie in Manhattan, NYC, NY, den in Berlin geborenen, und schon 1936 aus »politischen« und »rassischen« Gründen aus dem Deutschen Reich nach Antwerpen/Belgien und 1939 dann in die USA emigrierten Paul Felix Guenther (1913–2002). Bald darauf wurde ihr Mann 1943–1946 als Übersetzer Deutscher Feindnachrichten in die U. S. Army eingezogen, zuerst nach Fort Francis E Warren, Cheyenne, WY, später Denver, CO. Das Paar hatte drei Kinder: Henry J. Guenther (1947), Rebecca Lynn Brown (1949) und Felix E. Guenther (1956).

Henriette Guenther wurde am 22. Jänner 1946 U. S.-Staatsbürgerin und zog mit ihrer Familie mehrfach um, den Anstellungen ihres Mannes folgend: Als er 1948 an der University of Colorado lehrte nach Boulder, CO, als er an der Vanderbilt University lehrte nach Nashville, TN, und als er Professor für Deutsch und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Southern Illinois University wurde, nach Edwardsville, IL wo Henriette Guenther auch nach der Pensionierung ihres Mannes 1982 weiter lebte.

Henriette Guenther, geb. Singer, starb am 9. September 1996 in Edwardsville, Madison, IL/USA und ist am Valhalla Cemetery in St. Louis County, MO/USA bestattet.

Archiv der Universität Wien/Nationale PHIL 1937–1938; National Archives, Washington D.C./Naturalization Records Colorado/NAI M1192/21; New York City Clerk's Office/index to marriages, Manhattan 4; Social Security Administration Washington D. C./Social Security Death Index; POSCH/INGRISCH/DRESSEL 2008, 476; Ausstellung "Ausgegrenzt, Vertrieben, Ermordet" am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien (2010); Yad Vashem Shoah Victims' Names; www.ancestry.de.

Herbert Posch

Zuletzt aktualisiert am 22.01.2024 - 22:44

Druckversion