Ilse Sanders (Robey)
Ehrungen
Ehrung | Titel | Datierung | Fakultät | |
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Denkmal „Vertriebene Historiker*innen“ | 2022 | Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät |
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- Geschichte
- Philosophische Fakultät
Ilse Sanders, verh. Robey, geboren am 26. Februar 1914 in Beuel bei Bonn/Deutsches Reich (heimatberechtigt in Wien, Staatsbürgerschaft 1938: Österreich), war die Tochter von Paul Sanders (1888–1948, Textilingenieur, Fabrikdirektor und Hauptmann d. R., bis 1906 Silberstein, 1913 konvertiert) und Käthe, geborene Cording (1890–1986); sie wohnten in Wien 7., Richtergasse 1a. Nach dem Besuch des Lyzeums des Schulvereins für Beamtentöchter in Wien 8., Lange Gasse 47 (1925–1933), studierte sie ab dem Wintersemester 1933/34 an der Philosophischen Fakultät Kunstgeschichte und Geschichte.
Sie war zuletzt im Sommersemester 1937 inskribiert und befand sich beim "Anschluss" in der Prüfungsphase (Absolutorium ausgestellt am 6. Juli 1938). Sie war evangelischer Konfession (A. B.), wurde im Nationalsozialismus aber als "Jüdin" verfolgt, aus rassistischen Gründen von der Universität Wien vertrieben und konnte nicht mehr promovieren.
Ilse Sanders emigrierte Ende 1938 nach Australien, wo sie mit der SS Ormonde Anfang Jänner 1939 in Sydney ankam. Sie arbeitete in verschiedensten Bereichen, u. a. Filmvertrieb, Sozialen Diensten, Bildung für Einwanderer und im Bereich Public Relations. Sie war in die Gründung des Executive Council of Australian Jewry (ECAJ) 1944 involviert. Sie kehrte nach Europa zurück (ihre Eltern und ihre Schwestern hatten in Wien bzw. Graz überlebt), wo sie in der Handelskommission der Australischen Botschaft tätig war; sie arbeitete damals auch als Auslandskorrespondentin für einige führende mitteleuropäischen Zeitungen.
Nach ihrer Rückkehr nach Sydney war sie als Buchhalterin tätig, bevor sie als Geschäftsführerin in den medizinischen Bereich ging. Sie wurde 1977 Gründungsmitglied der Partei Australian Democrats (Organisation in Bradfield), die sich damals als zentristische Partei aus einem Zusammenschluss der beiden Splittergruppen der Liberal Party – Australia Party und New Liberal Movement – formierte). Zur Zeit ihrer ersten Wahlkampagne war sie bereits Witwe und Mutter dreier erwachsener Kinder. Ihr Mann, Frederick Frigyes Robey, geborener Robicsek (geboren 1898 in Kaschau, Ungarn/Österreich-Ungarn [Košice/ Slowakei]) war 1978 gestorben. Sie engagierte sich für die Reformierung der staatlichen Bildung und des öffentlichen Transportsystems. Sie kandidierte für die Australian Democrats und auch für die New South Wales Legislative Assembly-Wahl, Gordon 1978 und 1981, und für die Wahl zum House of Representatives, Bradfield 1980.
Ilse Robey, geborene Sanders, starb am 28. Mai 2001 in Hunters Hill, NSW/Australien.
Ehrung
Seit 2009 wird an ihn im "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" erinnert (online).
Seit 2022 findet sich sein Name auch auf dem "Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien (Wenn Namen leuchten)", im ersten Stock des Hauptgebäudes der Universität.
Archiv der Universität Wien / Nationale PHIL 1933–1938, Rigorosenprotokoll PHIL, Promotionsprotokoll PHIL 1931–1941, 1941–1956; The Australian Woman’s Register: Putting Skirts on the Sacred Benches: Women Candidates for the New South Wales Parliament, Australian Women’s Archives Project, 2006; Robey, Ilse Bertha Sophie (1914–2001), in: Trove, National Library of Australia, 2009; www.geni.com; State Library of New South Wales/Australia – Manuscripts, oral history and pictures catalogue: interview with members of the Jewish community in Australia, Interview with Ilse Robey, November 27th, 1985 by Suzanne Rutland (Call No.: CY MLOH 437/27); freundlicher Hinweis von Christine Karner, Wien, 2009.
Zuletzt aktualisiert am 23.01.2024 - 00:46