Martha Wolf, Dr.
erste Zahnärztin Wiens
Ehrungen
Ehrung | Titel | Datierung | Fakultät | |
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Raumbenennung | Martha Wolf Kindergarten (MedUni) | 2013 |
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- Medizin
- Zahnmedizin
- Medizinische Fakultät
Martha Wolf maturierte 1903 in Graz und begann in der Folge ihr Medizinstudium in Wien. Am 10.5.1909 wurde sie promoviert und nahm noch im selben Monat eine Aspirantenstelle am Krankenhaus Wieden an. Ab Oktober 1909 war sie dort als Sekundarärztin tätig. Sie selbst schrieb 1912, dass das Antreten einer Aspirantenstelle mit dem Ziel der Sekundararztstelle im Allgemeinen aus finanziellen Gründen erfolgte. Die Sekundarstelle war zu dieser Zeit immerhin mit voller Verpflegung und einem Gehalt von 160 Kronen monatlich verbunden.
Ab Mai 1912 war sie an der Ersten Wiener Schulzahnklinik, die im Jahr davor eröffnet worden war, in der Linzerstrasse 419 im 13. Bezirk als Assistentin angestellt. Der Zahnarzt David Kreisling übernahm die Klinikleitung als nebenamtlicher Schulzahnarzt im Ausmaß von 6 Wochenstunden und berichtete nach vier Monaten bereits von 108 untersuchten Schulkindern. Seine Assistentin Wolf war für 4 Stunden angestellt – Mittwochs und Samstags je zwei Stunden. Daneben betrieb sie als Doktorin der Gesamtheilkunde eine Ordination, zunächst in der Favoritenstraße im 4. Bezirk, ab 1913 in der Servitengasse im 9. Bezirk.
Wie Wolfs schulzahnärztliche Tätigkeit während des Ersten Weltkriegs verlief ist fraglich, da Kreisling und ein Kollege an der Schulzahnklinik bereits im Herbst 1914 zum Militärdienst einberufen wurden und die Klinik bis Februar 1915 geschlossen war.
In einem 1912 verfassten Artikel mit dem Titel „Die Frau als Ärztin“ gibt Wolf ein Zeitbild über den Beruf der Ärztin und den Weg dorthin. Beachtenswert ist ihre detaillierte Darstellung der Situation weiblicher Medizinstudentinnen und Ärztinnen, indem sie etwa auf den Ausschluss von Studentinnen von Stipendienstiftungen eingeht – diese waren für „Hörer der Medizin“, aber nicht „weibliche Hörer der Medizin“ eingerichtet. Wolf zählte zudem die als Schul- und Kassenärztinnen tätigen Frauen namentlich auf, ebenso zwei Assistentinnen an der Poliklinik. Und verlieh ihrer Hoffnung Ausdruck, dass bald auch an staatlichen Spitälern Ärztinnen als Assistentinnen aufgenommen, sowie die bereits etablierten Stellen vermehrt würden.
Martha Wolf verstarb 1926 im Alter von 44 Jahren.
Nach ihr wurde der "Martha Wolf Kindergarten" (Betriebskindergarten der Medizinischen Universität Wien und der Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik in Wien 9, Van Swieten-Gasse 1a) benannt.
Lehmann’s Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger. N.N., Die erste Schulärztin. In: Der Bund. Zentralblatt des Bundes österreichischer Frauenvereine 5, 8. Jg., 1913, 13
Zuletzt aktualisiert am 04.04.2024 - 20:45