Otto Glaser, Dr. med.
Medizinalrat, Hofrat, Arzt und Verwaltungsbeamter, 1920-1935 stv. Direktor und 1935-1938 Direktor des Wiener Allgemeinen Krankenhauses
- Medizinische Fakultät
1882 in Prag, Böhmen/Österreich-Ungarn [Praha/Tschechische Reublik] geboren, studierte er Medizin an der Deutschen Universität in Prag und promovierte dort 1906 zum "Dr. med. univ.". Anschließend arbeitete er zwei Jahre als Hilfsarzt an der I. Medizinischen Univ.-Klinik in Prag und trat 1908 in das Militärärztliche Offizierkorps ein. Während des Ersten Weltkrieges war er 1914-1918 Feldspitalskommandant (1918 zum Stabsarzt ernannt) und wurde viermal ausgezeichnet. Nach Kriegsende wurde er mit der Liquidierung der Kriegsspitäler beauftragt und als gewesener Direktor des Kriegsspitals Meidling 1902 mit dem Titel "Medizinalrat" ausgezeichnet.
1920 wurde er als Vizedirektor in das Wiener Allgemeine Krankenhaus unter Direktor Eduard Meder berufen, und setzte mit diesem ein umfassendes Reorganisations- und Modernisierungsprogramm des Spitals- und Lehrbetriebes um: "Ein Mann mit besten Fachkenntnissen, in allen Sätteln fest, mit ausgezeichnetem Organisationstalent und der nicht unbekannten Energie, weiß er mit unermüdlichem Fleiß nicht nur die laufenden Geschäfte des Krankenhausbetriebes, sondern auch die schwierigsten Probleme geschickt zu meistern."
Er wurde 1923 zum Regierungsrat ernannt und 1928 zum Hofrat. 1932 wurde ihm das grosse goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen und im Juli 1934 wurden ihm und Direktor Meder von der austrofaschistischen Regierung Dank und Anerkennung für ihr Verhalten während der Februarkämpfe 1934 in Wien ausgesprochen, als zahlreiche Februarkämpfer wie auch Polizisten und Militärs medizinisch versorgt werden mussten.
Er wurde gegen zahlreiche politische Widerstände ab 5. November 1935 zum Nachfolger Eduard Meders als Direktor des AKH ernannt, hatte jedoch nur eine kurze Amtszeit von knapp drei Jahren.
Nach dem "Anschluss" wurde Otto Glaser aus rassistischen Gründen als Jude umgehend vom Dienst enthoben und entlassen und musste seine Dienstwohnung im AKH räumen und durch den bisherigen Direktor des Kaiserin-Elisabeth-Spitals Dr. Viktor Satke ersetzt, der bis 1945 das AKH leitete. Otto Glaser mußte 1938 auch umgehend seine Dienstwohnung im AKH räumen, konnte aber, da seine Ehefrau als "Arierin" galt, er also in einer "privelegeirten Mischehe" lebte, in Wien 6, Mariahilferstraße 95 eine Wohnung zu finden. Nach Kriegsausbruch musste er in einer Uniformfabrik arbeiten und Knöpfe annähen.
Er erkrankte an Leberkrebs und starb im Alter von nur 61 Jahren am 29. April 1943 in Wien.
Zuletzt aktualisiert am 19.12.2023 - 23:18