Stephan Spechtshart, Mag. art., Dr. med.
(Stephanus Speczhard)
Funktionen
Dekan*in | Medizinische Fakultät | 1420 |
Rektor | 1420/21 | |
Dekan*in | Medizinische Fakultät | 1422 |
- Medizin
- Medizinische Fakultät
Der Mediziner Stephan Spechtshart stammte aus einer Gelehrtenfamilie aus Reutlingen, deren bekanntester Vertreter der Priester und Schulmeister Hugo Spechtshart (um 1285-um 1360) – Autor mehrerer vielrezipierter Schulbücher – war. Dessen Neffe Konrad (gest. 1395) war ebenfalls Schulmeister in Reutlingen und überarbeitete gemeinsam mit seinem Onkel dessen Hauptwerk Speculum grammaticae; er war höchstwahrscheinlich der Vater Stephans. Stephans Sohn Lukas (gest. um 1506) sowie dessen gleichnamiger Sohn (gest. zwischen 1511 und 1521) waren ebenfalls Ärzte.
Stephan wurde im Sommersemester 1404 als Stephanus Speczhardus de Rutlinga an der Universität Wien immatrikuliert. Anlässlich seiner Promotion zum Bakkalar der artes ersuchte er die Artistenfakultät um Dispens von der Anschaffung angemessener Kleidung, was auf knappe finanzielle Mittel hindeutet. Ein Jahr später ersuchte er um die Erlaubnis, seine Studien an einer anderen Universität fortzuführen. Ob er sein Vorhaben tatsächlich umgesetzt hat, ist nicht bekannt. Seine Promotion zum Lizenziaten erfolgte 1409 in Wien. Zwischen 1410 und 1414 hielt er als Magister Vorlesungen an der Artistenfakultät und fungierte 1412 als Prüfer (examinator) bei den Bakkalarsexamen.
Daneben studierte Spechtshart an der Medizinischen Fakultät, wo er 1412 zum Bakkalar promoviert wurde. Seine Zulassung zum Lizenziat 1414 wurde ihm unter der Auflage erteilt, die folgenden zwei Jahre in seiner Heimat zu praktizieren. Die Fakultät begründete dies damit, dass sich Spechtshart etliche Bubenstreiche und Mummenschanz geleistet habe (propter plures actus pueriles et quodam modo actus mimorum), verriet aber keine Details dazu. Generell war es um die studentische Disziplin so schlecht bestellt, dass der amtierende Rektor Peter Deckinger am 31. Juli 1414 auf Befehl Herzog Albrechts V. Disziplinarstatuten für die Universitätsangehörigen erließ. Innerhalb der Fakultät war offenbar sehr wohl bekannt, welcher Art die Verfehlungen Spechtsharts waren: Während einer seiner Amtszeiten als Dekan ergänzte er den Eintrag zu seinem Lizenziat mit der Erklärung, nichts über die Gründe für die bedingte Zulassung zu wissen. Sein Zusatz wurde von anderer Hand gestrichen und mit „Du weißt nicht, warum?“ (nescis quere) kommentiert.
Spechtshart kehrte erst nach rund fünf Jahren nach Wien zurück: Im Jänner 1420 wurde er zum Doktor der Medizin promoviert und im April desselben Jahres zum Dekan gewählt. Im Wintersemester 1420/21 war er Rektor der Universität. Im Sommersemester 1422 bekleidete er nochmals das Amt des Dekans.
Im Jänner 1423 ersuchte Spechtshart die Fakultät, seine Wohnung im Fakultätshaus einem Bakkalar der artes zu überlassen, da er Wien verlassen wolle. Die Fakultätsakten erwähnen ihn letztmalig im Februar und Juni 1424 wegen offener Mietzahlungen an die Fakultät.
Danach war Spechtshart wohl als Arzt in Reutlingen tätig, wo er 1425 und 1433 urkundlich erwähnt wird. Nach Wien kehrte er nicht mehr zurück, obwohl er sich diese Option 1423 noch vorbehalten hatte. Das genaue Todesdatum Stephan Spechtshart ist nicht bekannt, er starb vor dem 18. März 1447.
>>> Klaus Graf, Hugo Spechtshart von Reutlingen, ein Gelehrter des 14. Jahrhunderts, und seine Familie, veröffentlicht am 28.7.2020 auf: Archivalia
Zuletzt aktualisiert am 06.08.2021 - 08:39