Christoph Palfinger, Mag. art.

16. Jhdt. – 8.1597
geb. in Brunn am Gebirge, Österreich gest. in Wiener Neustadt, Österreich

(Christophorus Palfinger, Pälvinger, Pelvinger)

Funktionen

Dekan*in Philosophische Fakultät 1590/91
Dekan*in Philosophische Fakultät 1595
Universitätssyndicus und -notar 1590 (ca.)–1597

Christoph Palfinger stammte aus Brunn am Gebirge. Im Sommersemester 1565 wurde er gemeinsam mit seinem Bruder Markus in die Hauptmatrikel der Universität eingetragen (der Familienname wurde in der Edition der Hauptmatrikel fälschlich als "Pehtinger" transkribiert) . Im darauffolgenden Wintersemester 1565/66 erfolgte die Immatrikulation in der Matrikel der Philosophischen Fakultät, im Wintersemester 1578/79 jene bei der Österreichischen Nation. Da sämtliche Matrikeleinträge Brunn als Herkunftsort nennen, ist die von der Stadt Wien im Zuge eines Rechtsstreits mit Palfinger aufgestellte Behauptung, dass dieser aus Perchtoldsdorf stamme, wohl nicht korrekt.

1575 wurde Palfinger zum Bakkalar, 1579 zum Magister der artes promoviert. Danach begleitete er die Söhne von Balthasar Freiherr Trautson als deren Privatlehrer nach Italien, wo er insgesamt sechs Jahre lang blieb. Fassbar wird dieser Italienaufenthalt durch die Immatrikulation Palfingers und seiner beiden Schützlinge Ferdinand und Johann Trautson in der Juristenmatrikel der Universität Padua im Jahr 1583. Zu Studienaufenthalten an anderen Universitäten gibt es keine Belege. Im Zuge dieser Reise hielt er sich auch auf venezianischem Gebiet auf, wie ein in seinem Verlassenschaftsinventar aufgelisteter Passbrief verrät.

1586 kehrte Palfinger nach Wien zurück, wo er in die Philosophische Fakultät aufgenommen wurde. Sein in Padua begonnenes Rechtsstudium hat er offenbar nicht fortgesetzt, in der Matrikel der Juridischen Fakultät scheint sein Name nicht auf. An der Philosophischen Fakultät war er zwischen 1586 und 1589 bzw. zwischen 1591 und 1596 mehrfach Assessor. In dieser Funktion unterstützte er den jeweiligen Dekan bei der Führung der Amtsgeschäfte. Außerdem fungierte er in diesem Zeitraum wiederholt als Examinator bei Bakkalarsprüfungen.

1587 wurde Christoph Palfinger von Melchior Khlesl als Notar des Bischofs von Passau bestätigt. In den Jahren 1586 bis 1588 war er in einen langwierigen Rechtsstreit mit der Stadt Wien verwickelt, die ihm die abgabenfreie Einfuhr von Wein verweigert hatte. Palfinger argumentierte, dass er aufgrund seiner Immatrikulation und Graduierung in Wien Angehöriger der Universität sei und ihm daher die steuerfreie Einfuhr von Gütern des täglichen Bedarfs zustehe. Die Stadt verweigerte dies mit der Begründung, dass Palfinger weder Lehrer noch Student sei und auch kein Universitätsamt ausübe. 1588 entschied die Niederösterreichische Regierung zugunsten Palfingers.

Bis zu diesem Rechtsstreit war Palfinger nicht in der Universitätsadministration tätig gewesen, was sich in den Folgejahren änderte: Im Sommersemester 1590 fungierte er als Prokurator der Österreichischen Nation. 1590. Im darauffolgenden Wintersemester 1590/91 sowie im Sommersemester 1595 war er Dekan der Philosophischen Fakultät. Das Amt des Universitätssyndikus und -notars bekleidete er von ca. 1590 bis 1597. Die in Johann Joseph Lochers Speculum Academicum Viennense enthaltene Liste der Universitätsnotare nennt ihn ohne genaue Jahresangabe. Aus dem in seinem Verlassenschaftsakt enthaltenen Inventar kann geschlossen werden, dass er von 1592 bis 1596 Superintendent der Bricci-Ramungschen Stiftung sowie ab 1596 Superintendent der Perlachischen Stiftung war. In den Quellen der Universität findet sich dazu nichts.  

1597 wird er als Stadtschreiber von Wiener Neustadt genannt, wo er im August dieses Jahres starb. Das genaue Sterbedatum ist nicht bekannt, im Sterbebuch der Hauptpfarre Wiener Neustadt werden für den 29. August die Ausgaben für das Begräbnis Palfingers im Dom genannt.

Knapp vor Palfingers Tod war ein Kridaverfahren gegen ihn eröffnet worden. Im September 1597 brachte auch die Philosophische Fakultät ihre Forderung über insgesamt 200 Gulden ein, die sie Palfinger in mehreren Teilbeträgen geliehen hatte.

Archiv der Universität Wien, Geschäftsbücher der Philosophischen Fakultät, PH 10, Acta Facultatis Artium Bd. V (1559–1616).

Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv Akten und Verträge 1. Reihe, 3.1.2.A1.6/1588, Rechtsstreit zwischen Christoph Palfinger und der Stadt Wien.

Wiener Stadt- und Landesarchiv, Patrimoniale Verwaltung und Justiz, Herrschaft (Erz)bistum Wien, B 6 – Abhandlungen Geistliche, 2.1.1.6 103 Christoph Palfinger.

Wiener Neustadt Hauptpfarre, Sterbebuch 01 (1.1.1591 – 31.12.1622), fol. 21v.

Ulrike Denk

Zuletzt aktualisiert am 10.01.2024 - 13:31