Georg Eder, Dr. jur. utr.

2.2.1523 – 19.5.1587
geb. in Freising, Deutschland gest. in Wien, Österreich

Funktionen

Dekan*in Juridische Fakultät 1555
Rektor 1557/58
Rektor 1558
Rektor 1558/59
Rektor 1559
Dekan*in Juridische Fakultät 1559/60
Rektor 1560
Rektor 1569/70
Dekan*in Juridische Fakultät 1570
Dekan*in Katholisch-Theologische Fakultät 1571
Rektor 1571/72
Dekan*in Juridische Fakultät 1572
Rektor 1580
Dekan*in Juridische Fakultät 1580/81
Rektor 1581/82
Rektor 1582
Dekan*in Juridische Fakultät 1582/83
Rektor 1584

Georg Eder (Oeder) wurde am 2. Februar 1523 in Freising (Bayern) geboren, er starb am 19. Mai 1587 in Wien. Sein Epitaph befindet sich im Dom zu St. Stephan in der Vorhalle des Nordturms. Der Jurist, Theologe, begeisterte Humanist und Reichshofrat zählte zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Universität Wien, er gilt als ein höchst aktiver Vertreter der katholischen Gegenreformation und enger Vertrauter der Jesuiten.

Eder stammte aus einer einfachen Freisinger Familie. Mit Hilfe von großzügigen Gönnern – darunter der spätere Jesuit Petrus Canisius – absolvierte er ab 1541 das Artes-Studium in Köln und fungierte dann als Schuldirektor der Lateinschule in Passau. Anschließend widmete er sich dem Studium der Jurisprudenz. Eder war zweimal verheiratet. Mit seiner ersten Frau Katharina Reicher aus Halle (1559 begraben am St. Stephans Friedhof), hatte er drei Söhne. Zwei seiner Söhne (Maximilian und Bernhard) hat er selbst als Rektor im Jahre 1571 in die Matrikel der Universität Wien aufgenommen. Seine zweite Frau Rosina Gerchinger (verwitwete Neubeck) stammte aus Augsburg. Sie starb 1573 in Wien.

Im Wintersemester 1549/50 wurde Eder in die Wiener Hauptmatrikel als Kölner Magister aufgenommen. In rascher Folge wurde er 1550 zum Baccalaureus und 1551 zum Doctor utriusque iuris promoviert. Sein rhetorisches und schriftstellerisches Talent und potente Fürsprecher ebneten ihm den Weg zu Einfluss und Anerkennung im geistigem und politischem Leben Wiens. Er wirkte 1558–1563 als niederösterreichischer Kammerprokurator und 1563–1587 als Mitglied des obersten Gerichtshofes (Reichshofrat) und gewann großen Einfluss bei Hof als enger Berater dreier Kaiser (Ferdinand I., Maximilian II., Rudolf II.).

Obwohl Eder keine Lehrkanzel vertrat, fungierte er zwischen 1557 und 1584 elfmal (!) als gewählter Rektor der Wiener Universität, fünfmal als Dekan der Juridischen (1559, 1570, 1572, 1580, 1582), einmal der Theologischen Fakultät (1571), 1551 bis zu seinem Tod als Senior der Juridischen Fakultät sowie als Prokurator der Rheinischen (1552) und der Ungarischen Akademischen Nation (1572). Seine Funktion als Rektor der Universität übte er mit großer Entschlossenheit und Härte aus. Besonderen Wert legte er auf ihre rechtliche Stellung als eigenständige akademische Gerichtsgemeinde. Er ging sogar so weit, ein immatrikuliertes Mitglied der Hochschule mit Gewaltanwendung aus der klösterlichen Haft im benachbarten Dominikanerkloster zu befreien. Dies hatte die Aussprechung des Kirchenbannes gegen ihn zur Folge. Besonders wichtig war Eder die Belebung der humanistischen Traditionen aus der Zeit Kaiser Maximilians I. Er betrieb die Wiederbegründung des Wiener Poetenkollegs und die Erneuerung der Poetenkrönungen. Dies stand im Zeichen des Kaiserkults und der Wahl Ferdinands I. zum Römischen Kaiser (1558). Er hatte vier Jahre zuvor die Universität mit einer umfassenden Reform (Reformatio nova) vor dem drohenden Untergang bewahrt und die Hohe Schule als hervorragende Pflanzstätte zur Verbreitung der Religion und zur richtigen Führung des Staates bestimmt. Zur Erreichung dieses Zieles hatte der Landesfürst bereits 1551 den mit Eder in bestem Einvernehmen stehenden Jesuitenorden nach Wien berufen.

Im Gefolge der Kaiserwahl wurde an der Universität das Collegium poetarum wieder errichtet und die feierliche Krönung der Poeten wieder eingeführt. In pompösen Panegyriken wurde der Ruhm und Glanz des habsburgischen Kaisers als erfolgreicher Kriegsherr und Förderer der Musen verbreitet. Zudem erhielt die Universität Wien ein Universitätsszepter als besonderes Hoheitszeichen des Rektors, das bis heute erhalten geblieben ist. Davor waren dem rector magnificus bei offiziellen Anlässen nur die mit christlichen Symbolen verzierten Szepter der vier Fakultäten vorangetragen worden. Das Rektors- bzw. Universitätsszepter trägt im Gegensatz dazu eine Kaiserkrone, die an die Herkunft der universitären Privilegien erinnern soll. Die Beteiligung Eders bei der Anschaffung und Gestaltung dieses Rektorsstabes ist nicht aktenkundig. Da Eder das Rektorsamt von 1557/58–1559/60 durchgehend ausgeübt hat, ist anzunehmen, dass er als kaiserlicher Rat eine entscheidende Rolle bei seiner Beschaffung und Gestaltung gespielt hat.

Eder ist oft mit öffentlichen Reden sowie historischen und gegenreformatorischen Schriften hervorgetreten, die auch in Druck Verbreitung fanden. So hat er schon 1550 eine viel beachtete Totenrede auf den Verteidiger Wiens gegen die Osmanen von 1529, Graf Nikolaus von Salm-Neuburg, gehalten, später eine Trauerrede auf Kaiser Karl V. (1559). Im Namen der Universität begrüßte er Ferdinand I. als Römischen Kaiser in der Huldigungsschrift Triumphus D. Ferdinando I. Romanorum Imperatori [] (1558). Unter der Regierung des den Protestanten eher freundlich gesinnten Kaisers Maximilian II. kam Eders scharfe Polemik gegen die „augsburgischen Konfessionsverwandten“ und seine Kritik an den „Hofchristen“ nicht an. Sein Buch Evangelische Inquisition wahrer und falscher Religion […] (1573) rief den Zorn des Kaisers hervor, der den Auftrag gab, alle vorhandenen Exemplare zu vernichten. Dem Autor wurde verboten, in Zukunft über Religionssachen zu publizieren. Eder ging allerdings von seinem gegenreformatorischen Kurs nicht ab und publizierte auch unter Rudolf II. in gewohnt polemischem Stil. Seine Stellung als Reichshofrat wurde trotzdem nie in Frage gestellt.

Von besonderem historischen Wert sind seine zwischen 1573 und 1587 an die Herzöge von Bayern gerichteten Briefe, in welchen er ausführlich über die politischen und religiösen Zustände in Wien und Niederösterreich berichtet.

Kurt Mühlberger

Zuletzt aktualisiert am 06.02.2024 - 23:40

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