Saul Goldschlag

25.3.1891 – 1987
geb. in Rohatyn, Galizien / Рогатин, Ukraine gest. in Veyrier/Genf, Schweiz

Ehrungen

Ehrung Titel Datierung Fakultät
Denkmal „Vertriebene Historiker*innen“ 2022 Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät

Saul Goldschlag war der Sohn von Mechel (Michael) Goldschlag (Kaufmann in Rohatyn/Polen, 1864–?) und Gittel Taube, geb. Heller (1864–?). Er trat nach Absolvierung der Volks- und Bürgerschule in den Betrieb des Vaters ein und besuchte erst ab 1912 das Gymnasium. In seinem Lebenslauf gab er an, 1919 maturiert zu haben, im Rigorosenprotokoll ist der 24. Juni 1915 als Datum der Reifeprüfung (Matura) bei der k.k. Prüfungskommission am Bundesgymnasium II (Wien 2, Zirkusgasse 48) angegeben. Er war von Sommersemester 1919 bis Wintersemester 1923/24 sieben Semester an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät inskribiert, ohne das Doktorat zu erwerben.

Goldschlag trat 1923 als Bankbeamter in den Wiener Giro-Cassa-Verein ein, wo er aber 1925 "abgebaut" (entlassen) wurde. Im selben Jahr heiratete er Henia (Hella) Aschheim (1898–1983) und am 21. Jänner 1926 kam ihr Sohn Hugo zur Welt. Sie lebten zunächst in Wien 9, Marktgasse 6/13, und von 1926 bis 1932 in Wien 2, Ausstellungsstraße 7/10. 

Saul Goldschlag studierte von Wintersemester 1925/26 bis Wintersemester 1928/29 an der Philosophischen Fakultät Geschichte und Geografie.

Er meldete sich bereits am 1. April 1930 zu den Abschlussprüfungen (Rigorosen) im Hauptfach Geschichte und dem Nebenfach Geographie an und reichte seine Dissertation "Die Wiener führende Presse und der deutsch-französische Krieg 1870/71" ein, die am 23. Mai 1930 von den Begutachtern Prof. Wilhelm Bauer (1877–1953) und Prof. Alfons Dopsch (1868–1953) approbiert wurde. In den folgenden fünf Jahren kam das Promotionsverfahren zu Stillstand. In dieser Zeit zog Goldschlag mit seiner Familie vier Mal um und wohnte ab Mai 1936 in Wien 9, Rotenlöwengassse 3/2/7. Erst am 1. Juli 1937 absolvierte er erfolgreich das zweistündige Rigorosum bei Bauer, Dopsch und Hugo Hassinger (1877–1952); bei Letzteren bestand er erst im zweiten Anlauf am 12. Juli 1937. Goldschlag war 1938 nicht mehr an der Philosophischen Fakultät inskribiert, sondern befand sich bereits im Stadium der Abschlussprüfungen. 

Wiederum fast ein Jahr nach der ersten Abschlussptüfung - nach der nationalsozialistischen Machtübernahme - trat Saul Goldschlag am 6. Juli 1938 zum einstündigen Rigorosum (Philosophicum) bei Prof. Otto Tumlirz (1890–1957) und Prof. Hans Eibel (1882–1958) an, bestand und konnte damit, nach längerer Unsicherheit, doch noch sein Studium abschließen. Im Alter von 47 Jahren konnte er am 21. Juli 1938 unter zahlreichen symbolischen Diskriminierungen im Rahmen einer "Nichtarierpromotion" promovieren, bei gleichzeitig ausgesprochenem Berufsverbot im gesamten Deutschen Reich.

Saul Goldschlag musste aus Wien fliehen und meldete seinen Wohnsitz im Dezember 1938 ins "Ausland" ab. Mit seiner Frau Henia (Hella) und dem gemeinsamen Sohn, dem späteren Kardiologen Dr. Hugo Goldschlag (1926-2009), emigrierte er nach Genf/Schweiz, wo er bis zu seinem Tode lebte.

Saul Goldschlag starb 1987 und wurde am jüdischen Friedhof in Veyrier, Kanton Genf/Schweiz bestattet.

Ehrung

Seit 2009 wird an ihn im "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" erinnert (online).

Seit 2022 findet sich sein Name auch auf dem Denkmsl "Wenn Namen leuchten | Denkmal für die im Nationalsozialismus vertriebenen Geschichte-Studierenden und -Lehrenden der Universität Wien", im ersten Stock des Hauptgebäudes der Universität.

Archiv der Universität Wien/Nationale IUR 1919-1924, PHIL 1925-1938, PHIL Rigorosenakt und -protokoll Nr. 10580, Promotionsprotokoll PHIL 1931-1941 Nr. 2826.
Wiener Stadt- und Landesarchiv, Meldeauskunft MA8-B-MEW-6368/2012.
Freundlicher Hinweis seiner Urgroßnichte Ruthy Erez, Israel 10/2012.
www.ancestry.de

Katharina Kniefacz, Herbert Posch

Zuletzt aktualisiert am 26.03.2024 - 21:36

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