Repräsentation

15. Jhdt.–20. Jhdt.

Die Universität Wien entwickelte seit ihrer Gründung 1365 verschiedenste Symbole und Rituale, die sie nach außen als Interessengemeinschaft repräsentierten: Nach der Gründungsurkunde sowie anderen Regeln des akademischen Lebens, die in Matrikel und Statuten bzw. Wahl der Rektoren und anderer universitärer Würdenträger zum Ausdruck kam, gehörten dazu auch bald Symbole wie Siegel, Szepter, Kleidung, die das Gemeinschaftsgefühl in der universitas gerade auch in ihrer Repräsentation nach außen stärkte.

An den Universitäten entwickelten sich bereits im Mittelalter erste Aspekte einer Memorial- und Festkultur, welche die Legitimität der Institution und die Gruppenkultur der universitas förderte (würdige Begräbnisse für verstorbene Universitätsgelehrte, Totengedenken für diese sowie für den Universitätsgründer; Feste der Fakultäts­patrone, Wahlakte, Amtsübergaben und Promotionen etc).

Der akademische Kalender der Universität Wien sah bereits ab dem ausgehenden 14. Jahrhundert zentrale Feiertage vor: „An Heiligenfesten feierte die Gesamtuniversität seit 1387 den St.-Gregorius-Tag (12. März) und das Fest. Des hl. Benedikt (21. März), ab 1396 eine jährliche Gedenkmesse für den Stifter der Universität, seit 1472 auf Befehl des Kaiser Friedrichs III. die Feste der Heiligen Thomas v. Aquin und Augustinus. […] Schon nach den ältesten Statuten der Universität von 1385 waren die Marienfeste besonders feierlich mit Prozessionen zu begehen“, die in verschiedenen Wiener Kirchen gefeiert wurden. Als rein akademische Feiertage wurden ab dem 16. Jahrhundert das „Universitätsfest am 21. Jänner, der Gregoriustag (12. März), das festum palatii und die locatio magistrorum“ gefeiert. Zu den akademischen Feierlichkeiten zählte seit dem Mittelalter traditionell auch die Fronleichnamsprozession, später aber auch die Beteiligung an Feiern zum Einzug eines neugekrönten Herrschers oder neuverheirateten Herrscherpaares. Der Rektorstag wurde 1779 zugestanden, unter Joseph II. wurden die universitären Feiertage aber 1783 auf drei reduziert (Gottesdienst bei Schulanfang und -ende sowie zu Restaurationsfest, seit 1756 zur Erinnerung an Eröffnung des Jadotschen Universitätsgebäudes). An akademischen Traditionen entwickelte sich ab dem 17./18. Jahrhundert zunehmend auch die akademische Theater- und Musikpflege sowie die sportliche Betätigung v.a. das Fechten und Tanzen.

Die Universität Wien feiert heute aus unterschiedlichen Anlässen akademische Feiern: die Inaugurationsfeier des Rektors, die Verleihung von Ehrentiteln, -zeichen und -diplomen sowie AbsolventInnenfeiern sowie akademische Gedenkfeiern. Hier kommen genaue Regelungen für das Zeremoniell sowie alte Insignien der Universität zum Einsatz, die den akademischen Ritualen den Eindruck von Anciennität verleihen, Macht und Würde demonstrieren, für den universitären Alltag aber keine Rolle spielen.

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