Ludwig Freiherr von Türkheim, Dr. med.

14.5.1777 – 14.4.1846
geb. in Wien, Österreich gest. in Wien, Österreich

(Ludwig Freiherr von Türckheim)

Funktionen

Rektor 1816/17
Rektor 1828/29

Ludwig Freiherr von Türkheim, Sohn des Hofrats und späteren Staatsrats Karl Ludwig von Türkheim, studierte ab 1796 Medizin und Rechtswissenschaften an der Universität Wien, unter anderem bei Johann Peter Frank, dem Direktor des Wiener Allgemeinen Krankenhauses. Im Jahr 1800 zum Doktor der Medizin promoviert, wurde Türkheim im selben Jahr als Mitglied in die Medizinische Fakultät aufgenommen. Nachdem er für einige Zeit als praktischer Arzt in hohen gesellschaftlichen Kreisen tätig gewesen war, trat er in den Staatsdienst ein und wurde 1811 Mitarbeiter des Protomedicus Andreas Josef von Stifft.

Ludwig von Türkheim fungierte in den Studienjahren 1816/17 und 1828/29 als Rektor der Universität Wien und wirkte daneben als Leibarzt der Familie von Erzherzog Franz Karl.

Gleichzeitig mit der Ernennung zum Hofrat 1817 übernahm Türkheim die Stelle des Sanitätsreferenten bei der k. k. vereinigten Hofkanzlei. Zudem wurde er zum Vizedirektor des medizinisch-chirurgischen Studiums (neben dessen Direktor Stifft) sowie zum Beisitzer und medizinischen Referenten der Studien-Hofkommission ernannt. In diesen Funktionen hatte er bedeutenden Anteil an der Organisation der bald weltweit führenden Wiener Medizinischen Schule.
Türkheim, der selbst nie durch eigene wissenschaftliche Leistungen hervortrat, schuf die Rahmenbedingungen für den Aufbau einer modernen naturwissenschaftlich orientierten Medizin. Er setzte eine Reihe von Reformen in der medizinischen Forschung und Lehre durch und förderte die Spezialisierung neuer Fachbereiche, die Entstehung neuer Kliniken und Lehrstühle sowie die Berufung herausragender Mediziner als Lehrkräfte am Wiener Allgemeinen Krankenhaus. So holte Türkheim den als Armenarzt tätigen Internisten Joseph Skoda, später neben Carl Rokitansky das Haupt der jüngeren Wiener medizinischen Schule, an das Allgemeine Krankenhaus und schuf für ihn eine neue Abteilung für Brustkranke, die Skoda ab 1840 leitete. Ab 1842 konnte der Dermatologe Ferdinand Hebra am AKH klinische Kurse über Hautkrankheiten halten. Im selben Jahr ermöglichte Türkheim Carl Rokitansky und Joseph Skoda Studienreisen nach Paris, um dort die Fortschritte und Leistungen der französischen Medizin kennenzulernen. Unter seiner Mitwirkung wurde 1843 eine eigene gynäkologische Station am AKH eingerichtet, 1844 die pathologische Anatomie unter Rokitansky zum ordentlichen Lehrfach erhoben und ein Laboratorium für pathologisch-chemische Untersuchungen sowie 1846 eine eigene Nervenabteilung unter Leitung Ludwig Türcks gegründet. Unter Türkheims Leitung begann mit der Einrichtung der Zweiten Chirurgischen Universitätsklinik unter Franz Schuh 1842 zudem die Schaffung von Parallelkliniken für einzelne Fächer.

Gemeinsam mit Franz Wirer von Rettenbach beförderte Ludwig von Türkheim zudem den fachwissenschaftlichen Austausch innerhalb der Wiener Medizin – zunächst durch regelmäßige Sitzungen in Türkheims Privatwohnung, ab 1836 im Rahmen der von ihnen gegründeten Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Auf Basis der von ihm bis 1845 ausgearbeiteten, aber aufgrund seines frühen Todes nicht mehr umgesetzten neuen medizinischen Studienordnung sollte Ernst von Feuchtersleben 1848 einen Entwurf für wesentliche Studienreformen vorlegen.

Für seine Verdienste wurde Ludwig von Türkheim vielfach geehrt und ausgezeichnet: So ernannte ihn die Akademie der Wissenschaften und Künste in Padua 1817 zum Ehrenmitglied. Als Mitglied gehörte er der Landwirtschaftsgesellschaft in Wien (1818), der medizinischen gelehrten Gesellschaft in Venedig, der physikalisch-medizinischen Gesellschaft in Erlangen (1819), dem Atheneum in Venedig sowie der medizinisch-botanischen Gesellschaft in London (1830) an. Bereits 1817 zum Hofrat erhoben, erhielt Türkheim 1837 das Ritterkreuz des ungarischen St. Stephan-Ordens sowie 1843 das Kommandeurkreuz des Zähringer Löwenordens im Großherzogtum Baden und das Ritterkreuz des königlich bayerischen Civil-Verdienst-Ordens.

Zuletzt aktualisiert am 03.12.2021 - 16:23

Druckversion