Wilhelm Edler von Well, Dr. med.

16.2.1797 – 27.10.1879
geb. in Wien, Österreich gest. in Wien, Österreich

Funktionen

Rektor 1848/49

Wilhelm Edler von Well, Sohn von Joseph Edler von Well, absolvierte das Gymnasium in Wiener Neustadt und nahm anschließend das Studium der Medizin an der Universität Wien auf, wo u.a. Andreas Josef von Stifft zu seinen Lehrern zählte. Mit der Dissertation „Sistens animadversiones quasdam circa originem et causas morborum psychicorum“ wurde er am 24. Dezember 1821 zum Doktor der Arzneikunde (Medizin) promoviert. Nach seinem Studienabschluss wurde Well Sekundararzt im Allgemeinen Krankenhaus und war in den Folgejahren in verschiedenen Klinikbereichen tätig, darunter im Findelhaus, auf der gynäkologischen Abteilung und am Institut für Schutzpockenimpfung. Daneben betrieb er ab 1826 eine angesehene Privatpraxis in Wien.

An der Universität Wien fungierte Well 1825 als Prokurator der Österreichischen Nation. In dieser Funktion war er gemeinsam mit dem Prokurator der Sächsischen Nation, Blasius Primus von Knees, für die Vorbereitungen des Restaurationsfestes im April 1825 zuständig. Diese Feier fand seit 1757 alljährlich in Erinnerung an die Reformen Maria Theresias statt, die die Universität Wien aus dem Einfluss des Jesuitenordens in den staatlichen Verantwortungsbereich überführt hatten.

1836 wurde Wilhelm von Well zum Vizedirektor des medizinisch-chirurgischen Studiums an der Universität Wien ernannt und hatte damit gemeinsam mit Andreas Josef von Stifft und Ludwig von Türkheim großen Einfluss auf die Gestaltung des Medizinstudiums sowie die Berufung von Professoren in diesem Bereich. 1837 wurde Well als Mitglied in die Studien-Revisions-Kommission berufen. Für mehrere Jahre fungierte er zudem als Superintendant der Krausweillerʼschen, der Perlacherʼschen sowie der Sabiziʼschen Universitäts-Stiftungen zur Förderung bedürftiger Medizinstudenten.

Wilhelm von Well stieg 1845 zum Vizepräses der Medizinischen Fakultät auf und stand damit dem Präses Johann Nepomuk von Raimann, der gleichzeitig die medizinisch-chirurgischen Studien leitete, zur Seite. Well war der erste Vizepräsident, der nicht gleichzeitig als erster kaiserlicher Leibarzt eng an das Kaiserhaus gebunden war und damit weitgehend selbständig sein Amt ausüben konnte. 1847 übernahm Well schließlich Raimanns Position als Direktor der medizinisch-chirurgischen Studien und wurde zugleich zum Referenten der Studien-Hofkommission mit dem Charakter eines Regierungsrates ernannt.

Nach dem Ende der Revolution 1848 und dem Tod des amtierenden Rektors Sebastian Jenull im Dezember 1848 fanden die Wahlen für die neue Universitätsleitung aufgrund des Ausnahmezustands erst verspätet im Frühjahr 1849 statt. Wilhelm von Well wurde als letzter Rektor der Universität Wien vor der Umstrukturierung durch die Thun-Hohenstein’schen Universitätsreform von den Prokuratoren der vier akademischen Nationen in das höchste Universitätsamt gewählt. Am 7. Dezember 1849 übergab er das Amt an seinen Nachfolger Andreas von Baumgartner.

Bereits im Jänner 1849 war Well in den Staatsdienst eingetreten und zum Obermedizinalrat im Ministerium des Inneren ernannt worden. Im Zuge der Reorganisation des Medizinalwesens unter der Ägide von Minister Franz Seraph von Stadion bildete Well gemeinsam mit Franz Xaver von Güntner und Reichstagsabgeordneten Ferdinando Freiherr von Gobbi das im Innenministerium angesiedelte Obermedizinalgremium für Österreich, wobei Güntner für den Fachbereich I. Spitalwesen, Well für II. Medizinische Polizei und Fakultäten und Gobbi für III. Quarantänen und Seesanität verantwortlich zeichnete. Nach Auflösung dieses dreiköpfigen Kollegiums 1850 wurde Güntner Sanitätsreferent im Ministerium des Inneren, während Well im Rang eines Sektionsrates als Referent für das medizinisch-chirurgische Studium ins Ministerium für Cultus und Unterricht und Gobbi als Leiter des Seesanitätswesens in das Handelsministerium berufen wurde.
Als Nachfolger Güntners wurde Well 1856 in das Ministerium des Inneren zurückberufen, wo er als Ministerialrat bis zu seiner eigenen Pensionierung 1865 wirkte.

Auch im Ruhestand betrieb Well seine ärztliche Praxis weiter und fungierte 1868 als Herausgeber der „Österreichischen medicinischen Wochenschrift“.

1860 erbte er von seinem verstorbenen Bruder Jacob Johann von Well die Apotheke „Zum schwarzen Bären“ sowie eine Mineralwasserhandlung in Wien, die er jedoch nicht selbst leitete, sondern verpachtete.

Für seine Verdienste für das Sanitätswesen erhielt Wilhelm von Well 1859 den Leopolds-Orden. Außerdem war er Ehrenmitglied des Allgemeinen Österreichischen Apotheker-Vereines.

Katharina Kniefacz

Zuletzt aktualisiert am 03.04.2024 - 21:08

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